Kapitel 7

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Vor mir stand ein hübsches Mädchen, mit blonden Haaren, aber kein künstlich wasserstofffarbenes gefärbtem, sondern schönes naturblond.

Ich, im Gegensatz zu ihr, musste jetzt richtig dämlich aussehen, wie ich mit erhobener Hand und leicht, vor Überraschung, geöffnetem Mund, da stand. Das Mädchen, dass die Türe geöffnet hatte, starrte mich überrascht an, musste dann aber grinsen, als sie auf meine Hand schaute, die ich immernoch erhoben hatte und die ungefähr auf der Höhe ihrer Brüste war, sodas es aussah als wollte ich ihr dort hin greifen. Sofort nahm ich meine Hand runter, spürte wie mir die Röte ins Gesicht schießt und murmelte:"Hallo".

"Bonjour. Wer bist du den?", hörte ich eine Stimme hinter dem Mädchen und als ich an ihr vorbei schauete, sah ich eine kleine, ziemlich runde Person mit fettigen Haare. Sie musste die Lehrerin sein. Jetzt verstand ich was Maja voher meinte. Zumindest vom Aussehen, aber ich wollte nicht voreilig urteilen. Vielleicht unterrichtet sie ja ganz gut.

"Ähm, also ich bin die neue Schülerin." "Ah stimmt. Mein Name ist Madame Bahnholzer. Stell dich doch mal der Klasse vor. Du kannst das auch gerne auf Französisch machen." Ich musste mir ein grinsen unterdrücken, der Name passt ja sowas von gar nicht. Und dann hat sie auch noch versucht ihn mit französischem Akzent auszusprechen. Das klang dann so: Bän'ölzäär.

"Nein, ich mach es lieber auf Deutsch", wäre ja noch lustiger sich gleich am ersten Tag zu blamieren. Nein, danke ich verzichte. Okay, ich hatte ich zwar schon blamiert, als ich gegen die Türe gelaufen bin. Aber das war unabsichtlich und wenn mans sich auch noch raussuchen durfte. Sie sah mich verärgert an, nickte dann aber kurz mit zusammengekniffenen Augen. Ups, war das gar kein Vorschlag gewesen...? Denn auch ein paar Schüler grinsten mich jetzt an. Naja egal, da muss sie sich nächstes Mal halt genauer ausdrücken.

"Also, ähm, ja ich bin die neue Schülerin. Ich heiße Amy Miller, bin 16 Jahre alt und komme aus Seattle", erklärte ich. Mir fiel sonst nichts mehr ein und die gesamte Situation war mir peinlich. Ich hatte nichts zu erzählen, ich war einfach langweilig. Ich trat von einem Fuß auf den anderen und schaute mich um. Anscheinend war es hier genau wie an meiner alten Schule. In den ersten Reihe sah ich die Schüler, die gerade auf ihren Stühlen saßen und ein volles Notizblatt vor sich liegen hatte. Unter ihnen sah ich auch Fredy. Ich wollte keine voreiligen Schlüsse ziehen, aber sie sahen sehr nach Strebern aus. Ich hatte schon vermutet, dass Fredy zu ihnen gehört, aber ich fand das nicht schlimm. An meiner alten Schule hatte ich zwar zu den Normalen gehört, aber ich hatte auch ein paar 'Streber'-Freunde. Sie konnten auch richtig nett sein und ich hatte da keine Vorurteile. Was ist schon schlimmes dabei, gute Noten zu schreiben?

In der zweiten Reihe,saßen ein paar Sportler und die Normalen, wie es auf den ersten Blick aussah. Darunter auch das Mädchen, das die Türe aufgemacht und sich inzwischen wieder hingesetzt hatte, nachdem sie kurz draußen gewesen war, vermutlich um auf die Toilette zu gehen. Sie lächelte mich nett an. Ich lächelte leicht zurück und ließ den Blick weiter nach hinten gleiten. Sofort erblickte ich blaue Augen. Warte, die kannte ich doch.. Ah genau, das ist dieser eingebildete, ziemlich gut aussehende Junge, mit dem ich den Zusammenstoß an der Eingangstüre hatte. Er musterte mich von oben bis unten. Ich wurde sofort rot, als ich an unser 'Gespräch' dachte.

Er und 3 weitere Jungs saßen in der letzten Reihe. Sie lehnten sich alle weit nach hinten und saßen locker auf den Stühlen und hatten keine Sachen auf dem Tisch. Das genaue Gegenteil zu der ersten Reihe. Das mussten dann also, die Bad Boys sein. In Seattle gab es auch ein paar Jungs, die sich gerne aufspielten, doch ich war ihnen immer aus dem Weg gegangen und sie haben sich nicht für mich interessiert. Schließlich passte ich nicht in ihr Beuteschema. Ich war weder hübsch, blond, geschminkt bis zum-geht-nicht-mehr und zog mir auch keine zu eng anliegenden Sachen mit zu großem Ausschnitt an.

"Hat noch jemand Fragen an Amy?", holte mich Madame Bahnholzer aus meinen Gedanken. Ich bemerkte, dass ich die Jungs die ganze Zeit angestarrt hatte. Ich spürte die Hitze in meinem Gesicht. Schon wieder. Und ich sah wie die Jungs dreckig grinsten, besonders der mit den blauen Augen. Ich wäre ich am liebsten im Boden versunken.

Ein Mädchen aus der ersten Reihe meldete sich: "Warum bist du hier hergezogen?"

Ich hatte diese Frage erwartet, aber wusste trotzdem nicht, was ich antworten sollte. Schließlich gehen meine Privatsachen nicht alle an. Aber ich würde, das niemandem ins Gessicht sagen, so bin ich eben nicht. "Ähm..also..ich..ich bin zu meinem Onkel, meiner Tante und Cousin gezogen", versuchte ich das Thema zu umgehen. Sie verstand anscheinend, dass mir das unangenehm war,nickte kurz und fragte nicht mehr nach.

"Wenn sonst niemand mehr Fragen hat, dann frage ich noch etwas", mischte sich jetzt wieder die Lehrerin ein. "Also zuerst warum bist du zu spät zum Unterricht gekommen?"

"Oh, also.. Ich hatte Probleme damit das Sekretariat zu finden und ähm... dann das Klassenzimmer", log ich. Ich konnte ja schlecht sagen, dass ich noch ein paar Auseinandersetzungen hatte, sowieso stimmte es ja auch zu Teil.

"Okay. Aber nächstes Mal dann bitte pünktlich. Dann gibt es keine Ausreden mehr", meinte sie streng und ich nickte schnell. Ich hatte schon genug Stress für einen Tag.

"Kennst du hier schon jemanden?", fragte sie nun wieder in normalem Ton.

"Ja, ich bin die Cous...", wollte ich erklären, als Fredy plötzlich wie verrückt anfing zu husten und mich mit entsetztem Blick anschaute.

"Alfred, ist alles in Ordnung?", fragte die Lehrerin in besorgtem Ton. Ich runzelte die Stirn, als ich sah, wie ein paar Schüler grinsten, als Madame Bahnholzer Alfred sagte. Wenn ich Fredy wäre, hätte ich schon längst allen Lehrern verboten mich so zu nennen... Aber naja ist seine Sache, wenn es ihn nicht stört.

"Ja, danke. Geht wieder", meinte Fredy und schaute mich dabei an und schüttelte den Kopf. Was soll das jetzt bitte heißen? Dass es ihm doch nicht gut ging?

"Ähm, als ich wollte sagen: ich bin die...", began ich wieder, wurde aber von dem Kopfschüttel von Fredy abgelenkt. Wie jetzt? Wollte er nicht das ich sagte, dass ich seine Cousine bin?! Schämt er sich etwa für mich?! Wir hatten nie ein gutes Verhältnis, aber das tat trotzdem weh... Und gleichzeitig wurde ich schon wieder leicht wütend. Was bildet der sich ein? Hält der sich für was besseres?! Oder hat er einen Ruf zu verlieren, wenn herauskommt, dass ich seine Cousine bin? Das ist doch lächerlich!

"Sie sind...? Reden Sie ruhig weiter", holte mich die Lehrerin aus meinen Gedanken.

Ich dachte nochmal kurz nach... Wenn er es nicht wollte, sollte ich es aus Trotz sagen? Nein, ich will nicht zeigen, wie sehr es mich verletzt.

"Ja, ähm ich wollte sagen ich bin... voher auf dem Flur Maja Smith begegnet und kenne sie", beendete ich meinen Satz kurz und würdigte Fredy keines Blickes mehr.

"Achso. Jetzt verstehe ich warum Sie zu spät sind. Setzten Sie sich dann jetzt bitte zu Claire, dann können wir endlich... continuons les lecons", meinte die Madame und redete dann auf Französisch weiter und ignorierte mich. Ich stand immernoch da, wie bestellt und nicht abgeholt, unsicher, da ich keine Ahnung hatte, wer Claire sein sollte. Doch zum Glück sah ich wie mir das nette blonde Mädchen zuwinkte. Aha, dann war sie wohl Claire. Ich lief auf sie zu und ließ mich auf den Platz neben ihr fallen. Sie lächelte mich an und ich lächelte sofort zurück.

Vielleicht war es hier doch nicht so schlimm und ich fand sogar noch Freunde.

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