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Sarah hatte nicht gelogen. Die Arbeit im Fischereibetrieb war in der Tat anstrengend. Ich half ihr jetzt schon seit ein paar Tagen und wir beide waren gerade dabei, einige Netze zu flicken. Ihre Söhne halfen sogar ebenfalls mit.

"So, das war das letzte Netzt für heute.", kündigte Sarah an und ihre Kinder stürmten hastig davon.
"Du bist echt eine große Hilfe, Sophia, danke.", sagte Sarah zu mir, während sie das Netz weg packte.
"Gerne. Allerdings kann ich nicht ewig hier bleiben.", teilte ich ihr mit und senkte den Kopf.
Ich mochte es, hier zu sein. In den letzten Tagen hatten Sarah und ich uns schnell angefreundet und ihre Söhne hatten sich auch an mich gewöhnt. Nur Sam, ihren Bruder, hatte ich noch nicht kennengelernt.

Sarah nickte. "Ich weiß. Du musst noch deinen Freund suchen."
"Ja, dank dir habe ich jetzt wieder etwas Geld, um weiter zu reisen. Ich werde wahrscheinlich bis Ende der Woche bleiben.", erklärte ich ihr.
Wir hatten heute Montag, also blieb uns noch eine Woche.
"Du kannst, wenn du ihn gefunden hast, gerne wiederkommen und ihn uns vorstellen. Immerhin ist er der Grund für das alles hier.", lachte sie scherzhaft.
"Werde ich.", stieg ich in ihr Lachen ein.

~

Es war mittlerweile Nachmittag und Sarah kam ins Wohnzimmer, wo ich auf der Couch saß.
"Rate mal.", sagte sie, um meine Aufmerksamkeit zu erlangen. Ich sah zu ihr hoch.
"Wir haben letzte Woche alle hart gearbeitet und deshalb lädt uns Carlos heute alle zu einem Grillabend am Steg ein.", informierte sie mich.
"Das trifft sich gut, denn ich sterbe jetzt schon vor Hunger.", sagte ich.
"Wir treffen uns leider erst in 2 Stunden, also musst du noch so lange durchhalten.", antwortete sie darauf. "Und davor muss ich noch Sam anrufen."
"Wieso? Worum geht es?", hakte ich nach.
"Um das Boot unserer Eltern. Sam will es unbedingt behalten, aber meiner Meinung nach wäre es in unserer Situation vorteilhafter, es zu verkaufen. Wie du weißt, ist es schwer, das Geschäft am Laufen zu halten.", erklärte sie.

Ich überlegte.
"Wie wäre es denn, das Boot zu renoviert und es dann zu vermieten. So würdest du damit zusätzlich Geld verdienen.", schlug ich vor.
"Daran haben wir auch schon gedacht, allerdings bekommen wir von der Bank keinen Kredit. Oder besser gesagt, von allen Banken.", teilte sie mir mit.
"Mmh. Ich verstehe dich, aber ich glaube es ist wirklich besser, nochmal mit Sam zu reden, so wie du gesagt hast.", stimmte ich ihr zu.

Daraufhin holte sie ihr Handy aus der Hosentasche und wählte seine Nummer. Sie stellte das Telefonat auf Lautsprecher, da sie nebenbei noch Honig in Gläser füllte.
Es dauerte eine Weile, bis er abhob.
"Hallo?", sagte er.
"Hey, uhm, wir müssen über dieses Problem reden. Das lässt mir einfach keine Ruhe.", sagte Sarah gleich.
"Und von welchem Problem genau sprichst du?", wollte Sam wissen, woraufhin Sarah die Augenbrauen hochzog, obwohl man dies durch das Handy sowieso nicht sah.
"Bist du high?", stellte sie eine Gegenfrage, wartete aber keine Antwort ab, sondern sprach gleich weiter: "Du kennst das Problem. Es ist das einzige, was wir haben."
"Welches Problem, Sarah, sag es.", sagte er diesmal in einem fordernden Ton.
"Das verfluchte Boot. Und pass auf, wie du mit mir redest, ja? In der Bank hab' ich's dir durchgehen lassen", antwortete Sarah jetzt genervt.
"Die Bank, ja, die waschen so viel Geld für mich. Die knicken schon ein.", fuhr er fort. Jetzt war ich die jenige, die fragend schaute.
"Ach? Warum lief es dann so mies, Mister Superheld?", fragte sie nach.
"Ja, Superheld, ganz richtig. Wirst schon sehen, wenn ich diesen Bänker kalt mache.", teilte Sam uns mit und ich zog meine Augenbrauen zusammen.
War ich hier bei einer Mafia gelandet und wusste es nur nicht?

Auf einmal hörte ich ein lautes Rascheln und als ich mich umdrehte, lagen auf dem ganzen Boden Cheerios verteilt. Daneben stand Cass mit einer leeren Tüte in der Hand. Sie mussten ihm wohl herunter gefallen sein.
Als Sarah dies bemerkte, verdrehte sie die Augen.
"Cass, was hab' ich dir zu den Cheerios gesagt? Ich hab' keine Zeit dafür!", rief sie energisch.
Dann wendete sie sich wieder dem Telefonat zu: "Sam, tut mir leid. Ich ruf' dich später nochmal an."
Gerade als Sarah auflegen wollte, hörte das Telefonat abrupt auf. Sie schüttelte nur den Kopf.

"Was war das denn? Die Bank wäscht Geld für euch?", fragte ich ungläubig.
"Nein, um Himmels Willen!", antwortete sie rasch. "Ich weiß auch nicht, was das sollte. Vielleicht wollte er einfach nur vom Thema ablenken.", vermutete Sarah und ich stimmte ihr zu. Es hatte auf mich vorher auch nicht so gewirkt, als würde Sarahs Familie irgendetwas illegales tun.
Auch mein Bauchgefühl sagte mir nichts negatives, aber trotzdem, nur für den klitzekleinen Fall, dass es anders war, als Sarah behauptete, war ich jetzt mehr aufmerksam. Ich kannte ihren Bruder ja nicht.

🖤

Das Update hat doch etwas länger gedauert, da ich im Urlaub war, aber hier ist das neue Kapitel.

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till the end of the line ~ Bucky BarnesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt