Wisst ihr, wie man als kleines Kind noch an Märchen geglaubt hat? An eine ganz bestimmte Vorstellung davon, wie das eigene Leben aussehen wird? Ein weißes Kleid, der Märchenprinz, der einen in sein Schloss auf dem Berg entführt? Man hat nachts im Bett gelegen, die Augen geschlossen und glaubte ohne jeden Zweifel, dass es so werden würde. Der Weihnachtsmann, die Zahnfee, der Märchenprinz – sie alle waren einem so vertraut, dass man sie fast anfassen konnte.
„Sakura, das können Sie ... das kannst du nicht entscheiden!", sprach meine zierliche Zofe und lief in meinem Zimmer auf und ab. Seit ich ihr von meinen Plan berichtet hatte, verhielt sie sich wie ein gerupftes Hühnchen. „Ino, bring du sie bitte zur Vernunft!", wendete sie sich verzweifelt an die Blonde, die gerade dabei war meine Haare zu glätten. „Vielleicht hat Sakura recht! Ich meine ja nur, dass Sie näher an der Quelle sitzt als wir...", begann Ino vorsichtig an zu reden. Mit Hinata war gerade nicht zu spaßen. „Ihr habt doch beide den Verstand verloren! Ich möchte davon nichts mehr hören! Ich gehe und hole Sakura etwas zum Anziehen und ich hoffe, wenn ich wieder da bin, habt ihr diese Flausen aus euren Köpfen gefegt!", stürmte die kleine Dunkelhaarige aus meinen Zimmer. Es hatte schon etwas Amüsantes die sonst so ruhige Hinata aufgebracht zu erleben. Ich hatte ja keine Ahnung, wie viel Temperament sich hinter diesem Engelsgesicht versteckt hielt.
„Ist dein Angebot wirklich ernst gemeint?", fragte mich Ino interessiert, nachdem sie mit meinen Haaren fertig war und sich auf das Bett gesetzt hatte. „Ja, ich meine das völlig ernst! Ich möchte euch helfen an die Proben zu kommen.", antwortete ich entschlossen und setzte mich zu ihr. Die ganze Nacht über hatte ich mir Gedanken über Hinata's und Ino's Geschichte gemacht. Ich war der Überzeugung, dass das was meine Zofen taten das Richtige ist. Eine derartige Ungerechtigkeit konnte ich nicht tolerieren und solange ich hier im Palast war, würde ich ihnen dabei zur Seite stehen! „Dann werde ich Hinata überzeugen, dass du uns helfen darfst!", sicherte mir Ino zu. Es ging hier nicht um mich oder Ino oder auch Hinata, der Erfolg unserer Zusammenarbeit könnte tausende Leben retten und nur das zählte für mich. „Eine Sache muss ich noch wissen ...", sprach ich leiser als zuvor und behielt die Tür im Blick. Diese Sache sollte zwischen Ino und mir bleiben. „Die wäre?", nickte mir die blonde Schönheit zu. Jetzt durfte mich nur nicht der Mut verlassen. Ganz leicht nickte ich zurück und atmete die angehaltene Luft aus. Wann hatte ich angefangen die Luft anzuhalten? Auch Ino schien einmal tief einzuatmen, ehe ich zu sprechen begann. „Das zwischen dir und Prinz Sasuke gehört es zum Plan oder ist da mehr?" Auch wenn in mir ein Orkan tobte, versuchte ich meine Worte so banal wie möglich klingen zu lassen. „Oh man...", seufzte Ino und ließ sich nach hinten fallen. Sie hatte anscheinend eher mit einer anderen Frage gerechnet. „Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll ... Es gehört nicht zum Plan, der Prinz dient nicht als Mittel zum Zweck. So herzlos bin ich dann auch wiederum nicht!", sprach Ino ruhig und betrachtete die Decke. „Dann seid ihr also zusammen...", sprach ich mehr zu mir selbst und betrachtete meine Zofe genauer. Es überraschte mich nicht, dass Sasuke sie mochte. Ino war wirklich eine Schönheit! Ihr langes goldblondes Haar umrahmte perfekt ihr herzförmiges Gesicht und ließ sie wie eine griechische Göttin wirken. Ihre gebräunte Haut strahlte reine Lebensfreude und ließ mich neben ihr nur kränklich aussehen. Ino versprühte pure Sinnlichkeit, welch ein Mann konnte da schon widerstehen? „Nein, nein, da verstehst du etwas falsch! Ich vergesse manchmal wirklich, dass du erst siebzehn bist!", lächelte Ino in sich hinein, als hätte sie ein kleines Kind neben sich. „Wie soll ich das verstehen?" „Weißt du Sakura, manchmal erinnert mich der Prinz an Sai. Charakterlich ist er ganz anders, aber äußerlich ist er ihm auf eine gewisse Art und Weise etwas ähnlich. Und wenn ich manchmal ... wenn ich diese Leere in mir spüre, die mich droht in sich aufzusaugen, suche ich seine Nähe auf. Es ist eine rein körperliche Beziehung, mehr will ich auch gar nicht! Doch für diesen einen Moment gibt er mir dieses Gefühl wieder lebendig zu sein und nicht nur eine leere Hülle ... Ich bin wirklich abartig, oder?", erklärte Ino und verdeckte ihre blauen Augen mit dem Arm. Auch wenn ein Lächeln ihre Lippen zierten, wusste ich, dass sie still weinte. „Nein, bist du nicht!", legte ich meinen Kopf auf ihren Bauch während ich stumm mit ihr weinte.
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Die Auswahl - Der Bruder des Königs
FanfictionEine Geschichte um Sakura & Sasuke, angelehnt an die Buchreihe Selection von Kiera Cass. Die Chance deines Lebens? Vier perfekte Mädchen und eine von ihnen wird erwählt. Sie wird Prinz Itachi, den Thronfolger des Staates Selene, heiraten. Für die hü...