Beste Freunde

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Auf Kai war Verlass, pünktlich stand er am nächsten Abend vor der Tür, begrüßte meine Mutter und dann erst mich

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Auf Kai war Verlass, pünktlich stand er am nächsten Abend vor der Tür, begrüßte meine Mutter und dann erst mich.

Anstand hatte er und meine Mum war immer der Meinung, ich müsste mir da noch eine Scheibe abschneiden.

Wenn sie wüsste, sie würde anders reden und mich vermutlich sogar noch in Schutz nehmen, verteidigen wie eine Löwin ihr Junges.

"Können wir ne Flasche Wein haben, Mum?"

"Wein? Was habt ihr denn vor, euch betrinken?", scherzte sie, lachte und doch verschwand sie in der Küche und man hörte das Klirren von Glas, dann das Zuschlagen einer Tür. "Wir haben nur noch Rotwein."

"Rotwein ist okay, nur keine Umstände", erwiderte Kai meiner Mutter, nahm ihr die Flasche bereits ab und mir übergab sie zusätzlich zwei Gläser. "Habt ihr irgendwas vor? Ihr tut so geheimnisvoll?"

Noch bevor ich richtig reagieren konnte, erzählte Kai meiner Mutter brühwarm, dass ich jemanden über eine Dating-App kennengelernt hatte.

Peinlich berührt stand ich da und blickte beschämt zu Boden.

"Eine Dating-App? Ist das nicht gefährlich?", wollte sie wissen, sah erst mich dabei an und dann schließlich Kai, der sie scheinbar beruhigen konnte.

"Deswegen bin ich hier. Mates ist einfach noch jung und manchmal auch naiv. Klar geben sich viele da als nett aus und dabei sind sie die schlimmsten Verbrechen und haben nur eins im Sinn."

"Da hast du es wieder." Meine Mutter sah mich besorgt an, dann aber seufzte sie. "Warum nimmst du nicht Kai? Ihr zwei seid so süß zusammen und ihr kennt euch von klein auf."

Nicht schon wieder, sie wusste ganz genau, dass das nicht klappte und nur im Stress enden würde.

Oft genug hatte ich ihr das schon gesagt, aber immer wieder rollte sie das Thema auf und konnte es scheinbar nicht lassen.

"Mum bitte. Wir hatten das zig mal und so schlimm ist Domi gar nicht. Er klingt nett und er hat mir auch kein unsittliches Angebot gemacht."

"Domi? Dominik?" Meine Mutter sah mich an, als käme ich vom Mond, dann aber lacht sie lauthals und Kai, dieser dumme Arsch stimmt auch noch mit ein.

"Sehr witzig." Mürrisch dreinblickend mogelte ich mich an den beiden vorbei, raus aus der Küche und hoch in mein Zimmer.

Was war so schlimm an dem Namen, er konnte wohl kaum etwas dafür und hässlich war er schonmal gar nicht.

Eher ansprechend und heute Morgen erst hatte ich auf seine Nachricht geantwortet, mich bei ihm bedankt und ihn nach seinen Hobbys gefragt.

Geantwortet hatte er nicht, sie aber gelesen und vielleicht war meine Antwort auch einfach plump und er hatte bereits das Interesse verloren.

Ein Klopfen riss mich aus den Gedanken. "Sei nicht mehr böse, ja?"

Kai steckte den Kopf durch die Tür, betrat schließlich mein Zimmer und steuerte direkt auf mich zu und setzte sich neben mich. "Wein?"

"Unbedingt", erwiderte ich, hielt ihm mein Glas hin und nahm kaum, dass es voll war, einen Schluck und öffnete diese Dating-App auf meinem Laptop.

Neugierig blickte Kai auf den Bildschirm, nippte dabei an seinem Glas und zog die Stirn kraus. "Du fragst ihn nach seinen Hobbys? Man, wie langweilig bist du denn?"

Ziemlich langweilig wohl.

Er war nicht mal online und das stimmte mich irgendwie traurig, veranlasste mich dazu, mich an Kai anzulehnen und bockig die Wangen aufzublasen.

"Hör auf damit", beschwerte er sich, pikste mit dem Zeigefinger gegen meine Wange und das so lange, bis ich mich entfernte. "Bin ich echt so langweilig?"

Kai ließ ein Seufzen verlauten, stellte sein Glas weg und zog mich wieder zu sich, umarmte mich von hinten und legte seinen Kopf auf meine Schulter. "Nicht, du bist langweilig, aber die Frage ist es. So wird er nicht antworten."

Ich verstand, aber was sollte ich jetzt machen?

Noch eine Nachricht schreiben, ihn damit womöglich ganz vergraulen oder doch abwarten?

Unsicher kuschelte ich mich näher an meinen besten Freund heran, nahm einen Schluck Wein, der wirklich gut war und soweit ich wusste, auch nicht ganz billig.

"Warte erstmal ab, vielleicht antwortet er doch und wenn er das tut, dann lass mich mit ihm schreiben", bot Kai mir an, schob den Laptop erstmal zur Seite und doch so, dass wir ihn beide gut erreichen konnten.

Lange passierte gar nichts, kein Pling, kein Aufpoppen einer Nachricht.

Kai bemerkte meine Enttäuschung natürlich sofort, strich mir daher sanft über den Rücken und hielt mich einfach fest.

Es tat gut, war aber nicht dasselbe wie mit jemandem, den man liebte und der einen selber liebte.

Fühlte sich eher an, als würde man mit seinem Bruder kuscheln und auch, wenn es mich etwas beruhigte, nicht gänzlich an mir zweifeln ließ, so fühlte es sich falsch an.

Auch das schien er zu spüren, seufzte leise, ließ mich los und krabbelte schließlich neben mir auf das Bett. "Du kennst den nicht mal und dennoch machst du dir schon Sorgen. Das ist echt seltsam."

"Ich mach' mir keine Sorgen, ich zweifle nur an mir und meinem Hundeblick", erwiderte ich sarkastisch, leerte mein Glas und stellte es neben mir auf dem Nachtkästchen ab.

Kai sagte daraufhin nichts, er schmunzelte lediglich und sah sich suchend um.

Verwirrt kratzte ich mir am Kopf. "Was suchst du?"

"Dein Handy", antwortete er knapp, fand es schließlich auf dem Schreibtisch, stand auf und holte es. "Ich will nen Foto von dir machen und es ihm schicken."

Was denn für ein Foto, ich hatte doch genug von mir?

Noch immer ratlos, setzte ich mich auf und blickte Kai abschätzend an.

"Und was genau soll das jetzt bringen?"

"Zieh mal dein Shirt aus und leg dich auf den Bauch", wies er mich lediglich an und grinste dabei breit. "Und wenn es geht noch heute."

"Kai was ..."

"Mach jetzt oder soll ich dir helfen?", forderte er mich etwas herrischer auf, trat bereits einen Schritt auf mich zu und griff nach dem Saum meines Shirts.

Genervt zog ich es schließlich selber aus, warf es neben mir auf den Boden und legte mich bäuchlings auf mein Bett. "Und jetzt?"

Neugierig war ich ja schon, aber ging das nicht zu weit, was Kai da tat?

"Guck nicht wie ein scheues Reh, sondern lach einfach mal."

Auf Kommando lachen war nun wirklich etwas, was ich nicht konnte, mich aber bemühte und eher wie Gollum auf Kokain aussah.

"Als Model taugst du absolut gar nichts. Du bist zu verkrampft und deine Haltung ist weder entspannt noch irgendwie anziehend", beschwerte sich Kai und schüttelte unterstreichend mit dem Kopf. "Denk an etwas Lustiges, ansonsten lächeln. Du wirkst stocksteif."

Mach es halt besser, dachte ich mir, grummelte innerlich und doch versuchte ich seinen Anweisungen zu folgen, zu lächeln und ich hatte keine Ahnung, wie viele Bilder er von mir gemacht hatte, ehe er zufrieden war.

Sehen wollte ich sie alle, krabbelte vom Bett herunter, stellte mich zu ihm und besah mir kritisch die Bilder.

Einige waren schon ziemlich seltsam, auf anderen sah ich aus wie betrunken und auf einem hatte ich diesen Schlafzimmerblick drauf, der alles sagte. "Das Letzte nehmen wir aber nicht."

Kai sah sich genau dieses länger an, dann aber schüttelte er den Kopf und löschte es. "Das würde ihm zwar vermutlich gefallen, aber ich will dich da nicht in Teufels Küche bringen."

Sanft wuschelt er mir dabei durch die Haare, dann lächelte er. "Das hier passt perfekt."

Ein Bild, auf dem ich lächelte, entspannt und ausgeglichen wirkte.

"Und jetzt?", wollte ich wissen, war etwas unsicher und doch winkte Kai ab, setzte sich zurück auf mein Bett und griff sich den Laptop.

"Lass mich mal machen", erwiderte er knapp, lud das Bild vorerst auf den Laptop und erst dann schickte er es an Dominik und wartete gespannt ab.

Vorerst schenkte ich mir Wein nach, setzte mich hinter Kai und sah gebannt auf den Monitor.

"Hast du was dazu geschrieben oder nur das Bild geschickt?"

Kai grinste frech. "Hab hingeschrieben, dass du nen Shooting hattest. Mal sehen, was er davon hält."

"Ein Shooting?" Verwirrt blinzelte ich, antworten konnte ich aber nicht, da es Pling machte und er tatsächlich auf diese Nachricht ansprang.

Man sah deutlich im Chatfenster, dass er schrieb, lange schrieb und das machte mich nur noch nervöser.

"Bleib mal locker."

Das sagte sich so leicht, besonders dann, wenn man die Coolness mit dem Löffel gefressen hatte und nicht wie ich, eher die Schüchternheit und Ruhe.

Wieder ein Pling, dann ein Raunen seitens Kai und die Meldung, dass Dominik tatsächlich geantwortet hatte.

Wieder ein Pling, dann ein Raunen seitens Kai und die Meldung, dass Dominik tatsächlich geantwortet hatte

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