Solange ich mich erinnern kann, hatte ich niemals diese absurde Vorstellung davon einmal Prinzessin sein zu wollen. Ich war nicht eine dieser Mädchen, die an Märchen geglaubt und davon geträumt hat irgendwann einmal von einem Prinzen in glänzender Rüstung gerettet zu werden. Schon als kleines Mädchen fand ich diese Art von Geschichten albern. Hätte mir jemand damals erzählt, dass irgendwann genau mir dieses Schicksal drohte, hätte ich ihn oder sie wahrscheinlich für geisteskrank gehalten. Aber wie das Leben nun einmal spielt, befand ich mich jetzt wirklich in solch einem Mädchentraum. Oder war es doch eher ein Albtraum? „Lady Sakura, sie müssen jetzt wirklich einmal still halten.", schimpfte die alte, schrumpelige Dame mit mir, die gerade dabei war meine Maße zu nehmen. Schon seit den frühen Morgenstunden wimmelte es in unserem Haus nur so von unbekannten Menschen, die an mir zupften und zogen, drückten und bohrten. Und das alles sollte nur der Anfang sein ... Seit ich gestern Abend entschieden hatte an der Auswahl zur womöglich nächsten Königin unseres Staates teilzunehmen, hatte sich mein Leben schlagartig verändert. Ich hatte mich bereit erklärt vor den Augen des ganzen Landes um die Gunst des Prinzen, den nächsten Thronfolgers zu konkurrieren. Nachdem Kakashi, der Bote der Königsfamilie, gegangen war und mir ein Handbuch beziehungsweise Regelbuch da gelassen hatte, konnte ich die ganze Nacht kein Auge zu machen. Bei nur schwachem Kerzenlicht habe ich das Buch so zu sagen fast verschlungen. Worauf hatte ich mich da nur eingelassen? „Lady Sakura, ihr Kleid ist fertig. Sie können es jetzt anziehen.", sprach das junge Mädchen mit den Sommersprossen und reichte mir das Kleid. „O jetzt schon?", fragte ich ein wenig verunsichert. Ich wusste, dass die anderen Mädchen und ich heute ins Schloss ziehen würden, doch ich dachte erst dort würde die eigentliche Prozedur beginnen. „Selbstverständlich, Lady Sakura.", schaute mich das junge Mädchen verständnislos an. Sie hielt mich wohl für nicht ganz bei Verstand. Zum wiederholten Mal heute fragte ich mich ernsthaft worauf ich mich hier eingelassen hatte. Ich war schlicht und weg nicht für solch eine Welt gemacht ...
„Heilige Mutter Gottes!", flüsterte meine Mutter geschockt, als ich mich nach fünf Stunden Dauerbehandlung ihr endlich präsentieren konnte. „Sehe ich denn so schrecklich aus?", fragte ich verunsichert und kniete mich vor ihren Stuhl, so dass ich meinen Kopf auf ihrem Schoss legen konnte. Seit ich das Licht der Welt erblickt hatte, war sie stets an meiner Seite. Noch nie war ich von ihr getrennt ... Wie sollte ich das alles nur ohne meine geliebte Mutter überleben? „Schatz, du bist wunderschön!", sagte sie und strich über mein leicht rosa gefärbtes Haar. Der junge Mann, der mir die Haare machen sollte, war der Meinung, ich bräuchte etwas Außergewöhnliches und beschloss kurzerhand mein blondes Haar rosa zu färben. Zu meiner Verwunderung schmeichelte die ungewöhnliche Farbe wirklich meinem Teint und ließ das Grün meiner Augen noch intensiver wirken. „Glaubst du wirklich, dass ich gegen die anderen Mädchen eine Chance habe?", fragte ich meine Mutter ohne meinen Kopf zu heben. Ich wollte nicht dass sie meine Tränen sieht. „Natürlich glaube ich das! Wenn der Prinz ein aufrichtiges Herz hat, dann wird er sofort erkennen, was für ein fantastisches Mädchen du bist und ich kenne niemanden, der so ein Mädchen gehen lassen würde.", antwortete sie mir ruhig und nahm mein Gesicht in die Hand um es anzuheben, so dass sie mir in die Augen sehen konnte. „Sakura, bleib so wie du bist und mache nichts, was du auch nicht willst. Dein Vater und ich werden immer stolz auf dich sein!", sagte meine Mutter mit fester Stimme. Ich hatte sie schon lange nicht mehr so reden hören ... als wäre sie nicht mehr Todkrank. „Saku, darf ich dich endlich sehen?", schrie meine kleine Schwester und stürmte sogleich ins Zimmer. Mein Vater hatte sie heute mit einkaufen genommen, damit sie nicht allen im Weg stand und ihr versucht zu erklären, was auf uns beziehungsweise auf mich zu kam. „Aaaaah, du siehst schon jetzt aus wie ein Prinzessin!", schrie sie voller Freude und lief um mich herum, als ich wieder aufgestanden war und versuchte die imaginären Falten von meinem Kleid zu glätten. „Findest du wirklich?", lächelte ich sie an und nahm sie auf den Arm. „Warum weinst du denn?", fragte Sayuri verständnislos und wischte mir eine Träne vom Augenwinkel. Diese verdammten Tränen wollten einfach nicht aufhören. „Ich werde dich so unheimlich vermissen!", antwortete ich und drückte sie noch fester an mich. Ich konnte ihr doch nicht sagen, dass ich in die Zukunft unserer Mutter geschaut habe und noch immer nichts weiter außer Leere sehen konnte. „Ich dich auch, Saku! Aber wenn du bald Prinzessin bist, dann kann ich dich doch besuchen kommen, oder?", fragte meine kleine Schwester und konnte ihr Schluchzen nicht mehr unterdrücken. „Erst muss ich soweit kommen!", gab ich ehrlich zu und setzte sie auf den Schoss meiner Mutter. „Sayu, jetzt wo ich nicht da bin, bist du die älteste Tochter im Haus. Du musst gut auf Mama aufpassen. Versprochen?" „Versprochen!"
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Die Auswahl - Der Bruder des Königs
FanficEine Geschichte um Sakura & Sasuke, angelehnt an die Buchreihe Selection von Kiera Cass. Die Chance deines Lebens? Vier perfekte Mädchen und eine von ihnen wird erwählt. Sie wird Prinz Itachi, den Thronfolger des Staates Selene, heiraten. Für die hü...