Fünf - die Stunden, die ich noch wach liege und über unsere Begegnung nachdenke.
Drei - die Minuten, in denen ich mal meine Augen schließe und versuche, das Bild von ihm aus meinem Kopf zu bekommen. Vergebens.
Eins - die Sekunde, die ich dachte, ich könnte ihn einfach vergessen und nicht weiter nachforschen.Man sagt immer so schön, dass man längst vergangene Dinge hinter sich lassen und abschließen soll, aber Fakt ist, dass ich niemals mit ihm abschließen kann. Ich habe es versucht. Ich habe gedacht, nachdem er mir die Waffe an den Kopf gehalten und mich weggescheucht hat, würde er seinen Platz in meinem Herz irgendwann abgeben. Ich hab gedacht, dass das Loch, das er erschaffen hat, durch jemand anderes gefüllt werden könnte, doch auch am nächsten Morgen klafft es schmerzvoll in meiner Brust. Macht sich bemerkbar, als ich im Mittag aus dem Bett krieche und mir am Nachmittag mein „Frühstück" mache. Wir waren nie zusammen, noch kam es so weit, dass wir ein Paar hätten werden können, aber irgendwie war ich trotzdem immer Bonnie und er war Clyde. Und ich wäre für immer seine Bonnie geblieben.
Wahrscheinlich bin ich auch heute noch seine Bonnie...6 Jahre später.
Ich reibe meine müden Augen.
Sein Blick hat sich in meinen Sinn gebrannt.
Diese Augen hätte ich selbst erkannt, wenn er eine Maske getragen hätte. Diese Augen hätte ich überall erkannt.Am Nachmittag setze ich mich auf der Polizeiwache an einen freien Computer und suche unser System durch. Gebe seinen Namen ein, wobei ich beim Tippen alleine schon Herzrasen bekomme.
Nichts. Zumindest nichts Neues. Seine letzte vermerkte Straftat ist aus der Zeit, in der ich ihn kennengelernt hatte, und ich erinnere mich wieder daran, dass Dad mir später erzählt hat, dass sein halbes Leben erlogen war. Dass viele seiner Erzählungen einfache Lügen waren, und als ich auf der Wache in Berlin aus dem Fenster schaue und die Eiche anstarre, die draußen ihre Wurzeln schlägt, frage ich mich, wieso er mir so bekannt vorkommt, obwohl ich ihn doch eigentlich nie richtig gekannt habe...„Was machst du?"
Ich schrecke zusammen.
Laut atme ich die Luft aus, die ich so lange angespannt in mir gehalten habe. In der Tür des Büros steht Phil. Seine treuen Augen schauen mich neugierig an.„Ich wollte was nachschauen."
„An meinem Computer?"
Ich sehe auf die Tür, die er hinter sich schließt.
Geraldo.
Das ist sein Büro, voll vergessen.„Sorry, Ich-"
Ich will gerade aufstehen.„Schon gut, setz' dich wieder.", lacht er leise auf. „Was schaust du denn nach?"
Sein Körper baut sich hinter dem schwarzen Stuhl auf, in dem ich sitze. „Thaddeus Tjarks, klingt wie ein Künstlername."„Ich weiß"
„Wer ist der Kerl?"
„Das ist der Typ, wegen dem ich gefallen bin.", erkläre ich in Gedanken. Außer ein paar blauen Flecken fehlt mir nichts. „Ich kenne ihn schon ewig."
Phil schnappt sich einen Drehstuhl, der in der einen Ecke des Büros steht, und setzt sich neben mich an seinen Schreibtisch. Direkt spüre ich seine Wärme neben mir. Phil hat eine beruhigende Aura, die einfach keinem Menschen entgeht. Wo er ist, da ist auch Sicherheit. „Als ich noch in Amerburg gewohnt habe, bei meinem Vater, gab es eine Reihe an Morden. Alle Opfer wurden mit Soman vergiftet. Tj-...Tjarks war ein Verdächtiger, wurde aber dann freigelassen. Irgendwie hat er Gefallen an mir gefunden, denke ich...und ich auch an ihm."Phil beäugt mich nun so, als sei ich ein wenig irre.
„Wir waren nie zusammen.", sage ich deutlich, „Aber irgendwas war da, das wir beide nie beschreiben oder in Worte packen konnten. Er war mal Mitglied einer Mafia, hat Drogen gedealt und all das Zeug."
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LIGHTNING | Buch 2 der Shadows-Reihe
FanfictionJade's Traum war's immer, eine waschechte Polizistin zu werden, doch als sie Tj kennenlernte, änderte sich dieses Vorhaben, denn er ließ sie dunkle Welten kennenlernen, in die sie lieber nie abgetaucht wäre. Jetzt, 6 Jahre später, ist sie tatsächlic...