2 - Verletzter Mann

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Lächelnd beobachtete ich das bunte Getümmel um mich her.

"Sieg!", schrie es mir von allen Seiten des ehemaligen Schlachtfeldes entgegen, während sich die ersten Kampfer bereits daran machten die Gardisten, die nicht mehr fliehen konnten, zu entsorgen.

"Luna?"

"Ja?", fragend drehte ich mich zu meinem Bruder, der gerade hinter mich getreten war.

"Lass und ein Stück gehen", war alles was er sagte und lief voraus, in Richtung eines Steilhanges.

"Was ist los?", fragte ich, als ich ich erreicht hatte und neben ihm zum stehen kam.

"Das war zu Riskant", murmelte er, während er ins nichts starrte.

"Was hätten wir sonst tun sollen? Sie waren noch nie so nah am Dorf", antwortete ich trocken.

"Wir hätten warten können."

"Worauf? Darauf, dass sie unser Zuhause zerstören, schon wieder?", fragte ich sauer und wand mein Gesicht in seine Richtung.

"Du weißt, das ich das nicht meinte", antwortete er mit der, bei ihm, gewohnten Vernunft in der Stimme.

"Wir haben schon zu oft gewartet", meinte ich und sah dabei die ganze Zeit sein Seitenprofil an.

Er seufzte.

"Ich weiß", damit wand er mir seinen Kopf zu und versuchte zu lächeln.

"Vielleicht ist die Zeit zu warten vorbei", murmelte ich ehr zu mir selbst, als ich irgend etwas schimmerndes am Fuß der Klippe erblickte.

"Ich schau mich hier nochmal um, passe auf dass sie nicht zurück kommen oder so etwas. Geh du mit den anderen zurück ins Dorf", entschied ich spontan und kletterte über die Klippe, noch bevor Cris irgendwelche Einwände einlegen konnte.

Die Dunkelheit erleichterte meinen Abstieg nicht gerade, aber irgendwann kam ich dann doch unten an.

Einen Moment beobachtete den Himmel, welcher sich stetig weiter verdunkelte, und die Nachtpferdchen, welche sich bereits begannen in die Luft zu erheben.

So schön diese Tiere auch waren, wenn die ersten Sterne erst aufgegangen waren sollte man vor ihnen auf der Hut sein.

Nachdem ich den Anblick ein paar Minuten genossen hatte begab ich mich endlich auf die Suche nach dem Glitzernden Etwas, welches ich von oberhalb der Klippe gesehen hatte.

"Was bist du?", flüsterte ich, während ich den gesamten Boden nach, was auch immer, absuchte.

"Huch!", ich hatte vor lauter suchen nich aufgepasst wohin ich trat und war natürlich prompt über irgendeinen Stein gefallen.

Fluchend rieb ich ein wenig an meinem schmerzenden Unterarm.

Das so etwas auch immer mir passieren musste!

Als ich mich aufrichtete um nachzusehen worüber ich da eigentlich gestolpert war sah ich dieses glitzernde etwas schon wieder, nur etwas entfernt unter einer älteren Tanne liegen.

Ich hielt darauf zu, und in der Hoffnung vielleicht irgendein Magische Artefakt gefunden zu haben wurde ich immer schneller.

Etwas enttäuscht musste ich jedoch feststellen, dass das, was da geglänzt hatte bloß ein einfacher Dolch war, der bei unserem Kampf seinen weg den Abgang herunter gefunden hatte.

Nichts desto trotz schob ich ihn, nach genauerer Betrachtung, in ein eine der Schlaufen an meinem Gürtel.

Waffen konnten wir im Dorf immer gebrauchen, auch wenn es nur ein kleiner Dolch war.

Gerade als ich mich auf den Weg zum Dorf machen wollte sah ich noch irgendetwas was definitiv nicht in die flüsternden Wälder gehörte: einen bewusstlosen Krieger der königlichen Garde.

Na das hatte ja gerade noch gefehlt.

Ich hätte ihn einfach liegen lassen können, spätestens in zwei Stunden würden die Nachtpferdchen ihn entdecken und kalt machen.

Ein Blick gen Himmel ließ mich jedoch von dieser Idee wieder abweichen, da die armen Tierchen sich an dem zähen Brocken sicher nur den Magen verderben würden.

Vorsicht und mit einem Dolch bewaffnet näherte ich mich dem Gardisten, wobei das erste was mir auffiel, seine Blut getränkte Kleidung war.

"Lebst du noch?", fragte ich ihn, ohne eine Antwort zu erwarten, während ich mit meinem Dolch leicht seine Wange antippte.

Eigentlich hätte ich ihn liegen lassen sollen, er war immerhin mein Feind, aber das wäre unverantwortlich gewesen, immerhin könnte er wenn er aufwachte -sollte er aufwachen- das Dorf finden.

Ich könnte doch einfach seine Wunde versorgen und ihn dann aus dem Wald bringen. Dann bestünde auch keine Gefahr, dass er das Dorf fände.

Das wäre für alle die beste Entscheidung, oder?

Ich musste mir keine Sorgen ums Dorf machen, er würde nicht sterben und die Nachtpferdchen müssten sich keine Sorgen um ihren Gesundheitszustand oder ihren Magen machen. 

"Na schön du Riesen Fleischklotz, dann verhindern wir mal, dass du hier noch vergehst", plänkelte ich vor mich hin, während ich den verletzten Mann auf den Rücken drehte und das Gras um ihn herum etwas nieder trampelte.

Nachdem ich seine Wunden versorgt hatte entzündete ich ein Feuer, was uns zwar die Nachtfperdchen und andere Dunkelheit liebende Tiere vom Leib halten, durch sein Licht aber mindestens genauso viele andere Geschöpfe anlocken würde.

Mein Glück, dass ich schon ne weile in diesem Wald überlebte und wüsste wie man Geschöpfe der Nacht los wurde.

Naja gut, die meisten zumindest.

(800 Worte)

EvermoreWhere stories live. Discover now