Brief 1

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Die Zeit war stehen geblieben. Einzig und allein die Sonne war höher gen Himmel gewandert und ließ nun zögerlich ihre ersten, sanften Strahlen auf die beiden Jungen fallen. Es war still. Stiller als je zuvor. Nur das Schluchzen des jungen Doncaster war vom Rande der Steilklippen her zu hören. Immer noch hielt eine seiner klammen Hände die Harrys. Nie wieder würde er ihn jetzt loslassen, nie wieder von der Seite seines toten Kammeraden weichen. Doch wusste er auch, dass die Welt sie suchen würde. Dieser Gedanke ließ ihn auf keuchen.

Nein! So durfte es nicht kommen. Niemals wolle er, dass hier, an diesen heiligen Ort unzählige Massen an Menschen ankommen würden, wie sie ihre Kameras rücken und sensationslüsterne Fotos von Harry machten. Wie ein Notarzt versuchen würde, seinen besten Freund ins Leben zurückzurufen, obwohl bereits allsamt beschlossen war, dass man nichts mehr für ihn tun könnte. Wie rotes Absperrband versuchen sollte, die ersten Fans zurückzuhalten, diese sich daran aber wohl kaum halten würden und zu Harry stürmten, um sich zu vergewissern, was in ihren Köpfen umherging! Das Chaos hätte keinen Halt gemacht. Dessen war er sich sicher!

Er warf einen letzten Blick auf das Kuvert und begann dieses dann auszupacken. Nun hielt er mehrere kostbare Zettel in den Händen und begann zu lesen!

Lieber Louis, 18.Dezember 2014

ich weiß nicht, was ich hier tue! ich kann die nur sagen, ich sitze grade in meinem Zimmer. Falsch! Ich sitze in unserem Zimmer. In deinem und meinem. Ich sitze an unserem Schreibtisch. Bis eben habe ich das Foto in der Hand gehalten, auf dem man uns zusammen Arm in Arm vor deinem Haus in Doncaster fotographiert hat. Neben mir liegt dieses Blatt Papier und nun habe ich wirklich den Mut dazu gefasst angefangen zu schreiben!

Ich habe nachgedacht!

Ich habe nachgedacht über mein gesamtes Leben, über unser Leben, über One Direction, über unsere Fans, über meine Mutter, Gemma und Robin, über Modest..über Dich!

Eben habe ich dein Lachen gehört Louis. Es war so laut, dass es bis hier nach oben in unser Zimmer gehallt ist, indem ich mich verkrieche. Dein Lachen klang so heiter und fröhlich! Einfach so unbeschwert und Lebensfroh! Wie machst du das nur? Habe ich dir jemals gesagt, dass der Klang deines Lachens, bei unzähligen Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubert? Oder das du mit deiner Art, deinem Auftreten und deinem Charme und das glitzern in deinen Augen wahnsinnig viele Leute bewegen kannst?

Die letzten fünf Jahre meines Lebens waren wohl die verrücktesten aber auch gleichzeitig die verwirrendsten! Ich kann nicht beschreiben, wie viele Eindrücke wir alle zusammen erleben konnten, wie viele verschiede Menschen wir kennen gelernt haben, verschieden Kulturen erleben durften, in wie vielen verschiedenen Ländern wir mit unseren Konzerten aufgetreten sind und Dinge erleben konnten, von denen die andern nur träumen hätten können.

Bis zu meinem 16. Lebensjahr, habe ich ein ganz normales Leben führen können, wie jeder normale Teenager. Dann aber, habe ich wohl den größten Fehler meines Lebens begangen. Ich weiß es klingt hart Lou! Trotzdem hatte X- Facor etwas gutes. Denn ich habe dich kennengelernt. Louis William Tomlinson. Und auch Zayn, Niall und Liam. Mit euch habe ich Freunde fürs Leben gewonnen.

Du bist für mich immer wie ein großer Bruder Louis und auch, wenn ich mich mit den anderen mehr als gut verstanden habe, warst du die Person, an die ich mich am Meisten hingezogen gefühlt habe. Es gibt wohl kein Geheimnis, was ich nicht mit dir geteilt haben sollte. Du wasrt und bist für mich das größte Geschenk auf Erden und grade jetzt kann ich nicht anders, als an unser Beisammensein zurück zu denken.

Doch trotz allem gibt es zwei Gründe, wieso ich mich für diesen Weg entscheiden werde.

All die Berühmtheit hat mich kaputt gemacht! Ich weiß selber, wie ich von außen auf meine Mitmenschen gewirkt habe. Ja..ich war glücklich..habe gelacht, habe Witze gerissen, auf Partys das Meiste getrunken und auf den Konzerten den Fans mit meiner Erscheinung die Köpfe verdreht!

Innerlich jedoch war ich ein Wrack. Keiner hätte es besser wissen können als du Louis. Ich weiß, du hast dich darum bemüht mich aufrecht zu erhalten. Und doch bin ich Stück für Stück eingegangen. Wie eine Pflanze, die kein Sonnenlicht mehr bekommen würde, oder jämmerlich in der trockenen Erde verkommen könnte, weil es kein Wasser mehr gäbe.

Etwas Schwarzes hat sich an meinem Herzen festgesetzt. Etwas böses, was sich immer tiefer in mich hinein gefressen hat und ich weiß, ich kann es nicht aufhalten! Egal, was ich auch hätte tun können. Innerlich wusste ich schon: Es ist zu Spät!

Ich habe die Welt gesund gesehen! Allerdings habe ich trotz dessen keinen Weg gefunden mit dieser Ansicht umzugehen. Ich weiß Louis..es ist schwer! Verdammt schwer all dies zu verstehen und zu begreifen! Und trotzdem bitte ich dich..Nein ich verlange sogar von dir, dass wenn du das hier nun liest nicht trauern wirst! Nein! Ich will einzig und allein das du Verstehen wirst! Begreifst, wieso ich das tun werde, was ich in meinen Augen als richtig ansehe.

Gerade habe ich wieder deine Stimme bis nach oben zu mir schallen hören. Ich habe Angst Lou! Ich habe Angst, den zweiten Grund meines baldigen nicht mehr Daseins auf dieses Blatt zu kritzeln!

Mir fehlen einfach die richtigen, präzise ausgerückten Worte dafür! Mein Kopf ist randvoll mit Rätseln und Fragen . Alles schwirrt umher und ich kann für heute keine Klarheiten mehr fassen. Nun werde ich den Stift beiseite legen und hinunter zu euch ins Wohnzimmer kommen, damit ich mich dann neben dich setzen kann und deine Nähe und Wärme in mir aufsaugen kann.

The last Letter [Larry Stylinson]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt