Abendsonne

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Wie auch immer, ich war ihm sehr dankbar dafür. Immer wieder musterte ich ihn einige Sekunden lang. Seine Hände am Lenkrad, die Sonnenbrille welche auf seiner Nase ruhte und auch das ein oder andere Lächeln. Er merkte meine Blicke, doch um ehrlich zu sein wollte ich diese nicht verstecken. Er ist ein hübscher Mann, nichts wofür es sich zu verstecken braucht.
Auf ungefähr der Hälfte des Weges drehte er eins meiner Lieblingslieder auf. Ganz kurz schien ich Unsicherheit seinerseits wahrzunehmen dich diese verflog ganz schnell als er leise anfing zu singen. Ich sah ihn an. Für eine Sekunde kreuzten sich unsere Blicke. Wir grinsten beide. Ich fing ebenfalls an zu singen. Wir heizten uns beide gegenseitig auf und sangen um die Wette.
Ich fühlte mich sicher.
Er bat mich, ein deutsches Schlagerlied in die Warteschlange zu packen. Zuerst war ich etwas verwundert doch als er laut anfing mitzukrakehlen verstand ich es und stimmte mit ein. Die 600 Kilometer von Wolfsburg bis nach Hause fühlten sich mit ihm wie eine Sekunde an.
Als er die Ausfahrt nach München-Schwabing nahm drehte er die Autoanlage leiser.
Während wir uns immer mehr durch die Wohnviertel der Innenstadt schlängelten ging hinter uns die Sonne runter. Alles leuchtete in orangenen Tönen. Viele Menschen saßen vor den Bars und genossen die warmen Sonnenstrahlen auf ihrer Haut. Auch die Bar gegenüber meiner Haustür war gut besucht.
Ich lächelte ihn an. Am liebsten wär ich noch den ganzen Abend mit ihm gefahren. Doch übermorgen ist sein nächstes Spiel. Vor ein paar Tagen hatte ich mich noch gefreut, dass ich mich davor drücken konnte und Samira mit ihrem Freund dorthin fährt doch mittlerweile hätte ich zumindest einen guten Grund, um das Spiel live zu sehen.
Manuel hielt am Straßenrand, zog seine Kappe tief ins Gesicht und schob die Sonnenbrille ein Stück nach unten.
Seine stahlblauen Augen sahen in diesem Licht noch ein wenig hübscher aus.
„Ich danke Ihn-" sofort merkte ich einen tadelnden Blick auf mir. „Ich danke dir..." korrigierte ich mich selbst ein wenig verlegen. Er nickte zufrieden und wollte schon etwas erwidern doch ich unterbrach ihn. „Das ist wirklich nichts selbstverständlich..." fuhr ich fort. Ein Lächeln ruhte auf seinen Lippen bevor er mich bat, meinen Blazer dich bitte nicht zu vergessen.
Im gleichen Moment beugten wir uns nach hinten zur hinteren Sitzreihe und griffen nach dem Oberteil. Unsere Hände berührten sich erst aus versehen, niemand tat jedoch was daran dies zu ändern. Mein Blick fiel erst auf seine Hände, sie waren gepflegter und weicher als gedacht. Auch als wir uns kurz in die Augen sahen, ruhte seine große Hand noch immer auf meiner. Abwechselnd huschten meine Augen von seinen Pupillen zu seinen Lippen und zurück.
Schließlich zog er seine Hand doch weg damit ich meinen Blazer an mich nehmen konnte. Ich zog diesen langsam auf meinen Schoß.
Dieser Blickwechsel eben hatte mich aus dem Konzept gebracht, denn er ging nicht nur von mir aus. Manu ging es ähnlich mit den Blicken. Die Stimmung in diesem dunklen Auto war plötzlich eine ganz andere geworden. Sie quälte mich tatsächlich ein bisschen. Auch wenn ich mich sicher fühlte, ich wollte raus um dieser ungewohnten, neuen Stimmung zu entkommen.
„Vielen lieben Dank dir nochmal." ehrlich sag ich ihm in die Augen und schnallte mich ab.
Blitzschnell lag seine Hand in meiner. Mein Blick fiel kurz auf unsere Hände, darauf wieder in seine Augen. Irgendwas schien in der Luft zu liegen, ich spüre es.
„Es war mir ein Gefallen." erwiderte er mit einem sanften lächeln und fing an währenddessen seine Hand langsam zu schütteln. Erneut drückte er nicht zu fest sondern mit einem angenehmen Druck. Er weiß genau, wie er seine Hände zu kontrollieren hat.
Mir schmeichelte die ganze Situation, ich befürchtete meine Wangen waren bereits unangenehm rot. „Auf Wiedersehen, Manuel." ich lächelte, meine Hand entzog ich sanft der seinen.
Ich warf ihm noch einen letzten Blick zu bevor ich zum Türgriff fasste und Ausstieg.
Auf dem Weg zur Haustür hatte ich meinen Schlüssel aus meiner Tasche gekramt. Nachdem ich endlich die 3 Stockwerke bis zu meiner Wohnung geschafft hatte und in meinem Flur stand lehnte ich mich an die Wand meiner Küche und atmete durch. Ich fing zu grinsen an. Erneut schlug mein Herz schneller.
Wäre ich noch eine Sekunde länger in diesem Auto geblieben hätte ich keine Kontrolle mehr über mich, meine Gedanken sowie meine Lippen gehabt.

Abseits des Stadions  - Manuel NeuerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt