Brief 2

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24. Dezember 2014

Was für ein Tag!
Ich bin verdammt müde und trotzdem sitze ich hier zusammengekauert im Badezimmer und versuche mich auf deinen Brief zu konzentrieren.

Es fällt mir schwer, meine Gefühle zu ordnen! Was ist heute bloß passiert? Sollte ich Hoffnung schöpfen?

Jetzt bist du 23 Jahre alt und ich klebe immer noch auf der 20! Du bist in meinen Augen so viel älter als ich und trotzdem bist du derjenige von uns, dessen kindliche Hand das Oberhaupt ergreift! Was wäre ich auch nur durch deine lustige und lebensfreudige Art?

Mein Kopf schmerzt. Obwohl du derjenige warst, der heute öfter einmal zur Flasche gegriffen hat. Ob du dich morgen noch an alles erinnern kannst? An wirklich alle Einzelheiten deines Geburtstages? Ich glaube es nicht!
Es ist etwas merkwürdiges geschehen Lou, etwas, was ich nicht recht deuten kann und obendrein mein ahnungsloses Herz noch verwirrter macht, als es jetzt schon ist.

Ich weiß nicht, ob es der Alkohol war, der dich so gefügig gemacht hat. Du bist den gesamten Abend nicht von meiner Seite gewichen!
Wir haben getanzt! Du und ich wir haben richtig getanzt miteinander!
Irgendwann habe ich gemeint, an die frische Luft gehen zu müssen und natürlich hast du mich begleitet.

Wir standen ganz alleine draußen. Nur der Mond schien hell und gab mir die Möglichkeit, in dein wunderschönes Gesicht schauen zu können. Dir war kalt!
Logisch, wir hatten Dezember! Aber du standest da und hast laut mit den Zähnen geklappert! Daraufhin habe ich meine Jacke ausgezogen und sie dir über die Schultern gelegt. Du hast immer und immer wieder Danke gesagt und mich überkam das plötzliche Verlangen dich an mich zu drücken.
Also tat ich es und du hast meine Geste sofort erwidert.

Du glaubst nicht, was das für ein wunderschönes Gefühl war, dich so in den Armen halten zu können. Umso verwunderter war ich darüber, dass sich dein Gesicht meinem immer weiter näherte.

Ich habe die Luft angehalten Louis! Ich hatte keine Ahnung, wie ich darauf reagieren sollte! Schließlich warst du betrunken! Du hättest es nicht gewollt! Also habe ich meinen Kopf weggedreht! In diesem Moment, hast du ein enttäuschtes Seufzen von dir gegeben.

Ich bereue es! Ich bereue es so sehr! Wieso hätte ich in dieser Sekunde nicht einfach alles vergessen können und alles seinen freien Lauf lassen können! Wieso habe ich es nicht einfach zugelassen?

Ich könnte schreien! Ich könnte den Wandschrank herunterreißen oder den Duschhahn abreißen!

Ich hasse mich! Ich hasse, dass ich selber so von mir denke! Ich hasse mein gesamtes Dasein! Ich hasse den Alltag! Ich hasse den Druck, der tagtäglich auf meinen Schultern lastet!
Ich kann das nicht mehr lange aushalten Louis!
Du bist das rettende Seil, an das ich mich klammern kann um nicht dem tiefen, schwarzen Abgrund zum Opfer zu fallen!

In meinem Kopf herrscht das reinste Wirrwarr! Du kannst nicht nachvollziehen, wie heftig mein Herz gepocht hat, als du vorhin so nahe bei mir standest. Ich kann diese Gefühle nicht mehr länger unter Kontrolle halten!

Das Unmögliche ist geschehen!
Ich habe mich verliebt!
Eigentlich wusste ich es schon über 4 Jahre! Tagtäglich habe ich versucht dieses kribbeln in mir zu ignorieren! Aber es half nichts!
Ich habe mich versucht abzulenken..habe getrunken, geraucht, gefeiert und mich mit Mädchen abgegeben, deren Namen ich nicht einmal gewusst hatte.

Danach hat es mich jedes mal wie ein Schlag getroffen und erst als du bei mir warst, habe ich diese sichere Wärme gespürt, die mich jedes mal umhüllt hat.

Es ist demütigend darüber zu schreiben, darüber was ich für meinen besten Freund empfinde! Und doch bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass du die Wahrheit erfahren solltest. Du hast das Recht zu wissen, die wirkliche Geschichte meines Lebens zu erfahren. Du sollst verstehen Louis! Nicht trauern! Verstehen! Du sollst nach meinem Tod nicht im dunklen stapfen! Du sollst es wissen und nur du alleine kannst es verstehen. Es betrifft nur uns beide!

Ich habe eben das Schreibzeug zur Seite gelegt, um noch einmal nach dir zu schauen. Du hast friedlich geschlafen. Deine einzelnen Atemzüge hatten etwas beruhigendes. Dann bin ich noch näher an dein Bett heran getreten und habe auf dich hinunter geschaut, habe dich minutenlang einfach nur betrachtet.

Wie gerne hätte ich dir deine verwuschelten braunen Haare aus dem Gesicht gestrichen. Wie gerne würde ich meine Fingerkuppen ganz sanft über deine Wangen gleiten lassen. Wie gerne wüsste ich, wie es wohl wäre, wie unsere Lippen zueinander finden würden. Ganz wie von selbst!

Nein! Was habe ich nur für kranke Gedanken!
Es wäre unmöglich! Es wäre niemals vorstellbar! Es wäre unnormal!
Macher seiner Träume kann man halt nicht in die Realität umsetzen.
Meine Welt zerbricht von Tag zu Tag mehr. Wie soll ich nur mit dieser Ansicht umgehen?

The last Letter [Larry Stylinson]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt