Erwacht (Kapitel 1)

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Orientierungslos blickte er umher. Gerade noch tobte die finale Schlacht um Hogwarts und er hatte Potter die Phiole mit Erinnerungen gegeben. Dann sollte er gestorben sein. Eigentlich. Nun sah die Hölle irgendwie wie der letzte Ort aus, an dem er sich vor seinem Tod aufhielt. Nur war er jetzt alleine. Gott sei dank, endlich Ruhe. Auch wenn er gehofft hatte zumindest einigen Todesser-Freunden und im besten Fall dem Dunklen Lord hier zu begegnen. Wenn Harry erfolgreich war, müsste letzterer sowieso jederzeit hier auftauchen. Erschöpft zwar, aber seit längerem zum ersten Mal schmerzfrei, nützte er diesen Zustand, genossen die Ruhe und gönnte sich etwas Schlaf, bevor der Trubel erneut begänne und der Teufel auftauchte.

Als er das zweite Mal erwachte, war er immer noch am selben Ort und alleine. Langsam fragte er sich, ob er wirklich in der Hölle war. Er musste irgendwie noch leben. Hatte er alles nur geträumt? Keiner überlebte Naginis Biss ohne Gegengift. Ausser ihm offenbar. Sonst wäre er nicht hier in diesem Raum. Fluchend richtete er sich auf. Er hatte nie um eine zweite Chance gebeten. Er wollte seine Taten sühnen und dann der Welt den Rücken kehren. Doch dies schien ihm nicht vergönnt. Als er so mit seinem Schicksal haderte, erblickte er Essen, eine Flache Wasser und ein Brief herumliegen. Er überprüfte alles mehrmals mit dem Zauberstab, bevor er schliesslichden Brief öffnete. In schöner Schrift stand:

Werter Herr Professor

Über dem Haus liegen mehrere Schutzzauber. Sie werden ihren Zweck hoffentlich erfüllen, bis Sie wach sind. Leider weiss ich nicht, ob bis dahin die Schlacht vorbei sein wird und welchen Ausgang sie nimmt. Sie können aus dem Haus heraus apperieren, die Schutzzauber werden in sich zusammenbrechen, sobald sie das Haus verlassen.

Passen Sie auf sich auf.

Beste Grüsse
Ihre Hexe

Er lachte wegen der gewählten Grussformeln schmerzlich auf und griff gedankenverloren nach dem Brot. Seine Hexe hatte wohl einen frischhaltezauber über das Essen gelegt. Bisher wollte niemand freiwillig seine Hexe sein. Ausser jenen, die die Top Ten der stärksten Zauberer zu gut kannten. Oh, wie er diese Klatschmagazine hasste. Sie bewunderte ihn, verehrten ihn sogar. Die fleissigen Leserinnen dieses Schundes umschwärmten ihn. Doch die einzigen, die ihn auch nur ein bisschen mochten, waren tot. Sollte seine Beschützerin bloss bleiben, wo sie war. Sie konnte ihm egal sein, so lange sie bloss keine Gegenleistung forderte.

Plötzlich erregten Stimmen seine Aufmerksamkeit. Vermutlich Autoren. Jedenfalls diskutierten sie über Schutzzauber. Die besten Fluchbrecher scheiterten seit zwei Wochen daran, sie zu brechen. In den letzten 30 Jahren hätte, meinte ein alter Zauberer, er nie so etwas gesehen. Wie konnte jemand in so kurzer Zeit, dazu noch während der Schlacht unbemerkt so viele zum grössten Teil unbekannte Zauber werfen? Er musste ein sehr starken Zauberer, vielleicht sogar stärker als Dumbeldor oder der Dunkle Lord. Aber die Signatur des Zauberers war unbekannt. Es  war nicht Harry Potter, der grosse Kriegsheld und auch kein anderer aus den Top Ten. Das gab Profesor Snape die Bestätigung, dass sie, wenn die Person tatsächlich so stark war, weiblich sein musste. Klatschmagazine interessierten sich für schöne Hexen. Für mächtige dagegen kaum. Die Top Ten der Hexe bezog sich auf Schönheit. Fähigkeiten waren zweitrangig.

Die Auroren beschlossen die Arbeiten weiter zu führen, obwohl sie zu wenig Personal dafür hatten. Schliesslich waren noch Todesser flüchtig. Wenn jemand sich solche Mühe gab, meinten  die Auroren, musste das geschützte wichtig und wahrscheinlich höchst illegal sein. Professor Snape schnaubte. Er und wichtig?!Wie sich die Auroren wieder einmal irrten. Inkompetente Ministeriumbeamte. Wahrscheinlich war nicht die Hexe stark, sondern die besten Fluchbrecher einfach unfähig. Wie auch immer. Wenn die nur wüssten, wie wenig sich dieser Aufwand lohnte.

Die Apperationssperre und die Alarmzauber auf dem Gelände wurden laufenden überprüft und verstärkt, entnahm er der Diskussion weiter. Für den Professor entfiel damit die Möglichkeit, heimlich zu verschwinden. Er musste sich der Welt erneut stellen und seine verdiente Strafe entgegen nehmen. Beinahne hätte er sich gewünscht, doch in der Hölle erwacht zu sein. Aber es half nichts. So ass er gemütlich fertig, setzte seine gewohnte Maske auf und trat erhoben Hauptes vor die Türe. Mehr Schockzauber flogen auf ihn zu. Er hätte sie abwehren können. Doch er liess seinen Zauberstab stecken. Liess zu, dass er getroffen wurde und unsanft zu Boden fiel.

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