Gesellschaftskritik, geschrieben von einem fünfzehnjährigen Jubgen, der sich eigentlich nicht hinsetzen und Gesellschaftskritik schreiben sollte, um sich besser zu fühlen. Ein fünfzehnjähriger Junge sollte mit seinen Freunden in die Stadt gehen, der Konsumsucht nachgehen, die ihm anerzogen wurde. Er sollte Ball spielen, schwimmen gehen, Geld ausgeben, machen, was ihm Spaß macht. Er sollte Gedanken- und Sorgenlos durch die Welt ziehen und nichts machen. Spaß haben.
Nicht in einem abgedunkelten Zimmer vor seinem Bildschirm sitzen.Das ist das Problem. Der Grund, wieso ich das hier schreibe. Ich kann nicht. Jedes Mal, wenn ich versuche mein Leben zu leben, meinen Interessen nachzugehen, unnötig Geld auszugeben und meiner angeborenen Konsumsucht nachzugehen, fühle ich mich schlecht.
Neue Jeans? Nein, dafür bist du zu fett und sowieso, willst du wirklich diese Jeans kaufen? Weißt du denn überhaupt, welches Kind in Afrika die genäht hat? Kannst du das wirklich unterstützen? Und ist die überhaupt abbaubar? Was passiert damit, wenn du sie nicht mehr trägst? Willst du wirklich diese Jeans kaufen? Weißt du denn überhaupt, wie viel Geld du deinen Eltern damit aus der Tasche ziehst? Solltest du nicht eher arbeiten, als im H&M zu stehen und dir eine Jeans anzuschauen, die du eh nicht tragen wirst? Leg die Jeans weg. Sie gefällt dir eh nicht.
In den Urlaub fliegen? Nein. Dafür hast du keine Zeit, du musst doch den Stoff der letzten Klasse nachholen, nicht, dass du nochmal durchfällst. Außerdem ist doch sowieso gerade Pandemie und wo willst du überhaupt hin? Die Türkei, Griechenland und Italien brennen, in Ägypten ist es viel zu heiß, auf Spanien hast du keine Lust. Amerika? Bitte. Hast du denn das Geld dafür? Ziehst du das nicht wieder deinen Eltern aus der Tasche? Und was machst du dann im Urlaub? Wieder Geld ausgeben? Eine Jeans nicht kaufen, weil du sowieso viel zu fett bist? Essen? Kannst du das nicht hier? Hör auf an Urlaub zu denken. Du musst sowieso lernen.
Mit den Freunden essen gehen? Nein. Du kriegst vor denen doch sowieso nichts runter, du kannst doch gar nichts essen, sonst fangen sie wieder an, dich zu verurteilen. Sicher, dass du so viel essen willst? Passt du denn dann noch in die Jeans rein, die du eh nicht kaufst? Und was willst du überhaupt essen? Ist für diesen Döner nicht ein Tier gestorben? Und für Sushi? Oder das Fischbrötchen? Die Meere werden doch sowieso schon überfischt, willst du das auch noch unterstützen? Bist du so ein schrecklicher Mensch? Interessiert dich das Leben anderer nicht? Verwirf den Plan. Du kannst doch eh nicht essen.
Zeichnen? Solltest du nicht lernen?
Schreiben? Solltest du nicht aufräumen?
Malen? Solltest du nicht Sport machen?
Raus gehen? Wieso bist du nie Zuhause?
Zuhause sein? Wieso gehst du denn nie raus?Mach doch mal was. Krieg doch mal was hin. Wieso liegst du den ganzen Tag im Bett rum? Schaffst du es etwa nicht, auf dein Gewicht zu achten, Sport zu machen, zu lernen, auf die Umwelt zu achten, die Fehler zu beheben, die die Generationen vor die gemacht haben, dich selbst zu finden, deine Sexualität zu entdecken, dir sicher mit deinem Geschlecht sein, eine Beziehung zu führen, kein Fleisch zu essen, nicht zu viel Geld auszugeben, Geld zu verdienen, Zeit mit deiner Familie zu verbringen, gut in der Schule zu sein, deinen Hobbys nachzugehen, perfekt zu sein, Freunde zu haben, darauf zu achten, dass du dazugehörst und dann auch noch vielleicht ein eigenes Leben zu führen gleichzeitig? Schaffst du es etwa nicht, dich im Hamsterrad zu drehen?
Enttäuschend.
DU LIEST GERADE
Die nackte Wahrheit
PoesíaEine Sammlung an Szenarien, die mir wahrscheinlich um drei Uhr Nachts in den Kopf geschossen kamen, so gut waren, dass ich sie aufgeschrieben habe und dann irgendwie hier gelandet sind. Eine Sammlung an Poesie; Worten; Sterne, die vom Himmel gefalle...