𝟷9. 𝚜𝚎𝚒𝚗 𝚙𝚎𝚛𝚜𝚘̈𝚗𝚕𝚒𝚌𝚑𝚎𝚛 𝚎𝚕𝚏𝚝𝚎𝚛 𝚜𝚎𝚙𝚝𝚎𝚖𝚋𝚎𝚛

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Ich bin bereit, mein Martyrium zu ertragen, denn was blieb mir sonst eine Wahl? In dem Moment, in dem ich auch nur andeutete, lieber weiter im Bett bleiben zu wollen, musste mir Charlotte natürlich widersprechen, noch bevor ich den Mund überhaupt aufgemacht hatte.

»Nix da! Jetzt sind wir extra gekommen, um dich aus deinem Land der Träume zu holen, – wobei ich nicht wissen will, was für schmutzige Schweinereien du träumst. Wir werden jetzt diesen verdammten Netflix-Abend nachholen! Wir schauen uns einen Film nach dem anderen an und bestellen Pizza!«

Charlotte stemmt dabei ihre Fäuste in die Hüften, als hätte sie uns gerade dazu verdonnert, das gesamte Haus zu streichen, weil wir zu spät nach Hause kamen.

Ich glaube aber, ich würde lieber das Haus streichen, als mich mit den beiden auf eine Couch im Gemeinschaftsraum zusammenzupferchen. Weder Rhys noch ich trauen uns ihr etwas entgegenzusetzen, und so fasst sie unser Schweigen als allgemeingültige Zustimmung auf.

Wie ein Seehund auf Ritalin klatscht sie begeistert und viel zu motiviert in die Hände.

»Perfekt! Das wird richtig schön werden, ihr werdet sehen! Einfach ein bisschen Netflix and chill unter ein paar Freunden.«

Auf Charlottes Gesicht erscheint ein begeistertes Grinsen, mit dem sie wohl versucht, uns anzustecken. Rhys und ich werfen uns aber nur kurz hilfesuchende Blicke zu.

Sie weiß aber schon, was das eigentlich heißt, oder?

ODER?!

Aus Prinzip habe ich meine – oder eher Rhys – Jogginghose nicht umgezogen. Ist mir egal ob ich ihm zu hetero bin oder dass das seine Jogginghose ist, ein Blick in den Spiegel reichte aus, um mich dazu zu entscheiden, sie ihm wann anders zurückzugeben.

Wie gesagt... Wunderknackarsch.

Allerdings bereue ich meine Entscheidung nur Minuten später, als ich Rhys in der Küche erwische, wie er mir auf den Arsch starrt.

Nicht das erste Mal wohl gemerkt.

Wenn er es denn wenigstens irgendwie unauffällig machen würde! Aber nein, er beugt sich leicht über den Küchentresen, an dem er sitzt und reckt den Hals, damit er auch wirklich die perfekte Aussicht hat, während ich mich bücke, um aus einem der unteren Vorratsschränke das Popcorn zu holen. Als ich mich wieder aufrichte, erwische ich ihn sogar dabei, wie er sich auf die Unterlippe beißt.

Nicht, dass ich es ihm verübeln könnte, ich habe im Spiegel doch selbst gesehen, wie nett mein Arsch betont wird, oder dass ich ihm zu heterosexuell bin und deshalb nicht sein Typ, aber dadurch, dass er mir jetzt auf den Hintern glotzt, sendet er doch recht widersprüchliche Signale...

Sobald Rhys allerdings bemerkt, dass ich ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue dabei erwische, wie er mir auf meinen Arsch starrt, fährt er wie von der Tarantel gestochen auf und läuft so rot an, dass er Charlottes Haar und dem Feuerlöscher, der in der Ecke steht, Konkurrenz machen könnte.

»Ich gehe mal schauen, wo Lotta bleibt.«, sagt er steif und steht dabei so aufrecht, dass er auf einmal frappierende Ähnlichkeiten mit einem Erdmännchen hat.

Könnte aber auch sein, dass er sich einen Stock in den Arsch geschoben hat, als ich eben mal nicht hingesehen habe.

Das würde aber auch voraussetzen, dass ich seinem Arsch genauso viel Aufmerksamkeit schenke wie er anscheinend meinem.

Wäre das hier ein Cartoon, dann hätte die Geschwindigkeit mit der Rhys die Küche verlassen hat an einer Staubwolke abzusehen gewesen, die er hinter sich hinterlassen hätte. Wie nett von ihm, dass er mich im Stich lässt. Nicht. So bleibt die Aufgabe, das Popcorn zu machen, an mir hängen... Wobei Charlotte diejenige war, die dieses ekelhaft süße Zeug haben wollte.

𝚖𝚊𝚔𝚎 𝚢𝚘𝚞 𝚖𝚒𝚗𝚎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt