3 - Erwachen

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Mein Körper fühlte sich schwer an. Viel schwerer als er es eigentlich tun sollte.

Was war passiert?

Ich schlug meine Augen auf und sah mich benommen um.

Neben mir brannte ein kleines, angenehm warmes, Feuer und auf einem umgekippten und von Moos bewachsenem Baumstamm daneben saß ein Mädchen, vielleicht zwei oder drei Jahre jünger als ich und starrte wie hypnotisiert in die Flammen.

Neben ihr lehnten ein Stock am Stamm, welchen sie vermutlich zum schüren des Feuers genutzt hatte.

Langsam versuchte ich mich aufzurichten, wobei mich sofort ein stechender durchzuckte.

"Du solltest besser liegen bleiben. Die Wirkung vom Jakobskraut hat schon vor mindestens zwanzig Minuten nachgelassen", sagte das braunhaarige Mädchen, ohne mich eines Blickes zu würdigen.

In ihrer rechten Hand hatte sie eine Spielkarte, einen Joker, um genau zu sein, welche sie immer wieder in atemberaubender Geschwindigkeit durch ihre Finger wandern ließ.

"Hast... H-Hast du mich... gerettet?", fragte ich, mich an einen Baumstamm hinter mir lehnend.

"Siehst du hier noch jemanden?", fragte sie sarkastisch, den Blick gen Himmel richtend.

Aus müden Augen sah ich mich um und schüttelte dann kaum merklich den Kopf.

"Wer bist du?", fragte ich das Mädchen, während ich angestrengt versuchte die Karte zu verfolgen, welche sie Hoch warf, mit zwei Fingern am Handrücken auffing, sie wieder drehte und in ihre Handfläche gleiten ließ nur um das ganze dann zu wiederholen.

Sie zuckte mit den Schultern.

"Wer bist du?", stellte sie die Gegenfrage.

"Ich bin Gin. Gin Waincroft", antwortete ich und richtete mich dabei etwas weiter auf.

Sie schüttelte leicht schmunzelnd den Kopf.

"Ich habe gefragt, wer du bist, nicht wie du heißt, Gin Waincroft", meinte sie und stocherte mit ihrem Schürstock in der Glut herum.

"Wer ich bin... Ein General der Königlichen Garde", es klang ehr wie eine frage, welche es unterbewusst irgendwie auch war.

"Und ist das auch wer du wirklich bist? Der, der du sein willst?"

"Natürlich!", antwortete ich ohne zu zögern.

Endlich sah sie auf, direkt in meine Augen.

Ihr Augen...

Das eine war Grün, das andere dunkelbraun, fast schwarz.

Woher kam mir dieses Mädchen, von dem irgendwie eine Abenteuerlich-, verwegene Aura ausging so bekannt vor?

Einen Moment lag schienen ihre Augen in den meinen etwas zu suchen, dann wand sie kopfschüttelnd ihren Blick wieder in den Himmel.

"Nein, das ist es nicht", meinte sie nüchtern die Sterne beobachtend.

"Wer bist du den, wenn du so genau weißt, wer ich bin?", fragte ich sie, grantiger als ich beabsichtigt hatte.

Erneut zuckte sie mit den Schultern.

"Wer immer du willst."

Was sollte das denn bitte für eine Antwort sein?

"Und dein Name?"

"Welcher auch immer dir gefällt", erneut schaute sie mich mit ihren tiefen, wunderschönen Augen an, und sofort war da ein Name in meinem Kopf.

"Bella", hauchte ich, komplett in der endlosen tiefe ihrer Augen gefangen.

Abwesend in meine Augen starrend nickte sie.

"Du solltest dich ausruhen", meinte sie nach einer kleinen Ewigkeit, die wir uns einfach in die Augen starrten, und erhob sich.

"Du hast wohl recht", antwortete ich benommen, und legte mich wieder richtig auf den kalten Waldboden, so nah wie möglich ans wärmende Feuer.

"Wir werden Morgen aufbrechen, ich bringe dich aus dem Wald raus, bis zur Grenze der drei Flüsse, von dort aus musst du deinen Weg, wohin auch immer, selber finden", stellt sie noch klar, bevor ich in einen traumlosen schlaf viel.

(557 Worte)

EvermoreWhere stories live. Discover now