problems/Ayato

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Der Unterreicht hatte noch nicht begonnen aber ich war schon im Klassenzimmer. Mathe war mein schlechtestes Fach und ich kam oft früher hierher um die Aufgaben noch einmal durchzugehen. Der Lehrer hatte es auf mich abgesehen und rief mich immer wieder an die Tafel. Darauf wollte ich vorbereitet sein. Wahrscheinlich war er zu einem großen Teil mit Schuld daran, dass ich dieses Fach nicht mochte.
Heute kam einer meiner Mitschüler ebenfalls früher in den Raum, was mich überraschte. Es war Ayato Sakamaki, Mädchenschwarm und Narzisst. Auch wenn ich es nicht gerne zugab, irgendwie fand ich ihn schon attraktiv und cool. Aber das durfte niemand je erfahren. Weil ich wusste, dass ich von vornherein keine Chance hatte, bei ihm zu landen. Es gab haufenweise Mädchen an der Schule, die sich an ihn ranschmissen. Und die Meisten von ihnen waren hübscher als ich.
Auch er war nicht gut in Mathe, aber aus irgendeinem Grund musste er nie an die Tafel. Das fand ich furchtbar ungerecht. Zumal er mir ständig alberne Streiche spielte. Und zwar nur mir. Irgendwie musste er es auf mich abgesehen haben. «Was machst du hier?», fragte er.
«Ich lerne», antworte ich. «Und du solltest das besser auch machen.»
«Kein Interesse. Ich habe etwas anderes vor. Ich habe eine kleine Überraschung für unseren Lehrer und wenn du auch nur ein Wort davon erzählst, dass ich es war, wirst du dir wünschen, nie geboren zu sein.» Seine grünen Augen funkelten mich drohend an und ich war mir sicher, dass er es ernst meinte. Ich nickte und er ging, offensichtlich zufrieden, zum Lehrerpult. Ich sah, wie er einen mit Farbe gefüllten Ballon auf dem Stuhl platzierte. Der Mathelehrer hatte die Angewohnheit, sich immer sofort hinzusetzen nachdem er die Klasse begrüßt hatte. Der Streich würde auf jeden Fall gelingen. Besonders wenn man bedachte, dass die Schüler dieser Schule eigentlich schon viel zu alt für Streiche dieser Art waren. Ayato ärgerte ständig seinen Bruder Kanato, der in dieselbe Klasse ging und hielt ihm vor, kindisch und unreif zu sein. Dabei war er selber kein bisschen reifer.
«Der Lehrer mag dich nicht», stellte er fest, als er sich scheinheilig an einen Platz gesetzt hatte.
«Na das ist ja nun wirklich kein Geheimnis», sagte ich.
«Dann solltest du ihm vielleicht auch mal einen Streich spielen.»
«Verzichte.»
Er sah mich an und grinste. «Streiche sind gut fürs Selbstbewusstsein.»
Ich lachte. «Das würde einiges erklären. Ehrlich, noch ein bisschen mehr Selbstbewusstsein und dein Spiegelbild gründet einen eigenen Blog.»
Er wollte etwas sagen, aber da erklang die Glocke und die übrige Klasse kam in den Raum. Ayatos Gesicht blieb absolut regungslos als der Lehrer kam, uns begrüßte und sich dann setzte. Und natürlich wurde sein ganzes Hinterteil durch den zerplatzten Ballon rot bespritzt.
«Wer war das!», rief der Lehrer. Natürlich meldete sich niemand und ich nahm den kurzen warnenden Blick wahr, den Ayato mir zuwarf. Leider sah das auch der Lehrer.
«Ihr beide also», sagte er wütend. «Ihr werdet nach dieser Lektion eine Strafarbeit verrichten.»
Eigentlich wäre danach Pause gewesen und die Aussicht darauf, sie in einem Klassenzimmer zu verbringen, noch dazu mit der personifizierten Selbstverliebtheit, fand ich nicht gerade berauschend. Aber es blieb mir nichts anderes übrig und so verbrachte ich die Pause damit, hier festzusitzen und mit Ayato Blätter zurecht zu scheiden, die für den Kunstunterricht gebraucht wurden. Das heißt; ich habe gearbeitet und er saß daneben und schimpfte über den Lehrer. «Warum müssen wir Blätter für den Kunstunterricht schneiden, wo wir den Streich doch im Matheunterricht gespielt haben.»
«Wie bitte? Was heißt denn hier WIR? DU hast den Streich gespielt, nicht wir», erwiderte ich verärgert.
«Du hast aber davon gewusst. Und nichts gesagt. Das hat dich zur Komplizin gemacht.»
«Du hast gedroht...»
Er grinste spitzbübisch. «Dann hat mein Plan ja bestens geklappt.»
Ich konnte es nicht glauben! Er hatte es von Anfang an geplant! Er hatte sogar eine Strafarbeit auf sich genommen, nur um mir eine reinzuwürgen. Ich war in diesem Moment so verärgert über ihn, dass ich kurz nicht aufgepasst habe. Und da passierte es. Ich hatte mir mit der Schneidmaschine in die Hand geritzt. Sofort zog ich die Hand zurück und obwohl es nur ein kleiner Schnitt war, genügte es, um eine heftige Reaktion in Ayato auszulösen. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich, in seinen Augen blitzte es auf. Ich konnte nicht sagen, was für ein Ausdruck genau in seinem Gesicht stand. Überraschung? Ekel? Nein... es war irgendetwas anderes.
«Kannst du kein Blut sehen? Tut mir leid, ich wasche es sofort ab», sagte ich schnell und hielt meine Hand unter den Wasserhahn, während ich immer noch spürte, wie Ayatos Blick in meinem Rücken brannte. Und ich war froh, als die Strafarbeit endlich vorbei war und ich nicht mehr mit ihm allein war.

diabolik lovers x reader||OneShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt