Kapitel Eins

13 0 0
                                    

Ein kühler Wind lag in der Luft. Wanda fröstelte und zog sich ihren Cadigan enger um den Oberkörper. Es war ein Cadigan von Pietro, das Einzige was sie noch von ihm hatte. Ausgenommen die vielen Erinnerungen an ihren Bruder, welcher immer ein freches Grinsen im Gesicht hatte. Wanda schaute in das kleine Wäldchen, dass an dem Avengers Hauptquartier angrenzte. Sie liebte die Natur, fand jedoch nie genug Zeit, um sie richtig genießen zu können. Wanda schloss die Augen und atmete tief durch die Nase. Die kühle Luft, welche ihre Lunge fühlte, ließ sie erneut frösteln. Mit einem Schritt drehte sie sich um und ging zügig zu dem Eingang des Hauptquartiers. In dem großen, hellen Raum, welchen sie betrat, saßen bereits Tony, Peter und Bruce. Thor saß ebenfalls im Raum, jedoch für sich alleine in einer Ecke. Er war immer noch ein gut aussehender Mann, trotz der Narben in seinem Gesicht. Vielleicht auch genau deswegen. Sie gaben ihm noch mehr Ausdruck, ein wilder Kämpfer, der sich nie scheute, gegen seine Gegner anzutreten. Aber vor allem in diesem Moment konnte man ihm seine Trauer und seinen Schmerz ansehen. Er war ein emotionales Wrack, so wie viele Avengers. Der Verlust seines Vaters, seiner Mutter und Asgards war ihm buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Er hatte innerhalb eines vergleichsweise kurzen Zeitraums alles verloren. Was ihn jedoch am meisten quälte, und das war jedem klar, war der Verlust seines Bruder Loki. Selbst wenn Loki der Inbegriff des Bösens war, vermisste Thor ihn am meisten. Wahrscheinlich quälte ihn nicht nur das Vermissen, sondern die schrecklichen Schuldgefühle, die er hatte. Wanda wusste, dass Thor seinen verstorbenen Bruder sehr liebte. Er hatte sich ihr eines Abends in einem vertrauten Gespräch offenbart. Wanda musste schmunzeln, als sie an diesen Abend vor ein paar Tagen dachte.

Thor hatte wieder viel zu viel getrunken und fing sogar mit Tony eine Diskussion über schwarze Löcher und Gravitation an. Ein absurdes Thema für eine Diskussion, fand Wanda. Je länger der Abend wurde, desto mehr stieg auch Thors Alkoholkunsum. So weit, bis er auf einem der grauen Sofas einschlief. Wanda wusste noch ganz genau wie laut er beim Schlafen atmete. Sie ließ sich auf einer Couch neben ihm nieder und versuchte sich zu entspannten. Thors Atmen stockte nach einigen Minuten und er wurde mit einem leicht verwirrten Blick wach. "Da hat jemanden das Bier wohl wieder sehr geschmeckt.", merkte Wanda grinsend an. Thor schüttelte sich und warf ihr einen schläfrigen Blick zu. Sie lacht leise und warte ihren Blick wieder auf ihre Hände, mit denen sie an einem Ring spielte. Sie fühlte sich bei Thor immer wohl in ihrer Haut. Er gehörte ihrer Meinung nach nicht zu Personen, die über einen urteilten. Dennoch lag eine peinliche Stille über dem Besprechungsraum, in dem sie sich befanden. Wanda und Thor fingen an, fast schon aus Unbehaglichkeit dieser Stille gegenüber, über den Abend zu reden, über die Diskussion mit Tony und selbst über ihren Bruder Pietro. Wanda jedoch schüttelte das Gespräch über ihren Zwillingsbruder schnell ab. Sie hatte keine Lust über seinen Tod nachzudenken. Solche Gedanken kamen ihr sowieso oft genug in den Sinn. Die zierliche Frau mit den langen, roten Haaren merke, wie sich ein Kloß in ihrem Hals auftat. Sie versuchte zu schlucken, um ihn los zu werden, merkte aber, wie sich stattdessen Tränen in ihren Augen sammelten. Thor schaute sie währenddessen mit einem abschätzenden Blick an. Er konnte sich vorstellen welche Gefühle Wanda haben müsste. Auch sie hatte ihre gesamte Familie verloren. Wie auch ihn quälte sie vor allem der Verlust ihres geliebten Bruders. Thor zog pfeifend Luft in seine Lungen und ließ sie wieder langsam entweichen. Er drehte sich noch ein Stück weiter zu Wanda und begann mit seiner laut rauen, tiefen Stimme zu erzählen. Er erzähle zu erst von Asgard, den goldenen Häusern, die höher als jedes Hochhaus in New York waren. Er erzählte von den wunderschönen Sonnenaufgängen über dem Meer Asgards und der üppigen Vegetation hinter dem königlichen Schloss. Thor fing an von seinem Vater zu erzählen. Von der Last auf seinen Schulter, die ihn gequält hatte, da sein Vater Odin von ihm verlangte den Thron zu übernehmen. Ebenso erzählte er Wanda von seiner liebevollen, feinfühligen Mutter, welche beide ihrer Kinder so sehr liebte. Seine Erzählungen fanden auch ihren Weg zu seinem Bruder, Loki.  Thor bereute es aus tiefsten Herzen, dass sein Bruder solch ein Ende gefunden hatte. Loki wurde von Thanos erdrosselt. Sein Tod war noch nicht lange her, es ereignete sich vor einigen Wochen bei einem niederschmetternden Kampf zwischen Thanos und den Avengers. Thor wusste noch ganz genau wie gequält der Blick Lokus war, von Angst und Schmerz geprägt. Und er konnte nicht eingreifen. Ihm waren die Hänge gefesselt und egal wie kräftig er zog, die Ketten an seinen Handgelenken wurden nicht lockerer.

Wanda schüttelte die Gedanken von diesem Abend ab, schaute jedoch sofort wieder zu Thor, welcher immer noch in der Ecke des Raums saß. Er lächelte sie leicht an. Es war ein schwaches, aber warmes Lächeln. Ein Lächeln, dass ihr ein wenig Hoffnung gab, diesen Schmerzen irgendwann entfliehen zu können.

 Ein Lächeln, dass ihr ein wenig Hoffnung gab, diesen Schmerzen irgendwann entfliehen zu können

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.
Du er mitt hjemWo Geschichten leben. Entdecke jetzt