~Second Chapter~

5.5K 371 38
                                    

Sydney's P.o.V. [29.10.2014]

Mit der flachen Hand wischte ich mir die salzige Spur die, die Träne hinterlassen hatte, weg. Ich konnte die Situation nicht mehr ändern, sie hat es so gewollt, so wird es gemacht.

Was sollte ich jetzt schon groß machen? Ich wollte einfach nur noch weg. Weg von der Frau, die mich rausschmeißen will.

Ich griff nach dem Laptop, der auf meinen Nachtschrank, vor sich hingammelte. Eine leichte Staubschicht hatte sich darauf gebildet, welche ich mit meiner verkrampften Hand weg wischte.

Ich klappte ihn auf und startete, der Bildschirm begann zu flackern, bis sich schließlich mein Home-Screen sich öffnete. Meine Finger wischten über die Maus zum Internet.

Sofort öffnete sich mein bester Freund. Google. Er war für jeden immer da, sei es in der Nacht oder am Tag. Dazu war er schlauer als jedes andere Wesen auf der Welt, er hatte auf alles eine Antwort. Ein wahres Genie, mein Freund nicht?  

Ich tippte auf der schwarzen Tastatur mein Ziel ein, worauf sich  ein neues Fenster öffnete. Ich las mir die wenigen Ergebnisse durch und seufzte genervt.

Boston Logan International Airport, MA (BOS) - Seattle - Tacoma International Airport, WA (SEA)

Hinflug: 05:00 Uhr am Mittwoch - 29.10.15 JetBlue Airways

Uhrzeit: 05:00 Uhr – 8:10 Uhr

Preis: 212, 02$

Last-Minute-Booking!

Ich kratze mir nachdenklich an die Stirn, es war schon viertel nach eins und dies in der Nacht. Ich müsste in gut einer Stunde am Flughafen sein um einzuchecken.

Ich biss mir auf meine Unterlippe, sollte ich oder nicht? Mit einem Klick würde sich alles entscheiden und um entscheiden.

Meine Gedanken spielten verrückt. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Die Chance um aus dem Haus meiner Mutter zu verschwinden, war zum Greifen nahe. Konnte ich diesen heftigen Schritt wagen?

Es fiel mir schwer, eine Entscheidung zu treffen. Ich liebe meine Mutter, auch wenn die Enttäusch größer denn je war. Ich könnte in diesem Haus nie mehr wohnen, ohne an diese Nacht zu denken. Ohne an heute zu denken. Sie riss sich in mein Herz, wie ein Nagel in den Reifen eines Wagens.

Unaufhaltsam, gnadenlos und extrem gefährlich.

Wie von Zauberhand bestätigte ich den Flug. Ich atmete tief durch und fing an meine Daten in die verschiedenen Kästchen zu füllen. Meinen Reisepass zog ich aus meiner Handtasche, wie meinen Personalausweis.

Alles wurde nach und nach gefüllt mit meinen persönlichen Daten. Jeder einzelne getippte Buchstabe tat mir in der Seele weg, meine Augen wurden immer wieder feucht, jedoch blinzelte ich jedes Mal die salzigen, nervigen Tränen weg.

Ich hatte es satt zu weinen. Sie hatte doch eigentlich keine einzige Träne von mir verdient. Uneigentlich jedoch hatte sie Mitleid verdient. Mitleid, da sie ihre eigene Tochter auf die Straße setzte. Diese Frau verdiente jedes Mitleid auf der Welt, jedes einzelne. Mitleid war erbärmlich. Es half nicht, es unterdrückte weder die schmerzen noch brachte es irgendetwas zurück. Und genau das verdiente sie.

Ich wusste, dass ich diese Worte aus reiner Wut verinnerlichte, jedoch hatte ich im Moment jedes Recht auf diese dreisten Gedanken.

Ich schüttelte meinen Kopf von rechts nach links und zurück, um mich danach umzuziehen, ich musste hier schnellstmöglich heraus.

Ich machte mir gar nicht erst die Mühe mich schön zu machen, es brachte mir sowieso nichts mehr. Shirt und Hose waren schnell angezogen, darauf folgten meine alten, weißen Converse.

Home, sweet Home - Pausiert/wird neu geschriebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt