48 Deeptalk

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Pov. Kirishima

"Pass doch auf!" murrt Bakugou und setzt mich vorsichtig am Boden ab.

Obwohl wir nicht sehr lange in der Luft waren, sind wir ein riesen Stück weiter gekommen. Ich hoffe wir machen es weiterhin so. Zwar ist es nicht gerade entspannend, wenn ich einen gefühlt 50 Tonnen schweren Bakugou mit einer 69 Tonnen schweren Tasche an mir hängen habe und da oben ist es außerdem noch kälter als hier, aber immerhin kommen wir um einiges schneller voran.

Bakugou bereitet die halb zerfetzte Landkarte am Boden aus und deutet mir mit seiner Hand ihm meine Aufmerksamkeit zu schenken.

"Hier, da wo die zerquetschte Kirsche ist, befinden wir uns gerade ungefähr." meint er dann und zeigt auf einen unförmigen, braunen Fleck.
"Und das hier ist der Fluss." er deutet auf eine lange breite Linie, die sich fast über die gesamte Karte zieht.

"Das hier-" er zeigt mit seinem Finger auf einen komplett zerrissenen Teil der Karte "-ist Krigo. Da müssen wir hin."

"Okay." sage ich und nicke dabei.
Irgendwie cool solche Karten. Ich frage mich immer wie Menschen soetwas zeichnen... Die können doch gar nicht fliegen und das alles von oben betrachten. Oder stammen Karten von Drachenwandlern?

"Trink noch was." meint er dann und reicht mir die Wasserflasche. "Wenn wir in dem Tempo weiter fliegen...dann..." er misst irgendwie etwas mit seinen Fingern ab und überlegt dann kurz. "...dann müssten wir in drei Tagen schon ankommen!!" meint er freudig und ein Lächeln bildet sich auf seinen Lippen.

Plötzlich fällt es aber wieder und sein Blick geht nocheinmal zur Karte. "Nein Moment...dieses Stück müssen wir laufen. Wenn wir zu nahe an Krigo ran fliegen, entdecken sie uns sonst. Ich hab keinen Bock abgeschossen zu werden..." murmelt er wieder.

Dann faltet er die Karte, packt sie in die Tasche und dreht sich zu mir.
"In ungefähr fünf Tagen sollten wir in Krigo ankommen!" verkündet er dann und lächelt mich dabei erleichtert an.
Auch ich muss bei dem Gedanken, endlich irgendwo anzukommen, lächeln. Erleichtert, dass diese Horrorreise bald vorbei ist, gebe ich ihm wieder die Trinkflasche zurück.

Obwohl, ob das wirklich so gut ist...? Was wenn die mich wirklich foltern werden? Aber wieso sollten sie das tun, ich habe ja nichts getan. Nein, bestimmt werde ich nur eingesperrt und dann...dann...werde ich da wohl den rest meines Lebens sitzen.

Hört sich auch nicht so toll an...

"Ach komm schon, freu dich doch! Wie gesagt, triffst du vielleicht Freunde!" meint Bakugou optimistisch, der wohl das kippen meiner Stimmung bemerkt hat.

"Ich habe keine Freunde..." murmle ich dann und sehe betrübt auf den Boden.
"Oh, dann...deine Eltern oder andere Verwandte vielleicht! Krigo hat eines der größten Drachengefängnise. Da ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass du jemanden triffst."

"Mein Eltern sind tot." murmle ich einfach nur und merke wie mir wieder Tränen in die Augen steigen.

"Oh... Ach komm jetzt wein doch nicht wieder. Und das ist jetzt nicht böse gemeint! Es kann doch nicht sein, dass du dein Leben heulend verbringst!" murmelt Bakugou und innerlich tut es mir leid, jetzt auch seine gute Laune zerstört zu haben.

"Du musst dich auch öfters mal einfach nur über etwas freuen!
Schau, so wie ich jetzt gerade! Ich habe gute Laune, weil endlich auf dieser Reise auch mal etwas gut läuft. Wir haben Essen, sind ein großes Stück weiter gekommen...meine Laune ist gerade sowas von in den Wolken!" meint er optimistisch und tatsächlich überrascht mich das. Ich hätte immer gedacht er wäre ein Pessimist...

"Tut mir leid ..." murmle ich und wische die paar Tränchen, die meine Augenwinkel verlassen haben weg. Scheint wohl tatsächlich mein Lieblingssatz zu sein...

"Denk einfach nicht darüber nach, ja? Komm legen wir uns da hin, dort scheint die Sonne gerade so schön." meint er dann und wir schlendern zu einem kleinen Platz, der schön durch die Zweige der Bäume mit Sonnenstrahlen beschienen wird.

"Außerdem habe ich auch keine Eltern mehr." murrt er, während er sich auf den Boden legt.

Ja das ist blöd...
Moment, meinte er nicht, ich sollte nicht weiter darüber nachdenken? Oder war das auf etwas anderes bezogen? Ich bin verwirrt.

"Sie sind bei einem Drachenangriff gestorben...da war ich zwölf." murmelt er und nun legt sich doch auch betrübte Stimmung über ihn.
Langsam setzte ich mich auf den Boden, neben Bakugou und sehe hoch in den Himmel.

"Deswegen wurde ich auch Drachentöter. Ich will sie Rächen, dem Beispiel meiner Mutter folgen und ich möchte nicht, dass jemand anderem das selbe wiederfährt wie mir." meint er und aus dem Augenwinkel merke ich wie er dabei sein Gesicht in meine Richtung dreht.

"Das tut mir leid." meine ich einfach nur und seuftze.
Schon dumm eigentlich. Wie das wohl alles angefangen hat? Diese Feindseligkeit? Der Krieg...? Irgendwo muss doch der Anfang gewesen sein, nicht? 
Vielleicht ein kleiner Streit der ausartete? Jemand starb und deren Freunde, Familie wollten Rache. Sie töteten jemand der anderen Seite und dann wollten die wieder Rache. Jetzt töten sich alle wahllos und jeder schiebt dem anderen die Schuld in die Schuhe.

"Meine Eltern sind wiederum durch Menschen gestorben." murmle ich und wieder seuftze ich.

"Genau deshalb kaufe ich dir deine Nettigkeit nicht ab." Auch ich sehe jetzt interessiert in Bakugous Richtung. Was meint er?

"Du übertreibst es komplett. Ich schlage dich, schreie dich an, ... dann deine Eltern,...du kannst mir nicht erzählen dass du keine Rache willst, oder mich wenigstens tief in dir drinnen Abgrundtief hasst." murrt er und wendet dann wieder seinen Blick von mir ab.

Tue ich das?
Kurz schließe ich meine Augen und gehe in mich.
"Tue ich nicht..." meine ich dann leise.

Vielleicht ist es nicht so schwer für mich, wie für Bakugou. Dieser hat eine wesentliche längere Zeit mit seinen Eltern verbracht. Möglicherweise will ich sie deshalb nicht rechen, oder ähnliches?

Und hassen? Nein...er ist doch auch ganz nett. Ab und zu, wie zum Beispiel jetzt, führen wir nette Gespräche. Wir verstehen uns doch auch gar nicht so schlecht, die meiste Zeit über.
Außerdem...kann ich verstehen warum er das macht. Ich würde lügen, würde ich behaupten würde Drachenwandler wären die Opfer hier. Beide Seiten haben riesen Fehler begangen.
Bloß Bakugou sieht das offensichtlich anders, aber ich bin mir sicher er ist kein schlechter Mensch. Seine Weltanschauung ist halt scheiße.

"Wieso?" will er wissen, weshalb ich meine Augen wieder öffne und in seine blicke. "Du bist nicht Schuld am Tod meiner Eltern." "Aber ich bin ein Mensch. Und ich behandle dich überhaupt nicht gut!" "Ich behaupte nicht, dass ich dich mag. Bloß hasse ich dich nicht. Und das du ein Mensch bist hat damit rein garnichts zu tun. Ich mag Menschen."

Bakugou mustert mich mit hochgezogenen Augenbrauen, zieht sie dann verwirrt zusammen. "Ich ... weißt du Kinder machen keinen Unterschied zwischen Drachenwandler und Menschen. Kinder sind ohne Vorurteilen, solange sie ihnen keiner in den Kopf pflantzt.
Stell dir vor jemand hätte dir als Kind eingeredet, beide Völker wären beste Freunde. Würdest du dann alle Drachen hassen?
Nur weil einer, dem vermutlich auch sein ganzes Leben lang eingeredet wurde Menschen wären Feinde, deine Eltern getötet hat, kannst du doch nicht alle Drachenwandler dafür verantwortlich machen." versuche ich irgendwie meine Ansicht des ganzen zu erklären und sehe gespannt in Bakugous Richtung.
Ob er versteht was ich meine?

Lange ist es still. Er scheint tatsächlich über meine Worte nachzudenken.

Mein Blick geht wieder hoch, richtung Himmel, um die weich aussehenden Wolken zu betrachten. Ein paar Vögel fliegen auch vorbei und kurz stelle ich mir vor, wie ich als Kind immer mit ihnen um die Wette flog.

"Du hast mich schon wieder geduzt."

In love with a DRAGON // KiribakuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt