PAUSIERT! | Accident - I have to be honest with myself

Kapitel 10: Halluzinationen

"Viele Komapatienten halluzinieren, nachdem sie wach geworden sind. Es dauert einige Zeit, bis sie sich auch vom Koma erholt haben", sagt Schwester Birgit. Esce setzt sich zu mir auf das Bett. "Calina, es ist alles in Ordnung." Er will meine Hand wieder in seine nehmen, doch ziehe ich meinen Arm zurück. "Ich habe sie gesehen, Esce! Sie stand vor meinem Bett!" 

Während mein bester Freund versucht, mich weiterhin zu beruhigen, geht Schwester Birgit aus dem Zimmer. "Calina, sie war nicht hier. Das verspreche ich dir." Ich habe mir das doch nicht eingebildet. "Evie ist tot", sagt er leise. 

Ich sehe ihm in die Augen. Tränen kullern an meinen Wangen hinunter. Herr Seehauser betritt mit Schwester Birgit das Zimmer. Esce steht vom Bett auf und stellt sich an die Seite zu Birgit. Der Arzt kommt am Bett zum stehen und sieht mich an. "Ich habe sie wirklich gesehen", sage ich verängstigt. "Evie war hier." Esce stellt sich neben den Arzt. "Evie ist tot, Calina. Du hast halluziniert." 

Herr Seehauser sieht zur Krankenschwester und nickt dieser zu. Birgit geht aus dem Raum und kommt kurz darauf mit einer Spritze wieder. "Sie bekommt ein Beruhigungsmittel. Dass sie halluziniert, kommt noch vom Koma. Das ist nicht selten." Esce nickt ihm ängstlich zu. Birgit spritzt das Medikament in die Infusion. "Ich habe ihre Stimme gehört. Sie stand vor'm Bett. Esce, ich lüge nicht, ich habe sie gesehen." Mit meinem Arm wische ich mir die Tränen weg. 

Das Beruhigungsmittel fängt an zu wirken. Was ist, wenn ich von ihr träume? "Ich weiß, dass sie tot ist. Seit 4 Jahren schleppe ich dieses Päckchen mit mir herum. Es ist wie ein Rucksack voller Backsteine, den ich nicht tragen kann." Ich schließe meine Augen. "Mein Kopf hat das irgendwie schon akzeptiert." Öffne meine Augen und sehe zu Esce, der an meinem Bett kniet. "Aber meine Herz ist noch nicht so weit." 

Ich schaue zum Arzt auf. "Wann kann ich nach Hause?" Er hebt eine Augenbraue. "Frau Wagner, dass ist sehr weit ausgeholt. Sie waren elf Tage im Koma und.." Ich unterbreche ihn. "Ich weiß, ich hatte diesen Unfall, eine Gehirnerschütterung und Traumata meiner Haut und in meiner Lunge. Ich weiß auch, dass ich im Koma lag, damit sich mein Körper regenerieren konnte. Ich habe alles mitbekommen. Das einzige, was ich möchte, ist nach Hause." 

Esce sieht mich skeptisch an. "Calina, du solltest hier bleiben." Die Beruhigungsmittel machen mich Müde. "Raus, geht bitte alle raus! Ich möchte meine Ruhe." Esce streichelt kurz über meine Hand. Schwester Birgit lächelt mich Hoffnungsvoll an. Sie gehen aus dem Zimmer und Esce schließt die Tür hinter sich. 

Ich weiß, dass ich auf der Intensivstation liege und an den ganzen Kabeln angeschlossen bin, die meine Vitalparameter messen. Ich sehe auf den Monitor, der rechts am Bett steht. Ich weiß, dass ich einen Unfall hatte, dass ich zwei Operationen und  elf Tage Koma hinter mir habe. Heute ist der 23. September und ich möchte einfach nur nach Hause.