Zeit der Missklänge

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Schmerz kommt in vielen Formen vor. Das leichte Zwicken, ein bisschen Brennen, der zufällige Schmerz. Das sind die normalen Schmerzen, mit denen wir jeden Tag leben.

„Gott sei Dank, Sie leben!", schrie Ino augenblicklich, als Sasuke und ich mein Zimmer betraten. „Lady Sakura wird sich heute den gesamten Tag ausruhen. Bitte sorgen sie dafür, dass sie sich wohl fühlt.", befahl Sasuke kühl und ließ mich unfreiwillig zusammen zucken. Ich hatte doch wirklich das seltsame Gefühl gehabt, dass sich zwischen uns etwas verändert hatte, dass die letzten Ereignisse das Eis geschmolzen hatte, dass wir uns auf eine lächerliche Art und Weise womöglich angenähert hätten. Doch anscheinend hatte ich einen Teil meines gesunden Menschenverstandes in dem dunkeln Raum verloren, denn offenbar hatte Sasuke von dieser veränderten Chemie zwischen uns nichts mitbekommen. „Selbstverständlich, mein Prinz!", hörte ich Hinata's dünne Stimme sagen ehe Sasuke sich wieder abwendete und zur Tür Schritt. „Sasu... eure Hoheit ..." „Ich werde meinen Bruder über euer Wohlbefinden Bericht erstatten.", unterbrach er mich und verließ unverzüglich mein Zimmer. Hätte mich die vergangene Nacht nicht dermaßen erschöpft, wäre ich ihm wahrscheinlich aus dem Zimmer gefolgt, um zu fragen, was für ein Problem er hatte. „Sakura, wo waren sie? Nachdem der Alarm ertönt war, sind wir zu ihrem Zimmer geeilt, doch sie waren unauffindbar.", erkundigte sich Ino nervös und tastete meinen Körper nach Verletzungen ab. „Wir ha-hatten schon befürchtet sie seien ent-entführt worden.", gab Hinata zitternd zu während sie mein Bett vorbereitete. „Es tut mir leid, ich wollte nur kurz an die frische Luft, als ich plötzlich den Alarm hörte." Ich hatte beschlossen mein nächtliches Abenteuer lieber für mich zu behalten. „Sie sollten nicht alleine unterwegs sein.", seufzte Ino erleichtert und ließ von mir ab. Erst jetzt bemerkte ich, wie geschafft meine Zofen aussahen. Sie hatten letzte Nacht anscheinend auch nicht viel Schlaf bekommen. „Es tut mir leid...", gab ich genickt zu und setzte mich auf mein Bett. Sie hatten sich sicherlich große Sorgen gemacht. „Sie müssen sich doch nicht entschuldigen. Hauptsache sie sind wohl auf!", lächelte Hinata mich an. Auch wenn Hinata nur eine gewöhnliche Zofe war, wirkte sie unglaublich vornehm und edel. Im Gegensatz zu mir war sie die geborene Prinzessin. „Legen sie sich jetzt erst einmal hin. Letzte Nacht haben sie vermutlich nicht viel Schlaf bekommen." „Wie wahr ...", antwortete ich noch bevor ich mich ins Land der Träume verabschiedete.

Aber es gibt auch den anderen Schmerz, den man nicht ignorieren kann. Ein so heftiger Schmerz, der alles andere verdrängt. Der die ganze Welt verblassen lässt, sodass wir an nichts anderes mehr denken können außer daran, wie weh es tut.

„Was waren das für Menschen, die in das Schloss eingebrochen waren?", fragte ich während Hinata meine Haare hochsteckte. „Der Staat Selene hat viele Feinde. Solche Angriffe sind leider keine Seltenheit." „Das beantwortet nicht meine Frage." Ich hatte ihr Zögern bemerkt. Hinata wusste mehr als sie zugeben wollte. „Soweit wir wissen sind diese Angriffe dem Nachbarstaat Helios zuzuschreiben.", meldete sich Ino zu Wort, die noch letzte Änderungen an meinem Kleid vornahm. „Warum greifen sie uns an?" „Vor vielen Jahren waren Selene und Helios ein einziger Staat. Als es darum ging, wer das Land nach dem Tod des damaligen Königs weiter regiert, beschloss seine Gemahlin, Königin Gaia, dass das Land in zwei geteilt werden sollte. Den westlichen Teil, unseren heutigen Staat, bekam ihre ältere Tochter Selene und den östlichen Teil ihr zwei Jahre jüngerer Sohn Helios. Mit diesem Beschluss lehnte sich die Königin gegen das damalige Erbrecht, dass der erstgeborene Sohn den Anspruch auf den Thron des Landes hatte. Doch da Königin Gaia in der Zeit Alleinherrscher war, änderte sie dieses nach ihrem empfinden ungerechte Gesetzt, so dass auch Frauen ein Anrecht auf den Thron haben durften. Helios fühlte sich um sein Erbe betrogen und schwor seiner Schwester Selene den Krieg. Auch nach all den Jahrzehnten sind die beiden Staaten verfeindet. Der Hyuuga-Clan besteht auf das damalige Erbrecht, was sie im Grunde zum Alleinherrscher von Helios und Selene macht. Doch nach dem geänderten Gesetz gehört der Staat Selene dem Uchiha-Clan.", erklärte Hinata ruhig und ließ von meinen Haaren ab. „Ein nie endender Krieg. Jeder will im Recht sein, dabei merkt niemand, dass das kein Weg zu leben ist.", flüsterte ich und schaute mir betrübt auf die Hände. Natürlich kannte ich die Geschichte unseres Staates, doch ich hatte bisher noch nie den unerbittlichen Kampf am eigenen Leibe spüren müssen. Auch wenn Königin Gaia damals nur gutes im Sinn hatte, bezweifel ich, dass sie dies alles gewollt hatte. Konnte denn Niemand diesen Krieg beenden?

Die Auswahl - Der Bruder des KönigsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt