bones/Subaru

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Mit einem sanften Klopfen öffnete ich die Tür des Arbeitszimmers. „Du hast nach mir rufen lassen Vater?" Vorsichtig ging ich ein paar Schritte hinein und beobachtete meinen Vater, der sich angestrengt die Schläfen massierte. „Allerdings. Setz dich bitte. Was ich dir jetzt erzähle ist von äußerster Wichtigkeit." seufzte er und deutete auf den zweiten Stuhl.
'Was denn jetzt schon wieder?' dachte ich genervt und ließ mich auf den Stuhl fallen.
Er räusperte sich kurz und griff dann nach meinen Händen. Seine Haut war eiskalt und verschwitzt. „Du weißt ja, dass wir eine sehr gute Geschäftsbeziehung mit der Sakamaki Familie haben, nicht?" Ich nickte nur. Die Geschäfte der Firma unserer Familie waren mir zwar nicht hundertprozentig klar, aber auch nicht unbekannt. Zumindest kannte ich die meisten Namen unserer Partnerfirmen. „Nun, wir wollen unsere Firmen verbinden. Es würde für unsere beiden Firmen von Vorteil sein." erklärte er zögerlich und verschränkte seine Finger mit meinen.
„Und ich hab damit was zu tun?"
„Es war eigentlich unser Plan, deine ältere Schwester mit einem ihrer Söhne zu verheiraten. Allerdings... weißt du ja was passiert ist." Seine Stimme brach ab und mein Herz zog sich zusammen. Meine Schwester wurde in einen Autounfall verwickelt. Im Gegensatz zum Geisterfahrer, der ihr Auto gerammt hatte, hatte sie ihre Verletzungen nicht überlebt. Sie starb eine Woche später, nach Hoffen und Bangen von unserer Seite.
„Und? Ich soll doch jetzt nicht etwa..." schnaubte ich und unterdrückte die aufkommende Traurigkeit.
„Ja, du wirst ihre Stelle einnehmen, so hart es auch ist. Es ist notwendig für das Wohl unserer Familie. Ich habe bereits alles mit ihnen abgeklärt. Selbstverständlich werde ich dich nicht einfach so in diese Situation schubsen. Nächste Woche wirst du bei den Sakamakis einziehen und ihre Söhne kennenlernen. Du hast ein ganzes halbes Jahr Zeit, um die 5 Jungen gründlich genug zu durchleuchten und dich für einen von ihnen zu entscheiden." erklärte er und zwang sich ein Lächeln aufs Gesicht.
„Nein. Nein. Einfach nein!!!"
Mit gerunzelter Stirn stieß ich meinen Stuhl ein Stück zurück und sprang auf. „Ich bitte dich Liebling. Es ist zu unserem Wohl." flehte er, meine Hände noch immer in seinem Griff. Wütend sah ich ihn an, und sofort wurde mein Blick weich. Sein Gesicht zeigte pure Verzweiflung. „Vater..." murmelte ich sanft. Mein Kopf war plötzlich wie leer gefegt und meine Entschlossenheit schien zu bröckeln.
„In Ordnung Vater. Aber ich tue es für unsere Familie, nicht die Firma."
„Ich bin stolz auf dich Liebling. Ich bin mir sicher, dass du einem von ihnen eine gute Frau sein wirst. Du wirst stolz an seiner Seite stehen und neben ihm unsere Firmen leiten." lächelte er und stand auf. „Ich hab noch ein paar Anrufe und Geschäftstreffen zu tätigen, aber zum Abendessen werde ich wieder da sein. Dann werden wir alles klären, in Ordnung?" Ich biss mir vorsichtig auf die Unterlippe als ich nickte. Ich musste das alles erst einmal verdauen. „Sehr schön. Du solltest deine Mutter aufsuchen und ihr die guten Nachrichten überbringen." Vater drückte mir einen sanften Kuss auf die Stirn und winkte mich aus dem Raum.

6 Tage später...

„Hast du alles Liebling? Der Wagen kommt morgen früh, du hast also keine Zeit noch etwas einzupacken." fragte meine Mutter vorsichtig und trat einen Schritt in mein Zimmer. Zahlreiche Koffer standen bereits herum, aber ich kämpfte noch immer, einen weiteren zu packen. „Fast. Ein paar Sachen fehlen noch." seufzte ich und ließ mich auf meinem Bett nieder. Die Matratzenfedern quietschten ein wenig unter meinem Körper, doch alles was ich bemerkte, waren die Tränen, die die Wangen meiner Mutter herunter rannen.
„Mutter, es gibt keinen Grund zum Weinen."
Sie schluchzte kurz und tupfte sich mit einem Spitzentaschentuch über die Wangen, bevor sie sich neben mich setzte. „Es ist nur so... Erst verlieren wir deine Schwester und jetzt ziehst du auch noch weg. Abgesehen von deinem Vater hab ich doch nur noch dich." schniefte sie und legte ihre rechte Hand auf meine linke. „Mama... Es ist nicht so, dass du mich nie wieder siehst. Ich werde dir jeden Tag einen Brief schreiben. Und falls sie mir meinen Laptop erlauben, können wir auch skypen. Der Kontakt wird nicht abbrechen." Sie nickte mit einem traurigen Lächeln und holte dann ein kleines, in rotes Papier eingepacktes Päckchen hinter ihrem Rücken hervor. „Ein kleines Abschiedsgeschenk." Ich lächelte als ich es in meine Hände nahm. Es war ziemlich leicht. „Mach schon auf." Meine Augen füllten sich mit Tränen als ich die Verpackung abriss und den kleinen Karton öffnete.
Es waren neue Pastellkreiden, Pinsel und Acrylfarben. Die teuerste Marke die ich kannte.
„Danke Mama..." schniefte ich, bevor ich meinen Tränen freien Lauf ließ. Blitzschnell zog sie mich in eine knochenbrechende Umarmung und für eine ganze Weile saßen wir einfach nur da, weinend und unsere Arme um den jeweils anderen geschlungen, bevor sie mich ein Stück von sich stieß und mich lächelnd ansah. „Ich bin mir sehr sicher, dass du einen dieser 5 jungen Männer sehr glücklich machen wirst. Aber nicht als seine Geschäftspartnerin, nein, sondern als seine liebende Ehefrau." Vorsichtig legte sie ihre Hand an meine Wange und streichelte darüber.
„Ich weiß nicht... Um ehrlich zu sein, habe ich Angst."
„Du solltest dich ein wenig ausruhen wenn du gepackt hast. Morgen wird ein anstrengender Tag für dich." seufzte meine Mutter und erhob sich nur langsam von meinem Bett. „Mama?" Ihr Rücken war bereits zu mir gewandt, doch sie drehte sich noch einmal zu mir um. „Ja Liebling?" Ihr Blick war so unglaublich weich, dass sich ein mir nur allzu gut bekanntes Ziehen in meiner Brust breit machte. „Danke... Für alles." flüsterte ich und zwang ein Lächeln auf meine Lippen.
Dank ihr hatte ich die Kunst des Vergebens gelernt. Sie war einfach wunderbar.

diabolik lovers x reader||OneShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt