Nachdenklich musterte ich das mysteriöse Mädchen neben mir. Sie lief schweigend an meiner Seite und starrte den Boden an, als wäre er das Interessanteste was sie jemals gesehen hat.
Ich wusste nicht was ich von ihr halten sollte. Sie war unfreundlich, nicht gerade sympathisch und geheimnisvoll. Irgendwie erinnerte sie mich an Akita, als diese sich das erste Mal gezeigt hatte. Aber wenn ich genauer darüber nachdachte, passte es plötzlich doch nicht mehr. Akita war wirklich freundlicher, selbst nach dem kleinen Streit.
Dieses Mädchen hingegen war kalt und verdammt desinteressiert an der Welt. Nicht einmal ihren Namen wollte sie mir sagen. Trotzdem war da irgendetwas an ihr, was mich bei ihr bleiben ließ. Ich wollte mehr über sie wissen, doch warum?
"Lloyd." sagte ich und schaute von ihr weg, gerade aus. Was mich dazu trieb, ihr meinen Namen zu verraten wusste ich selbst nicht so genau.
Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen wie die Weißhaarige ihren Kopf in meine Richtung drehte und mich verwirrt ansah. Mein Atem stockte.
Unweigerlich hielt ich die Luft an und verkrampfte mich etwas.Diese Augen.
Was war mit ihnen?
Schon als ich sie zum ersten Mal in dem Laden traf, faszinierten mich ihre Augen. Ich hatte noch nie zuvor solch finstere Augen gesehen. Sie strahlten keine Emotion aus, noch einen Funken Lebenswillen. Irgendwie wirkten sie leblos, tot."Lloyd?" wiederholte das Mädchen. Ihre Stimme klang sanft und erinnerte mich an das Gefühl wenn die Sterne am Himmel strahlten und der Mond die Nacht etwas erhellen ließ.
"Mein Name." sagte ich und lächelte ihr zu. Von ihr kam keine Reaktion. Sie schaute mich weiterhin wortlos an, ehe sie langsam nickte und den Blick senkte.
Es irritierte mich etwas. Hatte sie nun verstanden, dass ich der grüne Ninja war? Ignorierte sie diese Tatsache einfach? Oder war es ihr immer noch nicht klar?
"Wo wohnst du?" fragte ich und startete damit den Versuch eines Gesprächs. Ein kleines bisschen Hoffnung hatte ich schon, dass sie mir eine richtige Antwort gab.
"Auf diesem Planeten." war ihre Antwort. Ich schmunzelte. Wie schwer konnte es schon sein von einem Mädchen das Vertrauen zu bekommen? Ein Versuch war es ja wenigstens wert.
"Echt? Dann haben wir ja etwas gemeinsam." grinste ich. Bei ihr kam der Scherz allerdings nicht so gut an. Sie schnaubte und ballte die Hände zu Fäusten. Okay, ich glaube sie war nicht die Person, die so einen dummen Witz lustig fand.
"Gemeinsam?! Vergleich dich nicht mit mir. Du kennst mich gar nicht!" fuhr sie mich an. Ich ließ das nicht auf mir sitzen.
"Wie denn auch, wenn du mir nichts über dich erzählst?!"
"Warum sollte ich auch?!"
"Vielleicht weil ich versuche dir zu helfen?"
"Ich hab dir bereits gesagt, dass ich deine Hilfe nicht wollte!"
"Dann kann ich ja gehen!"
"Ja! Gerne!"Ich drehte um und lief weg. Was dachte die sich eigentlich?! Ich wollte doch nur nett sein!
Nach ein paar Sekunden des stillen Aufregens blieb ich seufzend stehen und drehte mich um. So schnell aufzugeben passte einfach nicht zu mir, vielleicht sollte ich nochmal mit ihr reden.
"Hey, ähm... Es tut mir leid. Ich kann ver-" fing ich an, doch unterbrach mich selbst. Die Stelle an der ich mit ihr gerade noch gestritten hatte, war leer.
"Wo ist sie so schnell hin?" fragte ich mich selbst. Konnten Menschen plötzlich verschwinden?
"Oh verdammt. Warum tu ich das?"
Ich schlug mir gegen die Stirn, ehe ich die Wand eines Hauses hochkletterte und über die Dächer hinweg nach ihr suchte. Wieder eine Aktion die ich nicht nachvollziehen konnte.
Hope pov.
Man, der Kerl ging mir echt auf die Nerven. Fing der einfach mal ein Gespräch an, dabei wollte ich nichts lieber als das er mich in Ruhe ließ. Naja, die hatte ich jetzt ja, aber gleichzeitig auch ein Problem.
Zum bereits zweiten Mal an diesem Tag hatte ich keine Ahnung wo ich war. Trotzdem lief ich stur weiter gerade aus und hoffte auf eine mir bekannte Straße zu stoßen, um zurück zu meinen Eltern, bessergesagt zurück nach Hause zu finden.
"Wäre ich doch nur da geblieben." flüsterte ich mit dem Gedanken an mein Zimmer. Ein plötzlicher Windstoß kam auf und zerrte an meinen Kleidern, wie auch meinen Haaren. Ich wollte sowas von zurück nachhause.
"Hey, warte!" rief auf einmal jemand. Ich zuckte zusammen. Einerseits aus Schock, andererseits aus Frustration, dass dieser Typ mich schon wieder gefunden hatte. Dabei gab ich mir doch so viel Mühe, so schnell ich konnte abzuhauen.
"Ich hab doch gesagt, dass du verschwinden sollst. Was willst du jetzt noch von mir?" fragte ich genervt und blieb stehen.
"Mein Versprechen einlösen. Ich bring dich in die Innenstadt." antwortete er und hielt vor mir an. Sein Blick hielt meinem stand. Ich verstand ihn nicht. Wie abweisender sollte ich denn noch sein, dass er mich endlich in Ruhe ließ? Ich hatte ihm bereits gesagt, dass er verschwinden sollte. Reichte das denn nicht?
"Na gut." gab ich mich geschlagen und lief los. Er folgte mir und zeigte mir den Weg, wie einige Minuten zuvor.
"Warum tust du das eigentlich?" wollte ich wissen.
"Wie?" - "Na, mich zur Innenstadt bringen, obwohl ich zu dir nicht gerade nett bin."
"Ach so, ja also... Das versteh ich selbst nicht so genau." gab er zu und lachte leicht. Verwirrt drehte ich meinen Kopf weg und zuckte mit den Schultern.
"Du bist echt eigenartig." meinte ich.
"Das sagt genau die Richtige." erwiderte der Blondkopf.
Eine Zeitlang blieb es still, bis wir die Innenstadt erreichten. Endlich wusste ich wieder, wo ich mich befand und wo ich lang konnte, um zurück Nachhause zu kommen.
"Dann Tschüss?" sagte Lloyd, wobei es eher nach einer Frage klang. Ich nickte.
"Auf ein hoffentliches Nimmerwiedersehen." verabschiedete ich mich und ließ ihn ohne ein weiteres Wort stehen.
-*-
"Oh Gott, Hope! Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht!" rief Mom als sie mich im Wohnzimmer entdeckte. Ihr Mascara war verschmiert und die Haare zerzaust. Hatte sie geweint?
"Hallo Mom..." murmelte ich, während sie mich umarmte. Diese Berührungen ließen mich komischerweise zittern und ich fühlte mich unwohl. ich mochte diesen Körperkontakt nicht, doch warum? sonst liebte ich ihre Umarmungen doch...
"Mach sowas bitte nie wieder, ja? Ich war krank vor Sorge." bat Sie mich. Ich senkte den Kopf.
"Es tut mir leid. Das wollte ich nicht. Es war nur... etwas zu viel... Schätz ich." antwortete ich und stand auf.
"Würde es dir was ausmachen, wenn ich hoch gehe?" fragte ich und spielte mit dem Armband an meinem linken Handgelenk. Es war mir unangenehm, ihr Sorgen bereitet zu haben.
"Schon wieder? Willst du nicht einmal bei uns bleiben? Wir könnten einen Film schauen, na wie klingt das?" schlug Mom vor.
Ich schaute verdutzt hoch, senkte meinen Blick dann aber wider, als ich ein Bild hinter Mom an der Wand hängen sah. Es zeigte mich und Evie, welche mit vollem Namen eigentlich Genevieve hieß. Ich gab ihr einst den Spitznamen, weil ich es als ich noch kleiner war nie geschafft hatte, ihren richtigen Namen auszusprechen. Das hatte sich heutzutage zwar geändert, aber Evie selbst wollte lieber bei diesem Spitznamen genannt werden.
"Okay... Dann geh hoch." sagte Mom und schaute verletzt zur Seite. Ich wünschte, ich wäre bereit dazu, wieder zeit mit ihr und Dad zu verbringen, aber die Lücke die meine Schwester hinterlassen hatte, war zu groß und schmerzhaft, als das ich sowas gerade aushalten konnte. Ich wollte mich nicht mit dem Schmerz konfrontieren, der auf mich wartete wenn alle beisammen waren. Noch nicht.
Ich nickte und verließ den Raum. Entschuldige bitte, Mom.
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Lifeless Eyes -Die Letzte Hoffnung
Fanfic>Augen leuchten nur, wenn es etwas gibt, was das Innere zum Leuchten bringt.< ---------------------------------------------------------- Ihre Augen waren anders, als die der Menschen um sie herum. Sie funkelten nicht, glänzten nie und strahlte...