𝑲𝒂𝒑𝒊𝒕𝒆𝒍 𝟐 - 𝒮𝒽𝒾𝓋𝒶𝓃𝒾

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𝘽𝙚 𝙘𝙖𝙧𝙚𝙛𝙪𝙡 𝙢𝙖𝙠𝙞𝙣𝙜 𝙬𝙞𝙨𝙝𝙚𝙨 𝙞𝙣 𝙩𝙝𝙚 𝙙𝙖𝙧𝙠, 𝙙𝙖𝙧𝙠

𝘾𝙖𝙣'𝙩 𝙗𝙚 𝙨𝙪𝙧𝙚 𝙬𝙝𝙚𝙣 𝙩𝙝𝙚𝙮'𝙫𝙚 𝙝𝙞𝙩 𝙩𝙝𝙚𝙞𝙧 𝙢𝙖𝙧𝙠, 𝙢𝙖𝙧𝙠 

𝘼𝙣𝙙 𝙗𝙚𝙨𝙞𝙙𝙚𝙨 𝙞𝙣 𝙩𝙝𝙚 𝙢𝙚𝙖𝙣-𝙢𝙚𝙖𝙣𝙩𝙞𝙢𝙚 

𝙄'𝙢 𝙟𝙪𝙨𝙩 𝙙𝙧𝙚𝙖𝙢𝙞𝙣𝙜 𝙤𝙛 𝙩𝙚𝙖𝙧𝙞𝙣' 𝙮𝙤𝙪 𝙖𝙥𝙖𝙧𝙩 

𝙄'𝙢 𝙞𝙣 𝙩𝙝𝙚 𝙙𝙚𝙚𝙥 𝙙𝙚𝙩𝙖𝙞𝙡𝙨 𝙬𝙞𝙩𝙝 𝙩𝙝𝙚 𝙙𝙚𝙫𝙞𝙡 

𝙎𝙤 𝙣𝙤𝙬 𝙩𝙝𝙚 𝙬𝙤𝙧𝙡𝙙 𝙘𝙖𝙣 𝙣𝙚𝙫𝙚𝙧 𝙜𝙚𝙩 𝙢𝙚 𝙤𝙣 𝙢𝙮 𝙡𝙚𝙫𝙚𝙡


Die Hunde jaulten begeistert, als Shivani ihnen den Kopf des Händlers hinwarf. Sie stürzten sich darauf, als hätten sie eine Ewigkeit gehungert. Sie hätte kaum bis zehn zählen können, da war von dem ergrauten Haupt schon nichts mehr übrig. Es war immer wieder faszinierend zu sehen, wie sehr der Tötungsdrang und die Zerstörungswut in den Köpfen dieser Biester verankert war. Es waren keine normalen Hunde, keine zahmen kleinen Haus- und Hofhunde. Die würden ihren Zweck hier nicht erfüllen und schneller sterben, als man neue anschaffen konnte. Bei diesen Bestien handelte es sich um eine Rasse, die gemeinhin als Guha, oder auch Tunnelhunde bekannt waren. Große, Hunden nur bis zu einem bestimmten Grad ähnlich sehende, blinde Wesen mit ledriger Haut anstatt von Fell, zu Stacheln ausgewachsenen Hornplatten an Kopf und Rücken und einem Maul voller viel zu groß geratener, tödlicher Zähne. Anstatt einer Rute hatten sie nur einen kleinen Stummel und das, was man bei einem normalen Hund als Pfoten bezeichnen würde, waren bei Guhas kräftige Pranken, die an muskulösen Beinen saßen. Augen hatten sie keine, die brauchten sie unter der Erde auch nicht. Eigentlich lebten diese Viecher unterirdisch, in weit verzweigten Höhlensystemen, die sie als Rudel immer weiter ausbauten. Es gab Geschichten, laut denen ganze Städte von einem solchen Höhlennetz untergraben worden sein sollen. Eigentlich waren sie recht friedlich, solange man ihr Zuhause nicht angriff oder dort eindrang, aber Shivani fand sie in ihrer Funktion als Wachhunde deutlich besser. Sie hatten nämlich eine Eigenschaft, die sie als Wachhund nahezu unentbehrlich machten, wenn man sie erst einmal zu trainieren wusste. Ein Guha lässt seine Beute niemals entkommen. Wenn er jemanden oder etwas als seinen Feind erkannt hat, dann wird er sein Opfer zu Strecke bringen und nicht eher ruhen, bis er es leblos zwischen seinen Kiefern hält. Entkommt es ihm, so wird er von seinen Rudelkameraden als wertlos angesehen und getötet. Es war ein faszinierendes System und da ihre Hunde auf Perfektion trainiert waren, erkannten sie selbstständig, wer Freund und wer Feind war. Und sie waren gute Jäger. Nicht einer von ihnen hatte sein Opfer bisher entkommen lassen. Das zu erreichen hatte sie gerade einmal zwei Tage und eine Nacht harter Arbeit gekostet. Mit Gedankenkontrolle und dem Wissen, wie man es anzugehen hatte, war das ein Leichtes gewesen. Shivani lächelte stolz, dann warf sie ihnen den Rest der Leiche hin, deren von der Sonne braun gebrannte Haut unter ihren schlanken, blassen Fingern noch immer warm war. "Er hätte nicht so aufdringlich werden sollen." Die Stimme der jungen Frau war ruhig, sanft beinahe und glasklar. Nicht, dass sie den Hunden eine Erklärung schuldig war. Die schenkten ihr nicht einmal mehr Beachtung, machten sich geräuschvoll über das, was von dem Händler noch übrig war her. Nein, den Bestien war sie wahrlich keine Erklärung schuldig. Wohl aber dem jungen Mann, der sich ihr von hinten lautlos angenähert hatte und nun etwa zwei Meter entfernt von ihr stand und das Schauspiel mit gerunzelter Stirn betrachtete. So sehr es ihr missfiel, aber den blonden Muskelprotz konnte sie nicht übergehen. Genauso wenig wie den Rotschopf, der nun neben ihm auftauchte. Shivani verdrehte die Augen und wandte sich den beiden zu. Ihre silbernen Augen musterten die beiden eindringlich und es war unschwer zu erkennen, was die beiden Parteien voneinander hielten. Shivani hielt sie für unfähig, schwach und nutzlos und sie hielten Shivani für arrogant, eingebildet und aufschneiderisch. Eigentlich konnte man ihnen das nicht verübeln. Sie hatten immerhin hundert Jahre lang hier die Stellung gehalten und dafür gesorgt, nun ja, es zumindest versucht, dass Nasta zumindest als eigenes Reich noch bestehen und von den anderen weitestgehend unberührt blieb. Und dann tauchte sie wieder auf, vollkommen aus dem Nichts und mit ihrem König im Schlepptau. Das musste ein herber Schlag gewesen sein, ihre Egos hatten das sicher nicht gut verkraftet. Aber war es ihre Schuld, dass sie so unfähig waren? Sicher nicht. Wenn es nach ihr ginge, hätte sie sich beider bereits entledigt, aber das wäre gegen den Willen des Königs. Also musste sie sich wohl noch ein Weilchen mit den beiden Plagen herumschlagen, bis sie seine Meinung ändern konnte. "Ehrlich, er wurde handgreiflich. Und anstößig. Das konnte ich mir nicht gefallen lassen." Sie schüttelte den Kopf, das hübsche Gesicht angewidert verziehend. Die beiden Männer waren sichtlich alles andere als begeistert, die Blicke, die sie tauschten, waren nicht schwer zu deuten. Ungerührt fuhr die Magierin sich mit den Fingern durch die pechschwarzen Haare und wollte sich schon wieder abwenden, da erhob der Blonde, Bataki, seine rauhe Stimme. "Du hättest ihn einfach davonschicken sollen. Es ist nicht besonders hilfreich, wenn du jeden, der dich stört, abschlachtest." Sein rothaariger Freund nickte zustimmend und verschränkte demonstrativ die Arme. Shivani konnte ein Lachen nicht unterdrücken. Die Mienen der beiden wurden noch finsterer. "Jungs, wenn ich jeden, der mich stört töten würde, dann wärt ihr jetzt nur noch ein Haufen Knochen. Naja, oder noch weniger." Süffisant lächelnd machte sie eine ausladende Armbewegung in Richtung der Tunnelhunde, die selbst die Knochen mühelos zerbissen und verschlangen. Bataki machte wütend einen Schritt vor, aber Shivani war schneller. Mit einer Handbewegung erschien ein Dolch mit schwarzer Klinge, den sie mit der Spitze voran dem Schüler entgegenhielt. Das Lächeln war verschwunden. Sie würde nicht zögern, ihm den glänzenden Stahl in den Hals zu rammen, sollte er eine weitere Bewegung vorwärts machen. "Vorsicht, Blondie. Ihr beiden solltet nicht vergessen, mit wem ihr euch hier anlegt. Sonst könnte es passieren, dass meine kleinen Freunde hier euch eines schönen Tages plötzlich als ihre Beute ansehen - vollkommen unerklärlich warum. Einen solchen Unfall kann man schlecht als Mord bezeichnen." Einen Moment lang war es still und sie fixierte Bataki aus ihren hellen Augen eindringlich, dann brach eine Stimme das Schweigen. "Du bist nicht die Einzige, die etwas drauf hat, Shivani. Das solltest du nicht vergessen." Ihr silberner Blick löste sich von Bataki. Dreven, der Rothaarige, hielt seinen Bogen im Anschlag, der Pfeil zeigte auf ihre Kehle. Er würde die Sehne loslassen, sobald sie Anstalten machte, den Dolch weiter in Batakis Richtung zu bewegen. Ihre Augen verengten leicht, doch ansonsten zeigte ihr Gesicht keinerlei Regung. Einige Sekunden verharrten sie alle so, dann senkte Shivani die Hand und der Dolch verschwand ins Nichts. Schließlich kehrte das Lächeln auf ihr Gesicht zurück und sie lachte gekünstelt. "Verdammt, was machen wir hier eigentlich? Jungs, wir stehen auf der selben Seite und versuchen ernsthaft, uns gegenseitig umzubringen. Das ist nicht gerade der richtige Weg, nicht wahr?" In einer theatralischen Geste fächelte sie sich mit der Hand Luft zu, Dreven und Bataki zeigten keinerlei Reaktion, außer dass Dreven den Bogen langsam herabnahm. Shivani musste dringend hier weg, sonst würde gleich noch ein Unglück passieren, da war sie sicher. Ihre Nerven waren heute alles andere als belastbar. Sie ließ die beiden finster dreinblickenden Männer also einfach stehen und stolzierte zur steinernen Treppe, die zum Schloss hinaufführte. Erst als sie im Thronsaal angekommen war, wurden ihre Schritte langsamer und ihre zu Fäusten geballten Hände lösten sich. Warum ließ sie sich immer von diesen beiden Idioten provozieren? Das würde irgendwann zwangsläufig böse enden, soviel war sicher. Sie sollte sich für die beiden wirklich etwas einfallen lassen. Dringend. Jetzt musste sie sich aber erst einmal beruhigen. Mit beiden Händen fuhr sie sich durch die dichten, schwarzen Haare und atmete ein paar Malt tief durch. Und tatsächlich war sie schon gleich nicht mehr ganz so gereizt. Oder zumindest bildete sie sich das ein. "Und was jetzt?", murmelte sie in den leeren Saal hinein. Sie stand mit dem Rücken zum offenen Tor, das Gesicht dem mächtigen, schwarzen Thron zugewandt, welcher vor einer offenen, balkonartigen Front auf einer kleinen Anhöhe stand. Erinnerungen kamen in ihr hoch, als sie ihn so betrachtete. Wie viel Macht diesen Hallen inne gewohnt hatte. So viel, dass selbst die Bewohner von Sita oder Sonara vor Angst erzitterten, wenn sie den Namen Bhayankara nur hörten. Es brauchte keine große Haupstadt, das Schloss war schon genug gewesen. Keinen riesigen Hofstaat, keine vielen Bewohner. Eine großzügige Zahl Angestellter, drei Schüler der schwarzen Magie und der mächtigste Schwarzmagier von Erdas. Und so sollte es auch wieder sein. Shivani schritt zu der Anhöhe, stieg die beiden flachen Stufen hinauf und blieb vor dem Thron stehen. Eine Art Ehrfurcht ergriff sie und sie streckte vorsichtig die blassen Finger aus, um den schwarzen Onyx zu berühren, aus dem der Herrschsitz größtenteils bestand. Er war kühl und glatt. Sie fuhr mit den Fingerspitzen an den in den Stein geschlagenen Verzierungen entlang und lächelte verträumt. Noch immer fühlte es sich hin und wieder surreal an, wirklich hier zu sein. Wieder Herrin ihrer Sinne zu sein. Wieder zu leben. Als sie selber. Es war überwältigend, wenn man darüber nachdachte. Genauso gut hätte sie für immer in Körper und Geist der Wächterin gefangen bleiben können. Sich das vorzustellen war hingegen nahezu beängstigend. Shivani beschloss, nicht zu viel drüber nachzudenken. Wem half das schon, hätte, wäre, könnte. Was zählte war, dass sie jetzt hier stand und garantiert nicht vorhatte, so schnell wieder zu gehen. Einen Moment lang zögerte sie, dann ließ sie sich langsam auf das schwarze Samt nieder, welches die Sitzfläche und die Rückenlehne des Throns polsterten. Sie traute sich kaum, sich wiklich mit all ihrem Gewicht hinzusetzen.



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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 04, 2021 ⏰

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Opal ~ Rise of Shadows Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt