6

4.2K 171 22
                                    

Es vergingen zwei Tage und heute würde der Unterricht richtig beginnen. Draco hing ihm seit jenem Tag ständig in den Ohren, aber Harry ignorierte es mittlerweile. Ein Glück teilte er sich kein Zimmer mit ihm. Seine beiden Mitbewohner waren zwar auch nicht ganz helle, aber wenigstens ließen sie ihn in Ruhe. Da waren einmal Justin Finch-Fletchley und Ernie Macmillan. Beide hatten sich zwar am Anfang um ihn geschart, aber nachdem Harry um etwas Alleinsein bat, taten sie ihm den Gefallen. Nun saß er auf seinem Bett und blätterte durch sein Tränke-Buch. Am Ende angekommen, seufzte er. Er glaubte, er wäre der einzige, der die Tränke in diesem Buch mit dieser Beschreibung perfekt brauen könnte. Justin und Ernie hatten sich jedenfalls schon beschwert, dass sie so gut wie nichts verstanden hatten.

Es war gerade einmal 5 Uhr morgens und Harry wusste nicht, was er genau machen sollte. Die Bücher hatte er alle durch und in seinem fotografischen Gedächtnis gespeichert und einige Zauber hatte er auch schon stablos ausprobiert. Brauchte er wirklich einen Zauberstab? Er hatte von Accio bis hin zum Wingardium Leviosa alles, auch ohne Stab, hinbekommen. Abgesehen von den unverzeihlichen Flüchen, welche nicht angewendet werden durften. Er stieg aus dem Bett. Die Ausgangssperre war seit Punkt 5 Uhr vorbei und die Schüler durften wieder aus ihren Häusern, ohne von den Lehrern Ärger zu bekommen. So verließ er dann auch das Zimmer und gleich darauf den Gemeinschaftsraum. Gleich neben seinem Haus war auch die Küche. Er klopfte an und ihm wurde sogleich geöffnet. Eine kleine Elfen-Dame sah ihn mit geweiteten Augen an.
,,Junger König… kommen sie rein", meinte sie und machte dem Jungen sofort Platz.
,,Vielen Dank, junge Dame."
Er trat hinein und die Elfen stockten in ihrer Arbeit.
,,Willkommen Zuhause, junger König", sprachen sie alle gleichzeitig und verbeugten sich bis zum Boden hinunter.
,,Bitte lasst euch von mir nicht stören. Ihr könnt beruhigt weitermachen."
Die Elfen nickten und bereiteten weiter das Essen vor.

Nach einer kurzen Zeit kam ein noch recht junger Hauself mit einem Tablett mit Keksen zu ihm.
,,Mein Herr, möchten Sie ein paar Kekse, während Sie hier sitzen?", fragte der kleine freundlich.
,,Danke, sehr freundlich. Mir scheint es, dass ihr besser über meine Rolle als König Bescheid wisst, als ich selbst. Das behagt mir nicht. Erzähl mir davon!", forderte er den kleinen Elfen auf und bat ihn den Platz neben sich an.
,,Wir Hauselfen werden sehr alt. Die Ältesten hier in Hogwarts sind schon 500 Jahre alt. Alles, was in der Vergangenheit passiert war, tragen wir an unsere Kinder weiter. So viel wie mir erzählt wurde, sollte ein Kind geboren werden, welches die britische Zauberwelt wieder zu einer Monarchie verhelfen soll. Soweit ich weiß, sah die Hexe damals, dass eine Demokratie nicht möglich zu sein schien und nur ein König alles richten könnte. Wenn der König wieder nach Hause zurückkehren wird, werden sich Godric Gryffindor und Salazar Slytherin wieder offenbaren und den König unterstützen." Harry nickte nach der Erklärung. Die ganze Königsrolle passte gut in seinen Plan hinein. Lächelnd legte er den kleinen Elfen eine Hand auf dessen Köpfchen.
,,Danke für die Erklärung, mein Kleiner. Du warst mir eine wirkliche Hilfe."
,,Vielen Dank, junger König. Ich helfe wo ich kann", strahlte der Kleine zurück und ließ sich den Kopf tätscheln.

Nach einiger Zeit stand Harry auf.
,,Ich habe noch was zu erledigen. Ich freue mich schon auf euer Essen." Höflich verabschiedete er sich von den kleinen Arbeitern und streifte durch die Gänge von Hogwarts, bis nach draußen und rüber zum Schwarzen See. Er hatte schließlich gesagt, dass er zurückkehren würde. Er setzte sich auf den Boden und rief mit seiner Aura den Kraken, oder auch Godric Gryffindor herbei. Während des Geschehens spürte er, dass er beobachtet wurde. Snape, sein Lehrer für Zaubertränke, schien ihn zu beobachten. Gut, das sollte ihn nicht weiter stören. Die Wasseroberfläche wurde unruhig und begann nach kurzer Zeit sich zu wölben, ehe der Krake daraus empor stieß.

》Guten Morgen, junger König《, sprach dieser freundlich und auch Harry begrüßte ihn.
》Wir werden beobachtet《, sprach er.
,,Ich weiß, aber das ist mir egal. Ich habe mich entschieden, ihn zu meiner Sammlung hinzuzufügen."
》Sammlung?《, fragte der getarnte Gründer.
,,Ja. Die Rolle als König hat mir in meinem Plan nur so in die Hände gespielt. Ich hatte sowieso vor, an die Macht zu kommen. Ist ja einiges, was ich so erfahren habe. Ich nehme mal an, dass alles über Salazar gelogen ist?", fragte er und der Krake stimmte zu.
》Morgana, unsere Tochter, verbreitete damals das Gerücht, mein Partner würde Muggelgeborene hassen und nur böses wollen. Sie wollte die Voraussage nicht glauben und stattdessen selber an die Macht. Wir mussten sie aufhalten, bevor es zuspät war, aber die ganzen Lügen konnten wir nicht mehr aus den Köpfen aller Menschen löschen.《

Harry nickte verstehend, bis er etwas spürte. Etwas, was nach ihm rief.
,,Was ist das?", fragte er.
》Unsere Tochter hat damals versucht an den Stab heran zu kommen, doch er ist nur für den König bestimmt, also für dich.《
,,Bring mich zu ihm!", forderte Harry ihn auf und der andere kam seiner Aufforderung nach. Mit einem Zauber war Harry vor dem Wasser geschützt und auch der Wasserdruck würde ihm nichts ausmachen. Der Krake umschlang seinen Körper mit einem Tentakel und zog ihn mit sich ins Wasser.

Severus sah alles überrascht mit an. Dieses Kind war ihm schon vom Betreten der Halle an ein einziges Phänomen gewesen. Er verhielt sich ganz anders als jedes andere Kind in seinem Alter. Er stand mit seinem Patensohn in Kontakt und Severus fragte sich, wie er dies Lucius beichten sollte. Sein Sohn war ein Hufflepuff. Der Mann würde einen Kollaps bekommen. Draco war nicht der Typ, der nach Hufflepuff gehörte. Er kam auch zu ihm und berichtete ihm von dem, was geschehen war. Laut dessen Aussage, war Potter noch beängstigender als sein eigener Vater oder womöglich der Dunkle Lord. Potter war nur ein Kind und sollte so manipulativ sein? Die Arroganz hatte er von seinem Vater, dies sah er in seinen Augen. Hinzu kam die Präsenz, die von dem Jungen ausging. Das war nicht normal. War das wirklich das Kind von Lily und James?

In einer Höhle wurde Harry dann von den Tentakeln losgelassen. Die Macht, die von dieser Höhle ausging, war gigantisch. Er saugte förmlich alles in sich auf. Vor ihm war ein kleines Podest mit einer Glaskuppel, worin der Stab auf einem roten Samtkissen thronte. Langsam ging er darauf zu und je näher er kam, desto stärker schien er zu pulsieren. Ja, er musste diesen Stab haben. Diese Macht, die ihn ans Ziel bringen würde. Kurz atmete er durch, um die Macht auf sich wirken zu lassen. Eigentlich brauchte er ja keinen Stab, aber dieser war erfüllt von Magie, dass er nicht anders konnte. Die Glaskuppel wurde nachgiebig, so dass Harry einfach hindurch fassen konnte. Kaum hatte er den Stab berührt, zog eine Druckwelle durchs ganze Land. Er selbst begann zu leuchten und blaue dünne Fäden zierten seinen Körper.
,,Mein König." Harry drehte sich ruhig um und erblickte einen recht dünnen Mann. Er besaß eine schlanke Figur und braunes, schulterlanges Haar. Die Kleidung war alt und doch zeugte sie von Reichtum.
,,Hast ja doch eine menschliche Gestalt", schmunzelte Harry.
Der Mann kniete vor ihm und man hörte ein leichtes Lachen.
,,Tatsächlich, junger Herr. Willkommen Zuhause. Das Schloss wird Ihnen gehorchen, genau wie die Hauselfen im Inneren."

Er ging auf den knienden Mann zu.
,,Nun Godric, was willst du jetzt machen? Einfach in die Große Halle gehen und sagen. "Ich bin der Gründer Gryffindors?" Ein Lachen war zu hören.
,,Nein. Mit Verlaub werde ich mich als Ihr Vertrauter ausgeben und Sie in der Schule begleiten. Ich bin Gestaltwandler. Ich kann jede erdenkliche Tiergestalt annehmen, wie mir beliebt."
,,Nun gut, dann bring mich wieder nach oben und verwandle dich in eine Schlange. Das Frühstück beginnt gleich und das lasse ich ungern aus. Jedes Kind braucht regelmäßige Mahlzeiten." Godric lachte leise.
,,Jaja, lach du nur. Wenn ich dich also bitten dürfte."
Harry war klar, dass das Lachen darauf bezogen war, dass der Löwen Gründer mit dem Schlangen Gründer verheiratet war und sich jetzt als Schlange ausgeben sollte. Godric verwandelte sich also wieder in einen Kraken, schnappte mit seinem Tentakel nach Harry und brachte ihn wieder an die Oberfläche des Sees.

Oben angekommen verwandelte Godric sich auch gleich in seine Schlange. Der Grünäugige hielt ihm seinen Arm hin, so dass das Tier sich bis zu seiner Schulter schlängeln konnte und es sich um seinen Hals gemütlich machte. Kurz ließ Harry noch einen Verband um den hinteren Teil der Schlange erscheinen.
,,So kann ich dann wenigstens sagen, dass ich mich um dich kümmere, solange du verletzt bist", erklärte er und die Schlange nickte ihm zu. Als er sich umdrehte, stand er vor ihm.
,,Mr. Potter…"

Das Wunderkind (F.f Auf Storyban)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt