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"Was ist das denn jetzt?", fluchte ich.
"Alles in Ordnung, Miss?", fragte der Barkeeper. Ich blickte verwundert auf, bis mir auffiel, dass ich laut geredet hatte.

Ich saß an der Theke in einer kleinen Bar in Louisiana und versuchte verzweifelt herauszufinden, wie das elektronische Viereck funktionierte, mit welchem hier alle herumliefen. Ich hatte mir dann letzten Endes nämlich auch eins gekauft. Der Verkäufer hatte mir zwar grob erklärt, wie ich ein Handy benutzen konnte, aber es war viel komplizierter, als ich gedacht hatte.

Ich überlegte kurz. Wenn der Barkeeper mich schon so fragte, dann konnte er mir vielleicht bei meinem Problem helfen.
"Ich würde gerne eine Dating-App herunterladen. Könnten Sie mir vielleicht zeigen, wie das geht?", fragte ich.
"Eigentlich wollte ich wissen, ob Sie noch ein Getränk haben wollen, aber eine App herunterzuladen bekomme ich auch hin.", erklärte er hilfsbereit.

Ich überreichte ihm mein Handy und er zeigte mir, wonach ich gefragt hatte. Nachdem er mir das Handy zurückgegeben hatte, bedankte ich mich und widmete mich nun der App.
Ich hatte letztens hier in der Bar aufgeschnappt, wie jemand von einer Dating-App gesprochen hatte und dass man dort Leute kennenlernen konnte. Ich wollte zwar keine Beziehung oder sonstiges, aber ich hatte die Hoffnung, dadurch Bucky zu finden. Das erwies sich nämlich als äußerst schwierig, wenn man sich nicht in der Zeit auskannte. Trotzdem war ich es Steve schuldig, da seine einzige Bitte an mich war, für Bucky da zu sein.

Laut Steve hätte ich eigentlich kein Problem haben sollen, Bucky zu finden, denn er hatte mir versichert, dass die Avengers da sein würden, wenn ich im Jahr 2023 landen würde, aber dies war nicht der Fall gewesen.
Ich kam zwar in dem richtigen Jahr und auch an dem gewollten Ort an, fand mich jedoch, wie ich herausgefunden hatte, sechs Monate nach dem geplanten Datum wieder.

Ich war umringt von Bäumen gewesen und nicht weit weg von mir hatte sich das zerstörte Hauptquartier der Avengers befunden, doch nirgendwo hatte ich jemanden gesehen. Ich hatte versucht, dort Hinweise zu finden, die mir hätten verraten können, wo alle anderen sich aufhielten, aber ich hatte nichts Nützliches gefunden.
Dazu kam noch, dass ich bis heute keine Ahnung hatte, wie die meisten von den Avengers aussahen. Ich kannte zwar die Namen, konnte diesen aber keinen Gesichtern zuordnen.
Mein Bruder hatte mich also ins kalte Wasser geworfen. Danke, Steve!

Ich öffnete also die Dating-App, um Bucky auf diese Weise aufzuspüren. Ich hatte das Gefühl, dass er Online-Dating ausprobieren würde. Denn als ich ihn kannte, war er ein richtiger Player gewesen, doch Steve hatte mir erklärt, dass Bucky sich verändert hatte. Was ihm passiert war, wollte Steve nicht genauer erläutern. Er hatte nur gesagt, ich solle ihn selbst darauf ansprechen.
Das einzige, was ich geglaubt hatte zu wissen, war, dass er 1945 gestorben war. Aber wie es aussah, stimmte das ja nicht.

Mir wurden, nachdem ich mich bei der App angemeldet hatte, viele Profile angezeigt, doch nach einer langen Zeit des Herumwischens schloss ich die App wieder, da ich keine Geduld mehr besaß. Mir wurden nur Personen angezeigt, die mir absolut nicht weiter helfen konnten.

Ich nahm mein Glas und nippte an meinem Whisky, während ich der Musik in der Bar lauschte. Ein paar Leute tanzten auch.
Ich war, seit ich mich in diesem Jahr befand, schon ein wenig herumgereist, um die Avengers zu finden, doch ich hatte kein Glück gehabt. Also ging ich seit einigen Tagen durchgehend in diese Bar, um auf magische Weise einen anderen Ansatz zu finden.

Es waren insgesamt schon fast vier Wochen seit meiner Zeitreise vergangen und diese hatten sich wie eine Ewigkeit angefühlt, in der ich absolut nichts über Buckys Standort herausgefunden hatte. Ich fühlte mich hilflos.
Ich wusste nur, dass die Avengers anscheinend getrennte Wege gegangen waren, Amerika keinen Captain mehr besaß und ich Whisky mehr mochte, als ich zuvor vermutet hatte.

"Ladys and Gentlemen, Ihr neuer Captain America!", hörte ich plötzlich eine Frauenstimme. Sofort schoss mein Kopf nach oben und ich suchte, woher sie kam.
"Guten Morgen, Amerika!", rief eine andere Stimme.
Ich erblickte den Fernseher an der Wand und identifizierte diesen als Quelle.

"Hey, können Sie das lauter machen?" fragte ich den Barkeeper, während ich auf den Monitor zeigte.
Der Barkeeper kam meiner Bitte nach, drehte die Musik leiser und erhöhte den Ton der Sendung. In dieser sah man eine blonde Frau, die einen Mann in einem billigen Captain America-Anzug interviewte. Und er hielt Steves Schild.

Ich sah wohl sehr verwirrt aus, denn eine Frau, die neben mir saß, beantwortete die Frage, die mir im Kopf herumschwirrte: "Das ist John Walker, der neue Captain Amerika. Er wurde im Namen des Verteidigungsministeriums und des Präsidenten ernannt. Allerdings ist dieses Interview schon etwas älter, es wird nur ständig im Fernsehen wiederholt."
Auch die Frau schien, genau wie ich, nicht sonderlich erfreut darüber zu sein.
Das war definitiv nicht das, was mein Bruder gewollt hatte. Er hatte mir mitgeteilt, dass er vorhatte, einem guten Freund von ihm den Schild zu überreichen und er wollte dies ausdrücklich selbst tun.
Was ist also geschehen?

"John, ich denke das erste, was alle wissen wollen, ist: Wie ist das so für Sie, Captain America zu sein? Kreisen Adler über ihrem Kopf, überall wo Sie hingehen?", fragte die Frau, woraufhin ich nur die Augen verdrehen konnte.
Dieser Mann war nicht Captain America. Er konnte Steve nicht einfach so ersetzen, indem er einen Anzug anzog oder Steves Schild in die Hand nahm und sich Captain America nannte.

Meine Hände umklammerten fest das Glas vor mir. Die Frau zählte jetzt John Walkers Leistungen auf, doch ich konnte kaum noch zuhören.

"Ich finde es toll, dass das, was ich tue, den Menschen Sicherheit gibt. Steve Rogers war einer, der das zu tun vermochte. Er gab mir Hoffnung. Obwohl ich ihm nie begegnen bin, ist er wie ein Bruder für mich."
Das waren die Worte, die das Fass zum überlaufen brachten. Steve war mein Bruder, aber ich musste ihn ja verlassen.
Ich trank mein Glas in einem Zug aus, stellte es energisch auf die Theke und verließ so schnell ich konnte die Bar.

🖤

Hey! Ich habe es endlich geschafft, mit meiner neuen Story anzufangen. Ich hoffe, das sie genauso gut ankommt, wie meine letzte.
Das war auf jeden Fall das erste Kapitel.

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till the end of the line ~ Bucky BarnesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt