Der Schneeengel III

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"Willst du nicht rein kommen und eine heiße Schokolade trinken? Du wirst hier noch ganz kalt! ", fragte ich leicht besorgt, da er nur eine Art weißen japanischen Kimono zutragen schien. ,, Haha, du bist ja lustig!", sagte er mit dem ironischsten Unterton auf der ganzen Welt. ,, Oh, hatte ich ja vergessen, du bist ja ein Schneeengel. " Er nickte. 

Ihn schien etwas zu bedrücken. "Was ist los?", fragte ich vorsichtig nach. ,, Wie sieht es eigentlich mit dem Thema 'Liebe' bei dir aus? Hast du eine Freundin? " Ich schaute ihn geschockt an. ,, So was fragt man nicht einfach!",, Warum denn nicht? Wir werden doch jetzt eh viel miteinander zu tun haben!", den letzten Satz sagte er nicht ganz überzeugend. Ich überlegte und sagte schließlich:,, Nein, ich habe im Moment keine Freundin." Er nickte wieder, so als würde er eine Speicherkarte im Gehirn haben und er würde sich noch an alles in zehn Jahren erinnern.

"Nicht das du mich falsch verstehst, aber ich werde auch zukünftig keine Freundin haben. Ich bin nämlich schwul." Er sah mich verwundert an. "Was ist denn schwul? Wie wird man das? Kann ich das auch werden?" Ich hätte mir jetzt gerne gegen die Stirn geschlagen, so unangenehm war mir das. "Also...wie sage ich das am besten...Wenn man schwul ist, fühlt man sich nur zu Jungs hingezogen und nicht zu Mädchen. Und Schwul sein sucht man sich nicht aus. Leider..." Er nickte, aber sah mich dann verwirrt an.

"Warum denn 'leider'?" Ich überlegte kurz. "In unserer Gesellschaft, musst du wissen, ist für manche Menschen gleichgeschlechtliche Liebe in Ordnung. Aber es gibt auch viele, die sich ekeln oder dagegen sind. Meine Eltern haben damit zum Glück gar keine Probleme." "Ich habe damit auch kein Problem. Ich habe nur gefragt, weil wir im Himmel kein Unterschied machen. Da kann jeder lieben, wen er will." Die haben es ja gut. Ein was interessierte mich nun doch. "Und was ist mit dir? Bei deiner umwerfenden Aura musst du doch nur so die Engelherzen aufreißen"

Ein leichter Rotschimmer legte sich auf seine Wangen. "Also....e-es gibt da so einen ju-jungen. Aber das wird nichts mit uns." "Warum denn nicht? Du bist süß, siehst gut aus und scheinst sehr nett." Er wurde noch röter, wenn das überhaupt möglich war. Süß. er wollte gerade zum Sprechen ansetzen, als wieder die ersten Sonnenstrahlen herauskamen.

Langsam schien sich auch zum Glück die Kälte etwas zu legen und es wurde zunehmend wärmer. ,, Nicht mehr lange...", hörte ich meinen Engel nuscheln. ,, Wie? Was hast du gesagt?",, Äh, nichts! "Er lächelte mich an und kratzte sich am Hinterkopf. Irgendwas verheimlicht er mir doch. 

Mein Blick wendete sich in die Richtung des Himmels. Ein schöner Ort muss das sein. Ein schönes Zuhause muss das sein. Ob dort alles so friedlich und ruhig ist, wie es immer in Filmen und Bildern dargestellt wird? Ein paar Sonnenstrahlen kitzelten mein Gesicht und Wärme breitete sich in meinem gesamten Körper aus. Ein angenehmes Gefühl. Doch ich mochte die Kälte und den Schnee mehr.

Plötzlich legte sich eine zittrige Hand an meine Wange. Sie fühlte sich so anders an als die, welche mich gerettet hatte, weswegen ich mich verwirrt zu ihm wendete. Doch dort stand nun keine Person mehr und übrig blieb ein nasser Fleck.

Der Schneeengel [Germanletsdado]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt