Das Meer schien ausbrechen zu wollen. Die Wellen schlugen höher als jedes Schiff und das Wasser war dunkler , als jeder Nachthimmel dieser Welt. Nur spiegelte all das nicht den Himmel selbst. Hoch oben stand der rote Feuerball und brannte gnadenlos auf die Erde nieder und schien somit das Treiben des Meeres zu verspotten. Die Ungeheuer die unter der Oberfläche lauerten warteten nur auf ein Schiff mit einem jungen, dummen und äußerst leichtsinnigen Kapitän, der seine ganze Crew ins Verderben führen würde, nur weil er in einer heruntergekommenen versifften alten Bar aufgeschnappt hatte, dass man im schwarzen Meer die ewige Jugend finden könnte. Natürlich stimmten diese Gerüchte, jedoch konnte bisher noch niemand deren Wahrheit bestätigen.
Es gab viele Mythen und Legenden über den schwarzen Ozean, doch niemand, außer ein paar Ausnahmen, war so dumm diesen nachzujagen. Der gesunde Menschenverstand hielt die Leute normalerweise davon ab diese zu ergründen, denn nirgendwo war man sicherer, als auf dem Festland von Überwelt. Auf den Ozeanen war alles anders, denn niemand gehorchte dort irgendwem. Es gab viele Wesen dort, aber diese lösten Probleme auf die einfache Art und Weise. Der Stärkere überlebte.
Ihre satinschwarzen Haare schwebten neben ihrem Kopf und verknoteten sich bei jeder weiteren Bewegung. Die Haut schimmerte fast Perlmutt in den Sonnenstrahlen, die durch das Wasser brachen. Ihr Oberkörper lag komplett frei, zeigte die sanften weiblichen Rundungen, die ab der Hüfte in blau grüne Schuppen überliefen und in einer kräftigen Schwanzflosse endeten, die stark durch das Wasser peitschte. Das Gesicht zeigte eine markante Struktur, die ihr fast alle Weiblichkeit des Körpers wieder nahm. Es wirkte so als würde sie schlafen, fast totenähnlich. Und trotz dieser Gegensätze von ihrer Erscheinung wirkte sie atemberaubend. Eine Bestie versteckt in dem Körper einer Frau. Langsam trug das Wasser sie immer weiter. Die Schläge der Flosse ließen nach und für diesen einen Moment, wo sie nur durch das Wasser trieb, war die Welt in Ordnung. Einige Sekunden später tauchte ein Schatten über ihr auf und plötzlich öffnete sie die Augen, welche einer Schlange ähnlich waren. Ein tückisches Grinsen bildete sich auf ihren blutroten Lippen und ihre Gliedmaßen spannten sich wieder an. Der Moment der Ordnung war vorbei. Sie schwamm gen Wasseroberfläche und durchbrach diese, ohne eine einzige Welle dabei zu erzeugen. Schiffe waren in diesen Gewässern ungewöhnlich, weshalb sie neugierig war, welcher Idiot sich diesmal doch traute, auf dem Ozean zu segeln und dabei zu denken auch noch unbeschadet diesen durchqueren zu können. Einige Meter von ihr entfernt entdeckte sie ein Schiff, welches wie in Gold getränkt schien. Es war voller aufwendiger Verzierungen und wirkte schon fast zu überladen, keine Flagge. Das war ungewöhnlich. Es wirkte etwas verloren auf dem Wasser und passte so gar nicht zu den Schiffen, die sich sonst hier her verirrten. Sie musste näher heran schwimmen, da sie auf die Weite nicht mehr ausmachen konnte. Es wirkte fast verlassen. Als sie dem Schiff näher kam konnte sie immer noch keine Gestalt ausmachen. Merkwürdig. Das Wasser neben ihr bewegte sich unruhig und in der nächsten Sekunde tauchte eine Gestalt neben ihr auf. Weiße Haare durchbrachen die Wasseroberfläche und ein fast puppenähnliches Gesicht trat vor ihrem auf. „Leona, wir warten auf dein Zeichen. Was wartest du so lange?", sagte die etwas jüngere Frau streng. Leonas Augen wanderten zu der anderen. „Und wenn ihr zwei Jahrhunderte auf mein Zeichen warten müsst, wartet ihr. Klea, irgendwas ist anders mit diesem Schiff, ich will erst wissen was. Meine Sinne können kein einziges Lebenszeichen von diesem Schiff aufnehmen."; flüsterte Leona gefährlich. Kleas Augen verengten sich und ihr Blick schweifte zu dem Schiff, was deplatziert wirkte. „Willst du noch näher dran? Ich würde vorschlagen, ich schicke die anderen wieder weg und wir verfolgen es erst mal. Nicht das man uns nachher den Anspruch auf das Schiff nehmen will.", schlug die weißhaarige Frau vor. Leona legte die Stirn in Falten, nickte nur knapp und tauchte wieder ab. Was war an diesem Schiff nur anders, wie konnte es sich bis hier her verirren? Es sah aus, als würde es zu irgendeiner der königlichen Familien aus der Überwelt gehören, aber diese segelten niemals aus ihren Gewässern. Niemals, dafür gab es genug übermütige Kapitäne, die sich größer als die Welt fühlten und die gefährlichen Gewässer im Namen einer der Familien durchquerten, um Aufgaben zu erledigen. Jedoch niemals mit solchen Schiffen. Normalsterbliche konnten sich diesen Reichtum nicht leisten. In der Überwelt wurde dafür gesorgt, dass ihr Papier und all das Silber womit sie ihre Waren erhalten konnten auch bei denen blieb, die es in Überfluss besaßen. Leona tauchte wieder auf und befand sich jetzt direkt an dem Schiff. Klea tauchte nur wenige Sekunden später neben ihr auf und schloss die Augen. Das Wasser um sie herum begann leicht zu leuchten in einem tiefen lila. Leona begann einen leisen Gesang, in einer Sprache, die die sterblichen nicht verstanden. Das lilane Leuchten verbreitete sich immer schneller und begann das Schiff hoch zuwandern. Sie tasteten langsam vor. Streiften mit ihrer Macht über dunkles gesplittertes Holz, Netze aus braunen Garn, verdreckten Boden und allem, was dort rumlag, aber keinen Menschen. „Meinst du wir sollten jetzt anfangen? Wenn es nicht mehr in der Luft hängt würde vieles einfacher gehen.", schlug Klea vor und öffnete wieder ihre Augen. Leona ließ noch einen Augenblick ihre Augen geschlossen und seufzte. „Sag den anderen Bescheid, wir senken es gleich."

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Mermaid Queen
FantasiSie war die Königin des Wassers. Er war der Prinz der Piraten. Sie wollte mehr Macht und er wollte Rache. Was passiert, wenn zwei verschiedene Menschen auf einmal an einem Strang ziehen müssen, aber nur einer sein Ziel so verfolgen kann? Es war einm...