Die Stunden davor

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Mein Vater fing an zu trinken. Und das jeden Tag. Stundenlang. Ich wollte ihn in eine Entzugsklinik schicken, doch er war strickt dagegen. Unsere Wohnung wurde immer unordentlicher, überall stank es nach Alkohol, und mein Vater tat nichts anderes als den ganzen Tag auf der Couch zu sitzen.

Währenddessen half ich meinen Großeltern bei den Vorbereitungen für die Beerdigung. Mamas Tod schmerzte immer noch sehr, jedoch versuchte ich auf alle Außenstehenden normal und gelassen zu wirken. Wenn mich jemand frage wie es mir ging, antwortete ich einfach nur „Gut". Das war natürlich gelogen, aber ich wollte, dass sie denken, dass ich stark bin. Während ich mich jedoch jeden Abend in den Schlaf weinte. Ich konnte einfach nicht glauben dass ich sie nie wieder sehen werde.

Nach einigen Wochen war es dann soweit. Die Beerdigung meiner Mutter sollte heute stattfinden. Ich lebte seit ihrem Tod bei meinen Großeltern, da meinem Vater das Sorgerecht entzogen wurde. Ich stand also so gegen 9:00 Uhr auf, ging ins Badezimmer und machte mich fertig. Ich zog mir ein schwarzes Kleid an, meine Mutter hatte es früher in ihrer Jugend schon getragen, und ich fand, heute war der richtige Tag um es anzuziehen. Es passte wie angegossen. Danach schminkte ich mich noch ein wenig, jedoch nur dezent, da mein Makeup eh von meinen Tränen verwischt werden würde. „Lizzie kommst du mal bitte?" kam es aus der Küche. Lizzie war nur mein Spitzname, eigentlich heiße ich Elizabeth, aber Lizzie klingt einfach besser.

Ich ging also runter in die Küche, wo meine
Großeltern mich erwartungsvoll ansahen. „Wow Liz du siehst wundervoll aus, komm her wir haben Frühstück gemacht. Du musst doch gestärkt sein." Es gab Pancakes, mein Lieblingsessen. Früher haben meine Mutter und ich immer zusammen frühstück gemacht. Jetzt war mir jedoch nach allem, aber nicht nach essen. Ich würde jetzt viel lieber noch für mich allein sein, und die Ruhe genießen, bevor nachher alle zu mir gestürmt kommen und mir stundenlang reden darüber halten wie leid ich ihnen tue und so weiter. „Ich esse nachher noch etwas, versprochen." Ich gab beiden einen Kuss auf die Wange und verschwand in mein Zimmer.

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