"Wer du bist, wer dich geschickt hat und so-"

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Liam's POV.

Oh Gott! Er saß total lasch auf dem Stuhl, an den ich ihn gebunden hatte. Zuerst war mir nicht so wirklich klar warum, aber dann traf es mich: er ist nun seit fast 24 Stunden hier und ich hatte ihm nichts zu essen gebracht, von Trinken ganz zu schweigen.
„Oh nein! Zayn! Fuck, das tut mir leid! Scheiße!“

Als ich ihn losgebunden hatte, kippte er mir fast vom Stuhl. Ich fing ihn auf, aber er regte sich nicht mehr.
„FUCK!! ZAYN! Bitte! Hörst du mich? Ey, bitte, reagier irgendwie. Kneif mich, schlag mich oder sonst was, aber mach deine Augen auf, ok? Hallo?“, langsam bekam ich echt Panik.
Klar, wir kennen uns noch nicht lange, und meine Waffe hat er auch gefunden, was bedeutet, ich muss ihm das alles irgendwie erklären – ohne zu viel zu verraten, sonst bin ich dran – aber trotzdem ist er mir schon ans Herz gewachsen.
Und vor allem, nachdem ich jetzt wusste, was in seiner Vergangenheit passiert ist, tat mir alles noch mehr leid.

Vorsichtig brachte ich ihn ins Wohnzimmer und legte ihn auf meine Couch. Verzweifelt fuhr ich mir durch meine Haare.
Was, wenn er Klaustrophobie hat? Kriegt man da auch solche Attacken wie bei Epilepsie? Ich kenn mich damit gar nicht aus.
Oder noch schlimmer: was, wenn er gar nicht mehr aufwacht und ich erklären darf, warum bei mir ein toter Pizzabäcker liegt? Wobei, so richtig Bäcker ist er ja nicht, das machte dieser Neil oder so.
Was denke ich da eigentlich gerade? Manchmal hat mein Hirn ein sehr (un!) perfektes Timing. Anstatt zu überlegen, wie ich ihn wieder wach kriege, denke ich über seinen Job nach.

Zurück zu Zayn; ich ging schnell in die Küche, um mir ein Glas Wasser zu holen. Im Wohnzimmer wollte ich ihm gerade den Inhalt über den Kopf kippen, als mir meine Couch einfiel. Die war echt teuer gewesen, aber theoretisch könnte ich eine neue kaufen, Geld hatte ich genug, aber… Screw it!
Ich leerte das Glas über ihm aus und hoffte inständig, dass er die Augen wieder öffnete, oder wenigstens zu husten anfängt.
Nichts! Nichts dergleichen passierte; er lag einfach nur da, weiß wie die Wand (was bei seinem dunklerem Hautton dezent gruselig aussah) und regte sich nicht. Mensch Liam du bist so doof! Schau einfach nach, ob er noch atmet! Ok, darauf hätte ich wirklich früher kommen können.
Sein Brustkorb senkte sich nicht und heben tat er sich auch nicht. Ok, dann eben Puls fühlen.
Der war da, ganz schwach, aber immerhin: er lebte!

Und was machte man jetzt, damit er wieder zu mir zurückkommt? Also, nicht zu mir, er hat ja sicher noch Familie oder andere Freunde, die sich um ihn sorgen; für die sollte er besser wieder aufwachen…!
Herzdruckmassage? Wie ging das nochmal? Hätte ich in der Schule nur besser aufgepasst in Bio, verdammt!
Ich weiß noch, dass man prüfen muss, ob noch geatmet wird, dann Notarzt rufen. Aber letzteres fiel aus, wie soll ich denn die wunden Stellen an den Handgelenken erklären.
Gut, was kam dann?
Drücken!
Aber wie oft? Wo? In welchem Rhythmus? Wie tief? Ich will doch nichts kaputt machen!
Stayin‘ Alive! Ich kanns ja mal versuchen…
Ich knöpfte schnell sein Hemd auf und nahm mir gar keine Zeit, seinen perfekten Körper zu bewundern. Meine Hände legte ich in die Mitte seiner Brust und begann zum Takt zu drücken.
Nach ungefähr dreißig Mal - schätze ich zumindest, ich war zu überwältigt, um mich stark aufs Zählen zu konzentrieren – hielt ich ihm seine Nase zu und puste Luft in seinen Mund, ein Vorteil nebenbei: ich konnte ihn quasi küssen. Was denk du denn jetzt schon wieder?! Bring ihn wieder zum Atmen du Depp!

Nachdem ich das ungefähr zwanzig Mal wiederholt hatte, merkte ich, wie seine Augenlider anfingen zu flattern. Bitte lieber Gott, lass ihn wieder aufwachen!
Seine Augen öffneten sich langsam wieder, und mir fiel ein riesiger Stein vom Herzen. Was hätte ich gemacht, wenn er jetzt tot wäre? Hätte ich mir das verzeihen können? Definitiv Nein!
„Hey, Zayn. Schön, dass du weder da bist“, sagte ich mit sanfter Stimme während ich meine Hand an seine Wange legte.
Er brauchte noch bisschen Zeit, um sich zu orientieren, so wie es aussah, aber als er wusste, was los war und wo er war, rutschte er mit vor Angst weit aufgerissenen Augen von mir weg, ans andere Ende meines Sofas. Das versetze meinem Herzen einen Stich, aber ich kann ihn verstehen. Ich war nicht besonders zimperlich mit ihm umgegangen und hatte ihn seine Vergangenheit nochmal erleben lassen.
„Zayn, bist du wieder ganz da?“, fragte ich vorsichtig. Er nickte nur und sah mich jetzt mit einem anderen Ausdruck in den Augen an. Ich konnte den noch nicht richtig deuten, aber ich befürchte, es bedeutet nichts Gutes…

„Hörst du mir bitte zu? Ich möchte dir gerne erklären, warum ich gehandelt habe. Alles kann ich dir leider nicht sagen, aber lass mich bitte versuchen, mich zu erklären. Danach kannst du gehen und nie wieder kommen, wenn du willst. Darf ich?“ ich schaute ihn hoffnungsvoll an. Wenn er jetzt nein sagt, weiß ich auch nicht, was ich tun soll.
Sachte nickte er, und fast hätte ich es nicht gesehen.
Am liebsten wäre ich neben ihm gesessen, aber ich verstand, dass er damit gerade ein kleines Problem hatte.
„Danke! Du weißt gar nicht, wie viel mir das bedeutet“, ich atmete einmal tief ein und fing an, das zu erzählen, was ich konnte.
„Also, erst mal tut es mir unendlich leid, dass ich dich so behandelt habe und auch, dass ich dir nichts zum Essen gebracht habe, aber wenn du meine Geschichte kennen würdest, würdest du hoffentlich verstehen, warum ich so ‚vorsichtig‘ bin“, mit meinen Finger malte ich Anführungszeichen in die Luft.
„I’m so sorry, dass du wegen mir nochmal alles erleben musstest.“
Er sah mich fragend an, aber ich schüttelte nur den Kopf.
„Frag bitte nicht, ich hab meine Quellen. Auf jeden Fall, sorry.
Als du das erste Mal im Bad warst, hatte ich einen leisen Verdacht, aber ich dachte, das wäre normal mit meiner Vorgeschichte. Als du dann gestern wieder so lang weg warst, hatte ich schon befürchtet, du hättest sie gefunden. Und als du die Waffe dann hattest, sind mir die Sicherungen durchgebrannt. Ich wollte wirklich nicht, dass dir sowas passiert, aber ich musste mir erst mal klar werden, was ich machen sollte, wen ich anrufen musste. Und ich wusste ja gar nicht, wer du bist, wer dich geschickt hat und so-“
„Liam“, krächzte er. „Hör auf, um den heißen Brei rumzureden, und sag endlich was los ist mit dir und warum du zur Hölle eine Thompson 1944 mit 45 ACP Kaliber im Bad hast!“
Und ich fing an zu erzählen. Ich erzählte, was es mit der Waffe auf sich hatte, und alles, wofür ich nicht später getötet werden könnte…



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Endlich geht es weiter! Thanks to the one and only @Marinahoer

I love where this is going ❤️

LY
M x

The New Guy (Ziam ff, bxb, AU)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt