Always in my heart..

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Montag: 13. April 2015

- 06:49 Uhr

Die ganze Nacht war er vergebens durch Cheshire gefahren, hatte jeden Stein umgedreht, jedes Hindernis überwältigt, um die Person zu finden, mit der er bereits die letzten fast 5 Jahre verbracht hatte. Sein Herz schmerzte so sehr, dass es sich so anfühlte als ob es bereits in tausende Einzelteile zersprungen wäre. Es tat so weh, mit der Sorge zu wissen, dass Harry irgendwo da draußen sein könnte, sich seiner selbst überlassend.

Er hatte so schlecht ausgesehen. Daran gab es keine Zweifel. Dünn war er geworden. Seine einst schokoladenfarbenen Locken hatten ihren Glanz verloren, sein Gesicht war ausgemergelt, so dass seine hohen Wangenknochen nun noch mehr zu Vorschein traten und seine Augen..diese Augen, die sonst immer so lustig gefunkelt hatten, waren nun erloschen, so als ob eine ausdruckslose Leere von ihnen ausginge. Das Lachen des einst glücklichen Jungen war bereits seit ein paar Monaten verklungen und egal was Louis auch getan hatte, er konnte es nicht mehr herbeiführen.

Nun saß er hier. Seine Augen starr auf die vor ihm liegende Landstraße gerichtet. Nichts verleitete ihn dazu, auch nur einen kurzen Blick auf das Tachometer zu werfen. Er wusste auch so, dass er zu schnell fuhr. Aber dies aus gutem Grund! Er hatte Begriffen, wusste nun wo er Harry finden würde!

Das Auto erreichte die Klippen, die Steilklippen, die einst so vertraut gewesen waren. Der Motor verstummte und seine Füße trugen ihn wie von selbst den schmalen, sandigen Pfad entlang. Eisig kalt war es, doch die ersten rosaroten Töne am Horizont des Meeres kündigten bereits den Morgen an.

Erinnerungen zuckten in seinem Kopf umher, wie gleißend helle Blitze, bei besonders schweren Gewittern. Nur allzu deutlich sah er die vergangene Szene vor sich..der salzige Wind, der den beiden jungen Briten um die Nasen fuhr, das befreite Lachen Harrys, wie er da so stand, unendlich nahe am Abgrund der Klippen. Dennoch die Arme weit ausgebreitet, so als wolle er im nächsten Moment dem Boden entschweben, die Tränen in seinen Augen, weil ihm der heftige Meeresatem hemmungslos ins Gesicht blies, dass seine Locken nur so flogen. Dann sah Louis sich selber, wie er genau hinter Harry stand, seine Hände, die zärtlich auf der Taille seines besten Freundes lagen, seinen Kopf, den er auf einer seiner Schultern gelegt hatte und seine Worte, die geflüstert hatten:
" Öffne deine Augen Harry" und der Jüngere der beiden tat wie ihm geheißen, öffnete langsam seine Augenlider und ließ dann seinen Blick über die Weiten des endlosen Ozeanes schweifen. Die altbekannte Szene aus Titanic. Einer Harrys Lieblingsfilme. Nach Ewigkeiten hatte sich Harry umgedreht und hatte seinen Kameraden in die Arme geschlossen. Ganz fest hatte er ihn an sich gedrückt und immer wieder gemurmelt: " Danke, dass es dich gibt, Danke, dass du für mich da bist.." und Louis hatte sich in diesem Moment glücklicher denn je gefühlt.

Schwer atmend erreichte er die Stelle, und wusste wen er dort vorfinden würde.

Seine Welt zerbrach und eine Stille legte sich um ihn, was das Rauschen des Meeres und die starken Windböen verstummen ließ. Eine gähnende Leere legte sich ganz um ihn, als er die leblose Person vor sich liegen sah. Genau an dieser Klippe, wo ihre Herzen einst im selben Takt geschlagen hatten. Sein verzweifeltes Herz fing noch schneller an zu pochen, als es ohnehin schon tat. Schritt für Schritt kam er nun noch näher. Gut zwei Meter vor Harry fiel er auf die Knie und robbte kraftlos auf ihn zu.

Louis Hand packte Harrys und aus einem intuitiven Grund wusste er, dass es so gekommen wäre. Dennoch suchten seine zitternden Hände, den Puls einer Harrys kalten Gelenke.

Nichts!

Es konnte nicht sein! Es durfte nicht sein! "Harry..Bitte..HARRY..KOMM" Verzweifelt fing der Doncaster Junge an, an dessen leblosen Schultern zu schütteln. Nichts dergleichen geschah.

Der Wind blies Harrys Locken aus seinem Gesicht. Seine Augen waren geschlossen. Das Grün war bedeckt, von den Hüllen seiner Augenlider. Seine Lippen hatten sich zu einem kleinen Lächeln verzogen. Ganz friedlich sah es aus. Ganz als ob Harry einfach nur schlafen würde.

"Nein Harry...Nein Bitte Harry...Nein Bitte ...Wach Auf...Wach auf Harry..Komm schon" Verzweifelt packte Louis seinen besten Freund an den Schultern. "Ich brauche dich doch..Harry..Ohne dich geht es nicht!"

Eine plötzlich Kälte überkam ihn. Doch war es ihm egal. Ein einziger Gedanke fuhr in seinem Kopf umher! "Warum?, Warum?, Warum?.." Ganz langsam berührte sein ganzer Köper den kalten, sandigen Boden. Nun lag er genau neben Harry. Er wendete sich so, dass seine Hände Harrys Taille fanden und ihn noch näher an ihn ran rücken ließ.

Die Zeit schien endlos zu sein! Kein Blatt Papier hätte mehr zwischen die beiden Jungen gepasst, so sehr hatte Louis sich an Harry geklammert, wusste, dass er ihn nicht mehr loslassen könnte. Louis wollte ihm seine Wärme schenken. All die Liebe und Zuneigung, die Harry seinerseits in den letzten Monaten fast nie gespürt hatte. Aber es war zu spät! Der Zug des Lebens war abgefahren, um bereits die endlosen Weiten des Himmels zu ersuchen. Und je länger Louis neben Harry lag und ihn so fest an sich geklammert hielt, desto mehr Tränen stiegen ihm in die Augen.

Er wurde sich bewusst, dass es seine Schuld gewesen sein musste. Das Harry seinetwegen zu dieser Tat geschritten war. Zitternd fuhren seine Hände über des leblose Gesicht seines einst besten Freundes. All seine Gedanken waren vernebelt. Plötzlich hielt er mit seinen Bewegungen inne. Sein Blick ruhte auf Harrys offener Jacke. Dort lugte das Ende eines Briefumschlages hervor.

Behutsam drehte er Harrys Körper so, dass er den Brief nun ganz entwenden konnte. Ganz langsam nahm er das Kuvert in seine Hände und drehte es um. " An Louis" stand dort geschrieben und er erkannte die wundersame Handschrift seines Freundes.

Krümmend vor Schmerzen liefen Louis immer mehr Tränen das Gesicht hinunter. Sein ganzer Körper begann zu beben und er setzt sich auf. Schluchzend zog er den toten Körper auf seinen Schoß und fuhr Harry immer und immer wieder durch seine braunen Locken. Innerlich hoffte er auf irgendein Zeichen, die Existenz seines besten Freundes doch noch herbeizuführen. "Warum? Wieso Harry?" Immer lauter wurde seine Stimme. Die innerlichen Schmerzen wurden von Sekunde zu Sekunde unerträglicher!

Harry, Harry, Harry!

Er hatte verloren! In der einen Hand den Brief haltend, in der anderen Harrys Finger in seinen verschränkt, warf er den Kopf in den Nacken und begann all den Verlust aus sich heraus zu schreien.

The last Letter [Larry Stylinson]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt