19. Dezember

83 1 0
                                    

Es ist Montag, glaube ich zumindest. Eigentlich ist es auch egal welcher Tag heute ist. Sie sind eh alle gleich. Ich wache auf, meistens so um 11:00, weil ich bis in die Nacht noch Netflix geschaut habe, und ich liege im Bett. Eine Stunde, und noch eine Stunde, und noch eine Stunde. Falls ich dann mal irgendwann die Motivation habe aufzustehen, mache ich mir etwas zu essen. Naja, ab und zu mal. Ich wurde mit Depressionen und einer Essstörung diagnostiziert, und bin auch bei einer Therapeutin in Behandlung. Ob ich keine Freunde oder Familie habe die sich um mich kümmern könnte? Also wo fang ich an.

Meine Mutter starb als ich 16 war, sie war die wichtigste Person in meinem Leben. Die einzige Person mit der ich über alles reden konnte, mit der ich lachen und Spaß haben konnte, und mit der ich auch mal den ganzen Tag nur auf der Couch liegen konnte, während wir uns einen Marvel Film nach dem nächsten anschauten. Wir beide liebten Marvel.

Das alles änderte sich am 19. Dezember 2016. Der Tag an dem sie starb. Es war ein ganz normaler Montag morgen, ich stieg in den Bus ein um zur Schule zu gelangen, diese Woche noch, dann waren endlich Ferien. Da es die letzte Woche war, hatten wir eh keinen richtigen Unterricht mehr. Das heißt ein Block und ein paar Stifte reichten aus, wir haben sowieso in den meisten Fächern nur Filme geschaut. In der Englischstunde kam plötzlich die Schulleiterin in den Raum und nahm mich mit ins Sekretariat. Dann kam die Nachricht. „Frau Stinson, ihre Mutter hatte heute einen Autounfall. Als der Krankenwagen ankam war es schon zu spät. Es tut mir so leid..." Als ich diese Worte höre brach eine Welt in mir zusammen. Es fühlte sich an als würde man mit einem Messer auf mein Herz einstechen, und es dann in tausend Stücke reißen. Dieser Schmerz ist unbeschreiblich. Ich glaube die Schulleiterin redete noch etwas von Autobahnen und 5 Minuten oder so. Ich hörte ihr eh nicht mehr zu. In dem Moment blendete ich alles um mich herum aus. Ich konnte nur noch an meine Mutter denken, und wie ich sie nie wieder umarmen kann, nie wieder mit ihr reden und lachen kann, nie wieder mit ihr stundenlang Filme schauen kann. Ihr nie wieder sagen kann wie sehr ich sie liebe.

Die darauffolgenden Wochen waren die schlimmsten meines Lebens.

you made it shine.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt