Anna Weilhauer - Der Anfang

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Hallo, mein Name ist Anna Weilhauer... Ich bin eine einfache Fotografin, komme aus Berlin und erzähle, was ich in den letzten Jahren im großdeutschen Weltreich erlebt habe. Wie alle meine Freunde, wurde ich mitten in der Zeit des Nationalsozialismus, um genauer zu sagen im Jahre 1947 in einem normalen Krankenhaus in Kreuzberg geboren.

Der zweite Weltkrieg hat stattgefunden und die Alliierten konnten der Wehrmacht mittlerweile nichts mehr anhaben, was am Ende dazu führte, dass die Welt in drei Zonen geteilt wurde. In eine von den Nazis und den Japanern kontrollierten Teil sowie eine neutrale Zone. Zudem habe ich schon immer ein bescheidenes und glückliches Leben geführt. Im Bund Deutscher Mädel habe ich mich schon eigentlich geborgen gefühlt, aber dieses Gefühl hat mehr und mehr nachgelassen. Ich war schließlich nicht der Einzige, dem es so erging. Ab 1960 entstanden zunehmend rebellische Gruppen, die sich gegen die Nationalsozialisten auflehnten und das nicht nur weltweit, sondern auch im eigentlichen Deutschland. Ich habe mir dabei nichts gedacht, da ich damals an die Propaganda der NSDAP glaubte. Der Widerstand wurde in den Medien gerne als Abschaum, Terroristen, Judenfreunde und Volksverräter betitelt. Bei jeder Ausgabe vom Stürmer stand unten dann immer „Die Juden und der Widerstand sind unser Unglück".

Zu der Zeit habe ich nicht mal daran geglaubt, dass es noch Juden gab oder, dass diese überhaupt so was wie Menschen sind. Ich habe mich viele Jahre von den Aussagen der Nazis blenden lassen. Mit der Zeit bildeten sich immer Mehr Guerillabewegungen und Widerstandszellen in der gesamten Erde. Der Vater meiner besten Freundin, ein Parteimitglied der NSDAP wurde eines Tages verhaftet, weil ihm vorgeworfen wurde, dass er zum Widerstand gehöre. Wir konnten es nicht wahrhaben, aber da wir ihn nie wieder gesehen haben, war es offensichtlich, dass er denen angehörte. Zur Info: Es gab zwar kleinere Widerstandszellen, aber die größten drei wurden von den Republikaner, Kommunisten und Monarchisten geführt. Die Republikaner, die die Weimarer Verfassung wiederherstellen wollten, nannten sich „Republikanischer Widerstand des deutschen Reiches" (RWDR) , die Kommunisten mit der antifaschistischen Aktion die „Front der nationalen Befreiung" (FNB) sowie die Monarchisten „Wilhelmsche Bewegung" (WB). Diese drei Organisationen bildeten gemeinsam eine Allianz, die man im Volksmund als „Dreibund" genannt hat, obwohl diese Bezeichnung von den Nazis untersagt wurde. Die interpretierten die Verwendung des Namens als eine unter denen gefürchtete „Verharmlosung des Widerstands". Als Antwort auf diese damaligen Ereignisse versuchte das NS-Regime, uns noch energischer zu überwachen. Schließlich stellte der Widerstand eine ernsthafte Gefahr für das NS-Regime dar, die für denen unverzüglich zu beseitigen galt, aber der Widerstand konnte immer mehr Leute für sich gewinnen. Mit der Zeit entstand ab 1962 ein deutscher Bürgerkrieg, der sich enorm auf die Nazis auswirkten. Der „Dreibund" aus Kommunisten, Monarchisten und Republikanern verteilten Flugblätter in vielen deutschen Städten, die zum Widerstand aufruften, Lügen der Nazis und NS-Verbrechen wie der Holocaust enthüllt haben. Als ich an einem kalten Wintertag am Abend sparzieren gegangen bin, wurde ich Zeuge dieser Aktion.

Ich musste feststellen, wie die Leute vom Widerstand sofort von der SD verhaftet wurden. Ich habe mir ein Flugblatt genommen und bin einfach wieder schnell gegangen. Als ich eine ruhige Stelle ausgesucht habe, habe ich mir den Inhalt in Ruhe durchgeschaut. Es handelte sich um ein Flugblatt der Monarchisten, was man an der alten Flagge des Kaiserreiches erkennen konnte. „Bürger Deutschlands, wehrt Euch gegen die Tyrannei der Nazis und tretet dem Widerstand für eine bessere Zukunft ein! Wir wollen den alten Kaiser Wilhelm wiederhaben!" Mich hat der Widerstand nicht weiter interessiert, da ich mir sicher war, dass dieser eines Tages untergehen wird und deswegen habe ich das Flugblatt in die Mülltonne geworfen. Am nächsten Tag, also am 5. Januar 1962 bin ich dann nach der Schule in die Kaufhalle losgegangen, um mir etwas Brot und Milch zu kaufen. Es war an sich ein gewöhnlicher Tag gewesen, aber in den anderen Teilen Deutschland dämmerten schon seit einer gewissen Zeit Kämpfe zwischen der Wehrmacht und die bewaffneten Kommunisten in einzelne Teile Norddeutschlands. Zudem gab es einige Einheiten der Waffen-SS sowie der Wehrmacht, die sich an Aufständischen aus Überzeugung angeschlossen haben. Der Reichsführer-SS versicherte in einer Fernsehansprache, dass der Widerstand schnell zerschlagen werden würde, was ich ihm anfangs auch glaubte.

Als ich fast wieder zu Hause war, hörte ich zwei SS-Offiziere reden. Der eine war jung und der Andere im mittleren Alter. Ich wollte aus Neugier und Interesse dem Gespräch belauschen, so habe ich mich ein wenig versteckt, sodass ich nicht auffiel „Was ist los?" sprach der junge Offizier nachdenkend dem Kollegen an. „Die Roten konnten Aurich und andere Städte in der Umgebung einnehmen, aber wehe Sie sagen das weiter. Diese Neuigkeit muss vor der Zivilbevölkerung verschwiegen werden!". Als die beiden dann etwas später gegangen sind, bin ich einfach wieder nach Hause gegangen. Der Bürgerkrieg hat meins und das alltägliche Leben meiner Familie nur im geringen Maßen beeinflusst. So wurde in der Schule verstärkt gegen den Widerstand propagiert. Wir wurden von den Lehrkräften immer streng kontrolliert.

„Das deutsche Volk wird nicht tatenlos zusehen, wie irgendwelche Terroristen unsere Städte und Dörfer unsicher machen. Bald wird unsere glorreiche Wehrmacht dafür sorgen, dass die Störenfriede zerschlagen werden. Da bin ich mir sicher, denn das tausendjährige Reich kann weder getäuscht noch zerstört werden!", so sagte es mein Klassenlehrer mit viel Optimismus vor allen Schülern. „Da bin ich mir nicht so sicher." sagte Rainer, mein Sitznachbar zu mir. Ich schaute ihn kurz an und konzentrierte mich dann wieder auf den Unterricht.

Rebellische ÄraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt