Kapitel 4

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Gemütlich saß ich am Nachmittag auf meiner Couch, mit einem Buch in meiner Hand. An einer äußerst spannenden Stelle wurde ich allerdings unterbrochen, denn Rosie, meine Haushälterin, kam mit einem Wassereimer, Tuch und noch einigen andern Dingen in das Wohnzimmer.

"So Miss, ich habe jetzt das Bad geputzt und ..." Ich lachte kurz auf.
"Rosie, ich habe doch gesagt, das brauchst du nicht unbedingt machen. Es ist doch erst wenige Tage her, als du dort das letzte Mal geputzt hast und so oft wird es ja eh nicht benutzt." Beschämt sah sie zu Boden.
"Verzeihung Miss, aber ich will doch nur, dass sie mit mir zufrieden sind. Deswegen hatte ich jetzt auch vor, ihre Fenster zu putzen", erklärte die amerikanische Frau entschuldigend. Na gut, die Fenster -zumindest die im Wohnzimmer- hatten es wirklich nötig, musste selbst ich mir eingestehen.

Trotzdem stand ich auf und nahm meine Brieftasche, die ich vorhin einfach achtlos zusammen mit meinem Schlüssel und meiner Jacke auf den Sessel geworfen hatte. Ich zückte einen 50-€-Schein und reichte ihn Rosie mit den Worten: "Hier, Trinkgeld." Verwundert sah die junge Frau mich an.
"Aber Miss, warum ...?" Ich ließ sie nicht ausreden.
"Ich weiß, wie hart du arbeitest." Dankbar lächelte sie. "Und jetzt mach Feierabend. Die Fenster kannst du auch morgen noch putzen. Geh nach Hause und verbring noch etwas Zeit mit deinen Kindern. Sie werden sich freuen", erklärte ich mit einem freundlichen Lächeln.
Rosie lächelte unsicher, ehe sie sagte: "Vielen Dank, Miss. Ich räume das hier nur noch schnell weg." Sie wollte nach dem Eimer greifen, doch ich hielt sie auf.
"Nein lass nur, ich mach das schon."

Ich wusste, das Rosie von dem Job bei mir abhängig war, vorrangig von dem Geld, welches ich ihr zahlte, denn sie war alleinerziehende Mutter von zwei Kindern. Eines der beiden war mit sechs oder sieben Jahren noch relativ jung und das andere Kind war bereits im Teenageralter, wenn ich mich recht erinnere. Da ich wusste, wie hart Rosie für ihr Geld arbeitete, gönnte ich ihr die 50 Euro extra und den vorzeitigen Feierabend. Nachdem ich Rosie verabschiedet hatte, kippte ich das Wasser weg und stellte alles wieder an den gewohnten Platz, ließ mich auf die Couch fallen und konnte endlich mein Buch weiter lesen.

-~-

"Neeeeiiiin!", hörte ich eine laute Kinderstimme durch den Spielraum der Kindergartengruppe rufen. Dann ertönten mehrere Schreie. Ich legte das Messer, mit welchem ich gerade Äpfel für die Kleinen schnitt, außer Reichweite und lief dann in den Nebenraum, wo Verena bereits versuchte, die Streithähne voneinander zu trennen.

Wie ich auf den ersten Blick vermutete, hatte Lukas Bausteine auf den Bauernhof von Julia und Jasmin geworfen und die beiden kamen damit so gar nicht klar. Daraufhin hatte offensichtlich ein Streit begonnen, der mittlerweile schon mit Schubsen, Treten und Hauen ausgefochten wurde. Ohne zu zögern schnappte ich mir Lukas, warf einen Blick zu Verena, die sofort verstand und dann ging ich mit dem Fünfjährigen auf meinem Arm zurück zu den Äpfeln.

Ich setzte ihn auf einen Stuhl und fragte, was denn nun passiert war. Es war genau das, was ich schon vermutet hatte, nur waren seiner Meinung nach die Bausteine aus Versehen auf dem Bauernhof gelandet. Währenddessen unterhielt Verena sich mit den beiden Mädchen, die natürlich alles so schlimm wie möglich darstellten.

Ich bat Lukas, sich bei Julia und Jasmin zu entschuldigen, was er auch bereitwillig tat, und danach kam er wieder zu mir und wollte mir beim Apfelschneiden helfen. Mit den Äpfeln war ich allerdings fast fertig, deswegen sagte ich ihm stattdessen, er könne ein paar Weintrauben auf den Obstteller legen. Als dann auch die Äpfel und ein paar Mandarinen darauf lagen, rief er die Kinder zusammen und verteilte an alle etwas Obst.

"Hallo Anna", begrüßte ich eine halbe Stunde später das kleine Mädchen und lächelte fröhlich. Heute hatte ihre Mutter nicht sehr viel Zeit und verabschiedet sich bloß schnell, bevor sie wieder ging. "Wollen wir deinen Rucksack wieder draußen an deinen Hacken hängen, Mäuschen?" Eigentlich war das allen Eltern klar und es war sogar Pflicht, aber Annas Mutter vergaß das regelmäßig, auch wenn wir sie mehrfach daran erinnerten.

Bis ich vom Gegenteil überzeugt werde ... / George Weasley FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt