Mittlerweile sitze ich neben meinem Bruder und somit gegenüber meines Vaters am Essenstisch und schlürfe die langen, gekochten Nudeln in meinen Mund hinein. Genüsslich seufze ich, als die wenigen Nudeln meinen Rachen hinablaufen. Bei diesem Vorgang halte ich meine Augen geschlossen, um mich vollständig auf den Geschmack konzentrieren zu können.
Das Essen meiner Mom ist eben das beste! Sie ist Köchin, ihre Rezepte, so wie ihre Zubereitungen und Ausführungen sind einfach nur zum lieben da. Kein Wunder, dass mein Dad sie geheiratet hat.
Mit einem breiten grinsen esse ich weiter, dies viel natürlich auch meinem Bruder auf, weswegen dieser seinen Kopf zu mir dreht. Dabei ist ebenfalls ein Grinsen auf seinem Gesicht wiederzuerkennen.
"Was geht wieder in deinem Dickschädel vor sich, dass du so am Grinsen bist?" Während dem gesagten lässt er es sich nicht entgehen mir mit seinem Zeigefinger gegen die Stirn zu stupsen.
Noch immer mit dem Grinsen schlucke ich erst meinen Mundinhalt hinunter ehe in antwortete: "Mir kam gerade nur der Gedanke, dass Dad Mom auf Grund ihrer Kochkünste heiratete." Das Lachen meines Vaters erklingt in meinem Ohren und schmunzelnd blicke ich zu ihm.
"Ist doch wahr! Natürlich gibt es auch andere Aspekte-" Kurz denke ich über die 'anderen Aspekte' nach. Ja, meine Mutter war wirklich eine nette Seele. Nicht alles an ihr ist perfekt, aber bei wem -ausgenommen von mir natürlich- ist das nicht so? "-die für die Heirat sprachen, aber ich bin mir sicher, dass das Essen an erster Stelle stand!"
Die Hand meines Vaters liegt nun auf meiner Schulter und klopft vereinzelt, nebenbei höre ich nur wie meine Mom sich verschluckt und anschließend zu ihrem Glas Wasser greift. "Kleiner." Ein Gefühl des Wohltuends breitet sich in mir aus. Ich liebe meinen Vater einfach, lächelnd fliegt mein Blick zu ihm. "Du weißt gar nicht wie fürchterlich das Essen deiner Mutter damals schmeckte."
Prustend bin ich nun derjenige, der sich das Lachen verkneifen muss.
"Mein Essen war schon immer köstlich, Ben! Du hast es immer gerne gegessen." Schmunzelnd betrachtet meine Mutter, nippend an ihrem Glas, ihren Mann. "Aber nur weil ich den Prozess miterleben wollte! Mit einer Lebensmittelvergiftung habe ich damals zwar nicht gerechnet, aber was macht man nicht alles für seine Liebe." Ah, jetzt kommt diese Geschichte wieder.
"Vielleicht hat Mom auch Tony vergiftet, würde sein Verhalten erklären." Mein Bruder. Mein geliebter Bruder hat natürlich seinen Mund wieder geöffnet. Schneller, als erkennen kann, klebt bereits eine Nudel mit ein wenig Tomatensoße an seiner Wange. Das Lachen versuche ich zu unterdrücken, aber ich scheitere kläglich als sich sein Blick mir offenbart.
"Du kleiner- irgendwann-" Und bereits da liegt eine Nudel auf meinem Kopf, nicht einmal meinen Satz darf ich beenden. "Meine Haare, Wes! Du Schimpanse!" Empört blicke ich zu ihm, dabei greife ich bereits nach meiner nächsten Waffe. "Jungs, bitte. Nicht am Essenstisch. Vor allem nicht mit dem Essen eurer Mutter."
Stimmt! Oh nein! Die leckeren Nudeln. Schmollen starre ich die Nudel an der Wange meines Bruders an. Ein leises Kichern entflieht meiner Mutter, was ich gekonnt ignoriere. Ohne dass er mich aufhalten könnte, lecke ich großzügig über seine Wange. "Bah! Schlumpfi, lass das! Du bist unmöglich!" Immer noch breit grinsen schlürfe ich die Nudel hinunter, die gerade noch an der Wange von Wesley, meinem Bruder, klebte. Das Essen schmeckt wieder hervorragend, Mom!"
Kopfschüttelnd isst sie weiter, die Spielerein ihrer Kinder offensichtlich ignorierend.
Wesley ist mein fünf Jahre älterer Bruder und ist damit gute 24 Jahre alt. Noch immer wohnt er zu Hause, was ich nur gutheißen kann, immer hin kann man uns nur schwer voneinander trennen.
Damals, als wir auf dieselbe Schule gingen hatte ich einen grippalen Effekt bekommen und musste eigentlich zu Hause bleiben. Da ich aber bei Wesley bleiben wollte, und ich immer meinen Willen bekam saß ich am Ende im Krankenzimmer der Schule, weil ich mich auf dem Cafeteria Boden erbrochen hatte.
Mit meinen charmanten 13 Jahren kam ich auf die hervorragende Idee aus meinem Kinderzimmerfenster, welches im 2. Stock lag, zu klettern und meinem Bruder in die Schule zu folgen. So blöd wie er war hatte er mich zum Glück nicht erkannt.
Wesley sorgte sich schnell um mich, er wollte, dass es seinem kleinen Bruder immer gut geht, weshalb er mir versprochen hatte mich in seiner Mittagspause an jenen Tag zu Hause besuchen zu kommen.
Naja wie gesagt, ich hatte andere Vorstellung.
So kam es dazu, dass er mich in der Cafeteria entdeckte und mich sofort wieder nach Hause schleppen wollte, und genau in diesem Moment, als er seinen Arm zur Stütze um mich gelegt hatte, hatte ich mich erbrochen.
Meine Mom war außer sich vor Sorge und somit durfte ich damals, wenn ich krank war, nur mit offener Tür in meinem Zimmer sein. Denn meine Familie hatte Angst ich würde wieder Flucht begehen.
"Hast du deine Tabletten heute schon genommen?" Von wem die Frage kommt? Natürlich, von meinem Vater der mich fragend mustert. Er ist Psychologe in einer Klinik in unserer Nähe, weswegen er mit Leuten wie mir problemlos umgehen zu weiß.
Genervt stöhnend und seine Frage ignorierend esse ich weiter. Mein Vater kennt mich gut genug, um zu wissen, dass ich jetzt nicht darüber reden möchte. Mit Sicherheit würde er mich gleich nochmal darauf ansprechen.
Wenige Minuten später hebe ich meinen Teller um die letzten Reste der Tomatensoße, die darauf zu finden sind, großzügig abzulecken. Nichts, wirklich nichts darf von diesem Essen verschwendet werden. Es ist einfach zu köstlich!
Als dann auch mein Bruder fertig mit dem Essen ist, räumten wir gemeinsam ab und ich poltere mal wieder die Treppe nach oben in meinem Zimmer. Mein Blick fällt auf die angefangene Zeichnung der Avengers.
Ich spiele kurz mit dem Gedanken mich weiter an mein Werk zu setzen, entscheide mich aber dagegen, da es bereits spät ist.
Somit ziehe ich mit bis auf die lockere Boxershorts, die ich trage, aus und ziehe mir ein anschließend frisches, schlichtes oversized T-Shirt an, um mich dann in mein gemütliches Bett zu schmeißen.
In meinem Bett eingekuschelt schaue ich mir eine Dokumentation an, es sind bereits zwei gute Stunden vergangen seit dem Essen, aber schlafen kann ich wie oft noch nicht.
Ein Klopfen ertönt, und mein Blick richtet sich zu dieser, dabei erblickt ich wie mein Dad mit einem halbgefüllten Glas Wasser in mein Zimmer kommt. Hinter sich schließt er mit seinem Fuß die Tür und kommt dann mit einem Lächeln auf mein Bett zu.
Keiner von uns spricht. Er reicht mir lediglich das Glas und legt mir in die andere Hand eine runde Tablette. Seufzend setze ich mich auf und schlucke die Tablette mit ein wenig Wasser hinunter.
In dieser Zeit legt sich mein Dad bereits, in Schlafsachen bekleidet, neben mich und lächelt nur.
"Mama wird dich die Nacht vermissen, Paps." Stelle ich fest, während ich das Glas auf mein Nachttisch abstelle und mich an seine Schulter kuschel.
"Mach dir da mal keinen Kopf drum und versuch zu schlafen." So läuft es meistens ab.
Ich habe von klein auf Probleme damit allein nicht schlafen zu können, auf Grund von Albträumen, die mich heimsuchten.
Seit dem mein Vater zu uns gezogen ist und das bemerkte hat schläft er bei solchen Nächten bei mir. Immer. Egal, ob er am nächsten Tag arbeiten muss.
Er ist nicht mein leiblicher Vater, leider, aber das spielt bei uns keine Rolle. Mein Vater ist Benjamin Aston, da sind mir die DNA-Werte nicht von Bedeutung.
Ich bemerkt anhand seiner Bewegungen und der Geräusche, dass er mein Handy wohl weglegt und ausgeschaltet. Wenige Sekunden später krault er mir den Rücken auf und ab.
Wie immer beruhigt es mich. Meine Augenlieder schließen sich und ich konzentriere mich auf das Kraulen.
"Ich bleibe hier, neben dir, ja? Die ganze Nacht und passe auf dich auf, keine Sorge." Die gleiche Prozedur seit Jahren. Die gleichen Worte. Die gleichen Gestiken.
Meine Gedanken haben sich langsam beruhigt, als ich nur noch bemerke wie der Schlaf über mich kommt. Ganz mit dem Wissen, dass ich hier Sicher bin.
Thanks for reading! Stay safe <3
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This isn't a big story
Romantik》,,Du bist ein vorlauter, nerviger Typ, ich kann mir nicht erklären, weshalb ich dich liebe." Seine Aussage erwidere ich lediglich mit einem breiten Grinsen, ehe ich-《 Es wird vergessen, was vergessen werden muss. Es wird verarbeitet, was verarbeite...