Kapitel 5: Angst

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Esce. Was er wohl davon hält, dass ich ihm nichts erzählt habe? Wäre er später Nach hause gekommen, wäre ich nicht mehr hier. 'Tot', hallt es in meinen Kopf wider. Mir wird so langsam bewusst, was ich mir selber angetan habe. Das ich mich selber so in Gefahr gebracht und ich meinem besten Freund nichts gesagt habe. Ich hätte mir die ganzen Schmerzen sparen können. 

Am frühen Morgen werde ich wieder wach. Die Nacht war komisch, ich denke, es liegt daran, dass ich so viel darüber nachgedacht habe, was passiert ist. Es klopft an der Tür und diese öffnet sich. "Guten Morgen, Frau Wagner. Wie geht es Ihnen?", möchte der Arzt wissen. "Ich kann es nicht beschreiben." Er kniet sich an die rechte Seite des Bettes und ich sehe ihn an. "Haben Sie Schmerzen?" Ich verneine seine Frage. 
"Ich fühle mich einfach komisch. Ich habe Angst, einfach nur Angst." Ich schließe meine Augen, um nicht zu weinen. "Wovor haben Sie Angst?" Ich öffne meine Augen und sehe ihn wieder an. 

"Davor, dass ich die Feuerwehrmänner am Unfallort alleine gelassen habe. Davor, dass ich mich Anfangs vor Esce so geschämt habe. Für meinen Körper und den Wunden und dass ich mich selber so in Gefahr gebracht habe." Ich wische mir die Tränen weg. "Machen Sie sich keine Vorwürfe, Frau Wagner. Den weiteren Unfallopfern geht es gut." Er lächelt mir beruhigend zu. "Ihnen geht es gut?", hake ich nach und er nickt. Mir fällt ein Stein vom Herzen. Das zu hören, tut gut. "Aber wie wird Esce darauf reagieren? Ich möchte ihn nicht verlieren, er ist mein bester Freund." 

"Erklären Sie ihm das genauso, wie Sie es mir gesagt haben. Ich denke, er wird das verstehen." Er strahlt Sicherheit aus, also Vertraue ich ihm, auch wenn es mir schwer fallen wird, meinem besten Freund davon zu erzählen.

Eine Krankenschwester kommt mit einem Tablett hinein. "Ich habe keinen Hunger", sage ich niedergeschlagen. "Sie sollten etwas essen, Frau Wagner, damit Sie zu Kräften kommen." Die Krankenschwester nickt. "Herr Seehauser hat Recht, iss wenigstens ein bisschen." Vielleicht haben sie Recht und ich sollte etwas essen, trotz das ich keinen Hunger verspüre. 

Ich setze mich mit Hilfe des Arztes und der Krankenschwester aufrecht im Bett hin. Die ganzen Kabel an mir machen mich etwas nervös und der Pulsoximeter an meinem Zeigefinger stört ein wenig. Es ertönt ein Piepen. Herr Seehauser drückt auf einige Knöpfe des Monitoring. "Wann haben Sie das letzte mal etwas gegessen?" Ich sehe ihn an. 

Der Unfall ist jetzt gut fünfzehn Stunden her. "Gestern Mittag", sage ich kleinlaut. "Essen Sie. Und wenn es nur ein bisschen ist." Er beobachtet mich, so wie die Krankenschwester auch. Ich nehme den Zwieback in die Hand und beiße ab. Ich bin froh, dass es nichts anderes war. Ich beiße ein zweites Mal ab, als die Krankenschwester das Zimmer verlässt. Er beobachtet mich weiterhin. 

PAUSIERT! | Accident - I have to be honest with myselfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt