Kapitel 1

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Yamilla

Yamilla schaute der Menschentraube am Bahnhof hinterher, als der Zug langsam aus dem Bahnhof rausfuhr. Ganz vorne am Bahnsteig stand ihre Mutter und winkte ihr hinterher. Ein beklemmendes Gefühl beschlich Yamillas Herz, als ihr bewusst wurde, dass sie plötzlich ganz auf sich allein gestellt war. Zum ersten Mal in ihrem leben fuhr sie Zug. Wie hieß nochmal die Station an der sie aussteigen musste? Lag ihr Gepäck wirklich sicher im Gepäckabteil und hatte sie auch wirklich alles nötige eingepackt? Was sollte sie eigentlich tun, wenn der Zug überfallen würde, oder gar sie selbst, während sie am Bahnhof auf ihre Tante wartete?

Bretenie

Bretenie schaute aus dem Fenster. Die Landschaft flog nur so an ihr vorbei. Sie saß schon zwei Stunden in diesem Zug, doch der Bahnhof von Silverlake kam immer noch nicht in Sicht. Die stickige Luft in ihrem Abteil bereitete ihr Kopfweh. Wieso nur hatte sie sich von ihrer Mutter zu dieser Reise überreden lassen? Sie sehnte sich nach einem erfrischendem Bad und einem kühlen Getränk. Doch wahrscheinlich gab es in diesem Dorf in dem sie landen würde nicht mal richtigen Tee. Sie blies scharf die Luft aus und fächelte sich mit ihrem Fächer Luft zu. Hoffentlich ist diese Zugfahrt bald zu Ende!

Endlich fuhr der Zug im Bahnhof ein. Sie schaute hinaus. Was war das denn? Der ganze Bahnhof war fast leer! Nur vereinzelte Menschengruppen standen dort. Wo war sie hier nur gelandet? Am Ende der Welt? Sie stieg aus und ging zum Gepäckwaggon, in der Hoffnung dort auf einen Gepäckträger zu stoßen. Tatsächlich stand ein Junge in schmutzigen Klamotten vor diesem. "Entschuldigung, bringen Sie meinen Koffer zum Wagen." Er zog seinen Hut vor ihr. Sie musste staunen: Es gab selbst arme Kavaliere. "Ma'am, ich glaube Sie müssen mich mit jemanden verwechselt haben." Mit diesen Worten drehte er sich um und ging.
Bretenie starrte ihm verdutzt hinterher. "He, das können Sie doch nicht machen! Sie bekommen auch ein großzügiges Trinkgeld!"
Er schüttelte nur den Kopf und ging unbeeindruckt weiter. So eine Frechheit! Man kann doch eine Dame nicht einfach so stehen lassen! Was hat Tante Hedda sich nur dabei gedacht zu diesen Hinterwäldlern zu ziehen?

Neben ihr vielen ihre Koffer zu Boden. Sie schaute mit bösem Blick auf den Mann im Waggon, doch er beachtete sie gar nicht und packte schon den nächsten Koffer an. Sie nahm ihre beiden Koffer und bereute sofort dass sie ihren Kutscher Charles nicht mitgenommen hatte. Schnell ließ sie die Koffer wieder los und schaute sich um. Wo war die Kutsche, die sie zum Cottage bringen sollte? Plötzlich wurde sie von schwarzem Rauch umhüllt. Hustend brachte sie Abstand zwischen sich und dem abfahrenden Zug. Sie seufzte. Das war das schlimmste Willkommen, das sie jemals bekommen hatte!

Die Damen von White CottageWo Geschichten leben. Entdecke jetzt