Aussprache

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In den nächsten Tagen hielt ich Abstand

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In den nächsten Tagen hielt ich Abstand.

Selbst zu Kai, der mehrmals angerufen hatte, aber ignoriert wurde.

Sebastian hatte ich auch nicht angerufen, obwohl mir eher danach war, mit einem alten Sandkastenfreund zu reden, als mit meinem besten Freund.

Die Sache mit Dominik war mittlerweile ein rotes Tuch geworden und selbst meine Mutter sprach das Thema nicht an, ließ mich damit in Ruhe und ich war ihr mehr als dankbar.

Obwohl ich ihm ein paar mal eine Nachricht geschrieben, sie dann aber wieder gelöscht hatte.

Bestimmt dachte er schon nicht mehr an mich, an den Jungen, den er nie wirklich kennenlernen wollte und Steven damit etwas zu tun hatte.

Selbst mit ihm bestand kein Kontakt, er stand gestern einmal vor der Tür, doch mit meiner Mutter hatte er genauso wenig gerechnet, wie mit meinem Vater, der ihm beinahe die Hölle heiß gemacht hatte.

Gut, dass Ben nicht hier war, er hätte Steven den Kopf abgerissen und doch fehlte mir mein großer Bruder.

Er studierte, dazu mitten in Deutschland und der Kontakt war weniger als zuvor, was aber auch daran lag, dass er arbeitete und einen Freund hatte.

Kennengelernt hatte ich ihn nicht, aber Ben schwärmte immer von ihm, machte mich damit neidisch und doch hatte er keine Ahnung, was ihn mir vorging.

Früher hatten wir viel gesprochen, auch über Probleme und Sorgen und meist sah er sie mir sofort an.

Wie ein offenes Buch grinste er vor sich hin, wuschelte mir durch die Haare oder aber er zog mich in eine brüderliche Umarmung und ließ erst los, wenn er der Meinung war, dass es gut war und es mir besser ging.

"Mates?" Das zaghafte Rufen meiner Mutter riss mich aus den Gedanken, ich drehte mich auf meinem Bett auf den Rücken um und setzte mich auf.

"Ich weiß, dass du derzeit deine Ruhe möchtest, aber kannst du bitte herunterkommen?", bat sie mich ohne mein Zimmer wirklich zu betreten.

Genervt rollten meine Augen, dennoch erhob ich mich, trat an ihr vorbei in den Flur und langsam die Treppe nach unten.

Bestimmt wollte Dad irgendwas, doch da fiel mir ein, dass er heute gar nicht daheim, sondern arbeiten war.

Kai, vielleicht Sebastian oder doch Steven?

Überlegend und mir auf die Unterlippe beißend, betrat ich die Küche, steuerte die Kaffeemaschine an und angelte mir etwas ungeschickt eine Tasse aus dem Schrank.

Wie ich meine Größe hasste.

Ben war deutlich größer, ich hingegen ein Zwerg.

Ein leises Lachen erklang, eines, was ich kannte und ich mich hastig umdrehte, mein Gegenüber anstarrte und fast die Tasse fallen ließ.

"Was machst du denn hier?"

"Dich besuchen? Anzurufen hätte ja nichts gebracht und ich wollte auch nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen."

Mit der Tür ins Haus fallen war wohl ein schlechter Witz, vor Tagen hatte er genau das gemacht und ich stand da wie bestellt und nicht abgeholt, wollte etwas sagen und doch konnte ich es nicht.

Ob aus Wut oder Enttäuschung heraus ... ich hatte keine Ahnung.

Mein Mund blieb verschlossen, ebenso blieb diese zurückhaltende, beinahe schon eisige Art.

"Sei nicht so hart zu ihm. Er ist deinetwegen hier", mischte sich meine Mutter ein, die eine zweite Tasse aus dem Schrank nahm und diese schließlich meinem Besuch reichte. "Redet einfach und ich bin mir sicher, es wird sich einiges klären."

Klären, so, so, da hatte meine Mutter gut reden und keine Ahnung, was in mir vorging.

Dennoch nickte ich, setzte mich an den Küchentisch und wartete so lange, bis sie die Küche verließ und erst dann wandte ich mich an meinen Besuch. "Reden wir."

"Danke, dass du es mich erklären lässt."

"Bedanke dich bei meiner Mutter, sie hat dich immerhin hereingelassen und nicht ich", erwiderte ich ernst, ehe ich nochmals aufstand, den Aschenbecher von der Fensterbank nahm und auf den Tisch stellte.

"Mates, setz dich bitte. Ich hätte angerufen, aber ich weiß von Kai, dass du jeden Anruf in den letzten Tagen geblockt hast."

"Zu Recht", moserte ich ihm entgegen, zündete mir eine Zigarette an, inhalierte den ersten Zug und entspannte mich nur sehr langsam.

Ein Seufzen kam von ihm, er schüttelte mit dem Kopf und sah mich wie ein angeschossener Hund an. "Mir fällt das auch nicht leicht und leicht habe ich es mir auch nicht gemacht. Im Gegenteil."

Fast hätte ich gelacht, verkniff es mir jedoch und drehte stattdessen die Zuckerdose auf dem Tisch, ehe mir einfiel, was mich die letzten Tage beschäftigt hatte. "Kai hat wegen deines Jobs so komische Andeutungen gemacht. Ich blick' es nur nicht."

"Hat er das?" Dominik runzelte die Stirn. "Nun ja, ich hab aufgehört Filme zu drehen und das wollte ich die ganze Zeit schon."

"Und was hat das mit Steven und mir bitte zu tun? Was hast du mit diesem Arsch zu schaffen, abgesehen von deinem Job?"

"Steven kenne ich, seit er in der Agentur gearbeitet hatte. Anfangs nur vom sehen her, dann aber bekam er mit, dass ich mich verändert habe, raus aus dem Job und nur noch Aktmodell machen wollte."

Klang erstmal plausibel, aber es machte nicht unbedingt den Anschein, dass ich irgendwas damit zu tun hatte und für mich hörte es sich eher an, als wollte Steve Dominik an seinen Vertrag knebeln.

"Ich hab mich nicht mehr wohlgefühlt, es war mir zu viel Stress und letztendlich habe ich jemanden an meiner Seite vermisst, der mich versteht und nicht unbedingt nur meinen Job sieht."

Dominik machte eine Pause, trank seinen Kaffee leer und griff zu meinem Erstaunen selbst zur Zigarette. "Steven hat schnell mitbekommen, dass ich auf diesem Portal angemeldet war und, dass wir schreiben."

"Hat er es für Lukas getan?" Eine berechtigte Frage, immerhin war er Steven, sein Onkel und Chef der Agentur.

Dominik schüttelte mit dem Kopf, aschte ab und grummelte leise.

"Eigennutz?"

"Jep, aber nicht meinetwegen, sondern deinetwegen."

"Meinetwegen?" Fassungslos sah ich ihn an, zwar hatte ich diesbezüglich den Verdacht, aber hatte ihn auch wieder verworfen, da ich ihn nicht gut kannte und mir das auch nicht vorstellen konnte.

"Nicht so, wie du jetzt denkst. Interesse hat er keine an dir. Jedenfalls nicht so, wie ich das tue."

Aha nicht so wie er und welches Interesse hegte er mir gegenüber?

Die Büchse der Pandora war ein Scheißdreck dagegen und ebenso die Bundeslade.

Mir stellen sich immer mehr Fragen und langsam hatte ich das Gefühl, im falschen Film zu sein.

Dominik merkte das scheinbar auch, drückte seine Zigarette aus und stand auf. "Denk jetzt bitte nicht falsch von mir", murmelte er und noch bevor ich reagieren konnte, beugte er sich zu mir herunter und berührte flüchtig meine Lippen.

"Ähm ... ja ..." Mehr konnte ich darauf erstmal nicht sagen, ich war zu überrascht und mit der ganzen Situation überfordert.

"Schon okay", lächelte er, wuschelte mir durch die Haare, die ich sofort wieder ordnete und zur nächsten Zigarette griff.

Ob nun aus der Nervosität heraus oder nicht, es war mir egal, es lenkte mich ab und meine Hände waren für einen Moment beschäftigt und schlugen nicht um sich.

Verdient hatte es einer geschlagen zu werden, nicht aber Dominik, der mich für einen Moment schweigend ansah, seine Tasse griff und leerte. "Er hat es wegen Kai getan. Er dachte, ihr zwei wärt das bessere Paar."

Bitte was?

Kai und ich und das dachte Steven?

"Weiß Kai davon?"

"Mittlerweile schon und er war nicht sonderlich begeistert", beantwortete er meine Frage, schritt dabei durch die Küche und sah aus dem Fenster heraus. "Ihr seid seit Jahren befreundet, hat er mir versichert und da war bis auf ein paar Mal rein gar nichts. Nicht mal Gefühle, die über eine Freundschaft hinausgehen."

Er hatte also mit Kai gesprochen oder Kai mit ihm und das unschön hinter meinem Rücken.

Normal müsste ich sauer sein, aber ich war es nicht.

Eher erleichtert, dass man mir das bereits abgenommen hatte und ich mich nicht für meine Vergangenheit entschuldigen musste.

Wobei es da nicht einmal etwas gab, was mir peinlich oder unangenehm war.

"Meine Mutter hat mal ähnlich über Kai und mich gedacht, aber sie hat sich nie eingemischt und es dabei belassen, dass wir Freunde sind." Nachdenklich runzelte ich dabei die Stirn, stand von meinem Platz auf und stellte mich hinter Dominik, der noch immer nach draußen sah.

"Und was machen wir jetzt?", wollte er wissen, drehte sich zu schnell um und stieß kraftvoll mit mir zusammen.

"Ich weiß nicht", murmelte ich nach dem ersten Schrecken und hob langsam den Kopf an.

"Wir versuchen es?"

"Wir versuchen es", wiederholte ich seine Worte, trat einen Schritt vor und sah ihn herausfordernd an. "Küss mich nochmal."

Es war mehr ein Hauchen und doch kam er meiner Bitte nach, zog mich enger an seinen Körper heran und versiegelte unser beider Lippen zu einem gefühlvollen Kuss, den ich nur zu gerne erwiderte.

"Es war mehr ein Hauchen und doch kam er meiner Bitte nach, zog mich enger an seinen Körper heran und versiegelte unser beider Lippen zu einem gefühlvollen Kuss, den ich nur zu gerne erwiderte

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