Selbstmord

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6.

Ich denke darüber nach was Jason erzählt hat. Plötzlich wird mir kalt.

*Flashback*

Seine Mutter im Wald. Aufgehangen.
Ich sehe es vor mir. Eine Hütte, eine Frau in der Küche. Ich spüre ihren Hass.
Ich gehe auf das Haus zu. Der Wagen steht nicht wie gewohnt in der Einfahrt. Ich habe sie beobachtet. Ich kenne die Abläufe der Familie. Der Vater und Sohn sind nicht zuhause.

Ich gehe durch die leicht geöffnete Hintertür und richte meine Waffe auf die Frau.
"Hören Sie mir jetzt einfach zu. Sie haben keine Chance hier lebend rauszukommen, verstanden?"
Sie nickt unsicher."Hinsetzen!", ich werde lauter.

"Sie sind ein undankbares Stück scheisse! Sie haben Ihre Familie nicht verdient. Sie sind Schuld an dem Leid ihrer Familie. Sie setzen einen Jungen in die Welt und hassen ihn? Einfach grausam. Ich hasse Menschen wie sie so sehr!"
Sie winselt und fängt an zu weinen.
"Ich versuche die beiden ja zu lieben!"

"Halt die Schnauze! Du bekommst kein Mitleid von mir. Steh auf!"

Sie steht zitternd auf und weint jetzt stärker.
"Ich bin hier um deine arme Familie zu erlösen von so einem Stück Scheiße wie dir! Jetzt geh!" Ich drücke meine Waffe gegen ihren Rücken und zwinge sie in Richtung Tür durch die ich gekommen bin.

Wir gehen in Richtung Waldrand. Nirgendwo Nachbarn. Nur Wald und Felder.
Ich habe bereits Vorbereitungen getroffen. An einem Baum habe ich ein Seil befestigt, damit sie das später nutzen kann. Ich grinse, doch sie kann es nicht sehen.

Als sie das Seil sieht, fängt sie lauter an zu weinen und zu flehen, dass ich sie gehen lasse.
Ich lache laut und sie weint weiter.
Ich genieße ihre Verzweiflung sehr.

"Stell dich auf den Baumstamm und leg dir das Seil um den Hals."
"Nein... ich... bitte, Jason ist alles was ich habe. Er braucht seine Mutter!", ich verstehe sie kaum durch ihr Schluchzen.

"Du bist für ihn schon lange keine Mutter mehr! LOS JETZT!"

Ich stoße ihr die Waffe in die Rippen. Sie zittert am ganzen Körper.
Es ist Herbst, sie hat nur ein dünnes Kleid an. Das ist mir aber egal. Sterben soll sie ja sowieso.

Sie stellt sich auf den rumliegenden Baumstamm und nimmt das Seil.
Sie legt es um ihren Hals.
Sie weint und weint. Doch als sie mein grinsen sieht, fängt sie an zu schreien.
"Wir sehen uns in der Hölle du Miststück!", grinsend trete ich den Baumstamm weg und höre wie ihre Knochen verdächtig knacken.

Ich stecke meine Waffe ein und drapiere im Haus alles, um es nach Selbstmord aussehen zu lassen.

Eine Frau, die zu feige war um sich ihrem Leben zu stellen.
Ich steige in einen Bus, der dort fährt und begebe mich nach Hause.

*Flashback Ende*

Ich merke garnicht wie dunkel es inzwischen geworden ist. Ich bin bestimmt eine halbe Stunde gelaufen.
Ich bleibe stehen. Ich habe eine Träne auf meiner Wange. Ich wische sie weg und sehe mich um.
Eine leere dunkle Straße. Scheunen weit weg und riesige Felder.

Ich drehe mich um und gehe zurück zur Farm.

Es ist weit und breit kein Empfang.
Ich laufe seit einer guten Stunde nur  gerade aus.
Kaum eine Viertelstunde später komme ich bei der Farm an.

Meine Tante kommt aus der Tür gelaufen "Wo warst du, wieso bist du alleine zurück?! Ich habe mir solche Sorgen gemacht!", sie drückt mich so stark, dass es etwas weh tut.
Sie lässt mich los und schaut mich an.
Eine Träne rollt über ihre Wange.

"Wir waren spazieren.", ich zeige auf Jason, der gerade aus der Tür kommt.
"Er hatte keine Lust mehr und es war so schön in der Dämmerung, dass ich weiter gelaufen bin und über vieles nachgedacht habe. Ich habe einfach die Zeit vergessen und hatte kein Netz."
Jason schaut mich dankbar an und Liz drückt mich nochmal und zieht mich ins Haus. "Lass sie NIE wieder alleine im dunkeln!", zischt Liz Jason zu.

"Liz, Schatz... beruhig dich! Wir sind hier auf dem Land. Hier ist weit und breit niemand." ,Jacks Stimme macht mir Gänsehaut.
"Genau das ist das Problem. Niemand kann ihr helfen!", sie sieht wütend zu mir. "Setz dich. Ich mache dir einen Kakao.", Jack geht an mir vorbei um die Haustür zu schließen und berührt dabei meinen Arm. Mir wird plötzlich extrem kalt. Unsere Blicke treffen sich. Er lächelt gequält. Es scheint ihm Leid zu tun, dass Liz so reagiert hat.

Jason setzt sich rechts neben mich auf das Sofa.
Es ist eins mit 3 Sitzplätzen, rechts davon steht ein rustikaler Sessel in Richung Fernseher gerichtet.
Es fühlt sich extrem gemütlich an. Die hohen Fenster und hellen Vorhänge passen perfekt zu dem hölzernen, dunklen Stil des Wohnzimmers.

Als ich mich umdrehe, umarmt Jack Liz von hinten.
"Die beiden sind so glücklich.", flüstert mir Jason zu.
"Bist du es denn auch?", ich habee das Gespräch über seine Mom im Kopf.
Er schaut mich an, als wäre ihm gerade etwas klar geworden.
"Das hat mich noch niemand gefragt... aber ich glaube schon.", ich bemerke diesen selbstbewussten und starken Ton in seiner Stimme.

"Freut mich, dass ihr euch so gut versteht.", Jack kommt, dicht gefolgt von Liz, ins Wohnzimmer und setzt sich in den Sessel.
"Ich habe eben übertrieben. Es tut mir leid.", Liz setzt sich neben mich und legt ihre Hand auf meinen Rücken.

Ich lächele sie an und bin froh, dass jemand da ist der sich Sorgen macht.

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Ich würde mich sehr über ehrliches Feedback freuen.

Ich bin gespannt!

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