Kapitel 12

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"Jetzt gib es doch endlich zu!" Augenrollend stieß ich meinen Ellenbogen in die Seite meiner besten Freundin, tat dann aber auf unwissend.
"Was soll ich zugeben?" Während sie sich die Stelle rieb, an der mein Ellenbogen sie wohl ziemlich schmerzhaft getroffen hatte, neigte sie mit ihrem Kopf zu dem benachbarten Gryffindor-Tisch.
"Er sitzt direkt dort drüben", neckte sie.

Ich war froh, dass sie sich dieses Thema wenigstens aufgehoben hatte, bis wir am Ravenclaw-Tisch alleine waren. Also so gut wie alleine. Einzelne Schüler saßen immer noch vor ihrem Frühstücksteller, doch keiner von denen konnte unser Gespräch hören.
"Liza! Jetzt lass das doch einfach." Meine Stimme klang genauso genervt wie ich es auch tatsächlich war.

Doch Liza tat das nur mit einem Kichern ab und warf einen sehr offensichtlichen Blick hinüber zu den Weasley-Zwillingen.
"Argh Liza", stöhnte ich, als ich das bemerkte. "Los komm, wir müssen gehen", meinte ich dann überstürzt und zog meine Freundin mit zum Ausgang.
"Lass mich doch wenigstens aufessen", wollte sie protestieren, doch ich konterte nur, dass wir sonst zu spät zum Unterricht kommen würden.

In dieser Stunde erfuhren wir vom bevorstehenden Weihnachtsball und Liza war sofort hin und weg.
"Oh ja, super! Mein erster richtiger Ball", flötete sie die ganze Zeit und lief aufgeregt im Zimmer umher. "Was soll ich da bloß anziehen? Ich muss mir unbedingt das beste Kleid kaufen. Und natürlich passende Schuhe! Aber alles muss auf die Frisur abgestimmt sein. Und auf das Make-up. Hmmm ... was würde denn gut aussehen? Jay, jetzt berate mich doch mal!"

So ging das die ganze Zeit, mehrere Wochen lang. Liza war eine außerordentlich begabte Zeichnerin, weshalb sie seit dem Tag in jeder freien Minute (also auch im Unterricht) die verschiedensten Kleider, Frisuren und sonst dergleichen auf dem Pergament kreierte.
"Hier, such mir eins dieser Outfits aus", sagte sie eines Tages und reichte mir sieben Pergamentrollen, auf denen sich je eine Zeichnung befand - sehr detailliert dargestellt. "Du hast eine Woche, dann muss ich wissen, welches von denen mir am besten stehen würde", erklärte sie ernst.
"Warum bekomme ich denn so lange Zeit? Willst du es nicht sofort wissen?", erkundigte ich mich.
"Nein, nein, auf keinen Fall! Du musst dir die Zeit nehmen und alles genau überdenken." Ja, so war das. Liza war die Träumerin und ich war diejenige, die von diesen Träumen entschied, welche in die Realität passten und es deshalb Wert waren, weiter geträumt zu werden. Drei Tage später hatte ich übrigens fünf weitere Zeichnungen, die auch in die Entscheidung mit einfließen sollten.

"Was ziehst du eigentlich an?", fragte Liza an einem Samstag, den wir Hausaufgaben machend in der Bibliothek verbrachten. Unsicher sah ich sie an.
"Naja, also eigentlich hatte ich überhaupt nicht vor, dort hinzugehen. Du weißt, dass ich nicht so auf Bälle und tanzen und das alles stehe. Das ist einfach nichts für mich", gab ich kleinlaut zu, ihren Protestschrei schon erwartend.

Keine zwei Sekunden später flog ein Buch nach mir. Gerade noch rechtzeitig wich ich aus. "Woah, Liza! Was sollte das denn?"
"Du kannst mich doch nicht alleine da hingehen lassen!", rief sie empört.

"Ach komm, du hast doch schon längst einen Begleiter gefunden", erwiderte ich bloß und Liza verschränkte die Arme.
"Und wenn schon. Ich wollte trotzdem mit dir hingehen."

Auch wenn Liza und ich uns mehr wie Außenseiter benahmen und nicht wirklich nach dem Kontakt zu anderen suchten, hatte sie noch nie Probleme, offen auf andere Menschen zuzugehen. Daher wunderte es mich nicht, dass sie nicht ohne Begleitung auftauchen würde. Es gab schließlich immer irgendwen, der bei der Erstbesten 'ja' sagte, aus der Angst, sonst niemanden zu finden. Und Liza war ja auch ein sehr netter Mensch. Dazu noch gutaussehend mit ihren haselnussbraunen langen Haaren, den dazu passenden Rehaugen und der sportlichen Figur, auch wenn sie ziemlich klein war. Ich hatte sie immer um ihr Aussehen beneidet, obwohl sie meinte, dass ich überhaupt keinen Grund dafür hätte.

Bis ich vom Gegenteil überzeugt werde ... / George Weasley FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt