Unser Vertrag

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Mit einem Räuspern erhob er sich.
,,Warte hier, ich bringe dir schnell neue Kleidung."
Während Zhongli das sagte, lief er eilig zur Tür hinaus.
,,O-okay!", rief ich ihm noch hinterher.

Ich blieb ruhig sitzen, bis zu dem Moment, als ich erkannte, was als nächstes passieren wird.

Warte mal... Er bringt mir neue Kleidung? Seine Kleidung?!
Nervös rutschte ich auf dem Stuhl hin und her.

Schon schritt der Braunhaarige mit einem Haufen frischer Sachen in den Händen zur Tür herein.

,,Folge mir bitte. Ich zeige dir wo das Bad ist. Dort kannst du dich umziehen."

Er drehte sich wieder um und sah mich erwartungsvoll mit einem Seitenblick an.

,,Mhm." Ich nickte, stand auf und folgte ihm wie ein Hund, der seinem Herrchen gehorsam hinterherläuft.

Während wir liefen, war es still. Nur unsere Schritte waren zu hören.
Mein Blick war zum Boden gesenkt.

Zhongli öffnete eine Tür und vor uns erschien ein elegantes Badezimmer.

Waschbecken, Toilette, Badewanne und Dusche waren aus schönem Marmor.
Der Boden bestand aus dunkelbraunem Laminat. Die Wände mit schwarzen Fliesen übersät.
In dem gesamten Raum gab es nur ein Fenster, vor dem ein großer brauner Vorhang hing.

,,Na, gefällt dir mein Badezimmer?"
Zhongli schaute mich belustigt an.
Erst jetzt bemerkte ich, dass mein Mund offen stand. Schnell schloss ich ihn wieder.
Sprachlos und etwas verlegen antwortete ich ihm mit einem bloßen Nicken und trat ein.

Er hat definitiv ein Händchen für gute Einrichtung. Ist er reich oder so?

Zhongli drückte mir den Stapel mit den Sachen in die Hände und wandte sich wieder der Tür zu.
,,Wenn du dich dabei unwohl fühlst, dich hier umzuziehen, schließ die Tür ab.
Und wenn du meine Sachen nicht anziehen möchtest, lass es bleiben. Ich werde dich zu nichts zwingen."

,,Schon gut, danke. Ich ziehe es an." Ich lächelte freundlich.
,,Gut. Du solltest lieber davor noch duschen gehen und deine Wunden reinigen. Handtücher und ein Erste-Hilfe-Kasten findest du im Schrank unter dem Waschbecken."

,,In Ordnung, danke."
Er nickte und ging raus.
,,Wenn du fertig bist, komm ins Wohnzimmer. Dort reden wir über alles Weitere."
Ehe ich antworten konnte, hatte er die Tür geschlossen und entfernte sich.

Zuerst stand ich noch zögernd da, dann schloss ich die Tür ab und begann mich auszuziehen.
Als meine nackten Füße den Boden berührten, wurden sie angenehm warm.
Eine Fußbodenheizung ist hier also auch.
Absolut begeistert von dem Badezimmer stieg ich in die Dusche.

Ich schloss die Glastür und drehte das Wasser auf.
Die Kälte, die mich zuvor quälte, wurde nun durch Wärme ersetzt.
Das Wasser bahnte sich einen Weg meinen nackten Körper entlang und wusch das Blut fort.

Ich schloss meine Augen, um jede Sekunde in dieser himmlischen Wärme, in diesem wunderschönen Bad zu genießen.
Und um kein Wasser in die Augen zu bekommen.

Nach dem kurzen Moment der Entspannung, schaltete ich das Wasser ab und begann mich einzuseifen.

Wieder dieser Duft. Die Seife riecht auch nach dieser Blume. Aber das bedeutet dann doch... damit seift Zhongli sich auch ein. Und der Duft, den ich mag, ist seiner!

Unwillkürlich errötete ich und warf meine Gedanken schnell wieder fort.
Meinen Körper schmierte ich damit ein und machte anschließend das Wasser wieder an.

Als ich fertig war, wrang ich meine Haare aus und öffnete wieder die Glastür.
Sofort war mir wieder kalt und ich hastete in Windeseile zum Waschbecken um mir ein Handtuch zu holen.
Ich nahm mir eins und wickelte es um meinen Körper und ein weiteres um meine Haare. Anschließend kramte ich den Erste-Hilfe-Kasten raus.

Ich hatte an einigen Stellen meines Körpers kleine Kratzer und Schnittwunden.
Vorsichtig behandelte ich die schlimmsten davon und klebte Pflaster drauf.
So, das wäre dann erledigt.

Zufrieden mit meinem Werk ging ich zum Sachenstapel, den ich vorher auf dem Klodeckel abgelegt hatte und beäugte die einzelnen Teile.

Ein braunes Hemd und eine schwarze Jeans. Dazu noch weiße Socken und schwarze Boxershorts.

Irgendwie gefiel es mir und ich konnte es kaum erwarten, es anzuziehen.
Also striff ich mir seine Sachen über und betrachtete mich im Spiegel, der über dem Waschbecken hing.

Alles war mir, wie zu erwarten, zu groß. Dennoch fand ich es gemütlich.
Ich nahm das Handtuch von meinem Kopf und legte es auf den Badewannenrand.
Noch ein letzter Blick in den Spiegel und ich machte mich auf, das Bad zu verlassen.
Meine Sachen ließ ich als Haufen auf dem Boden liegen.

Leise schloss ich die Badezimmertür hinter mir und ging ins Wohnzimmer.
Dort angekommen sah ich Zhongli auf dem Sofa sitzen. Vor ihm standen eine Teekanne und zwei Teetassen auf einem kleinen Tisch.

Als er mich sah, in seinen Sachen, schien es, als wäre er ein wenig rot geworden.
Allerdings war es so schnell wieder weg, sodass ich glaubte, es wäre Einbildung gewesen.

,,Meine Sachen stehen dir wirklich gut.", erkannte er und zeigte auf den leeren Platz neben sich. ,,Setz dich doch. Möchtest du eine Tasse Tee trinken?"

,,Gerne.", sagte ich und ließ mich nieder.
Zhongli schenkte mir währenddessen etwas Tee ein.

,,Hast du deine Wunden gut versorgt?"
,,Ja, nur ein paar kleine Kratzer. Halb so wild." Ich machte eine gelassene Handbewegung und grinste.

Zhongli hingegen prüfte mich mit seinem ernsten Gesichtausdruck.
,,Du solltest dich trotzdem nicht überanstrengen. Weißt du schon wo du jetzt hingehen willst?"

Niedergeschlagen schüttelte ich den Kopf. ,,Nein, ich besitze nicht mal Geld, also steht ein Hotel außer Frage."

,,Verstehe." Nachdenklich strich er über den Henkel seiner Tasse.
,,Kann ich nicht einfach hierbleiben?", platze es aus mir heraus.

Seine Augen weiteten sich ein wenig. ,,Das geht nicht. Ich wohne hier nicht alleine."
Was? Wohnt er mit seiner Freundin hier?
,,Hm verstehe. Aber wo soll ich hin?"
,,Ich habe eine Idee."
Voller Hoffnung sah ich ihn an.
,,Du wirst in einem Hotel wohnen. Ich kenne da so jemanden, der liebend gerne deine Kosten übernehmen würde." Entschlossen schaute er mir in die Augen.

,,Das... das kann ich nicht zulassen! Ich möchte das selbst bezahlen!" Fassungslos griff ich nach meiner Tasse und trank einen Schluck des warmen Tees.
Mhh, der schmeckt wirklich gut. Vanilletee nehme ich an.

,,Wie wäre es mit einem Vertrag, Y/N."
,,Ein Vertrag?" Verwunderung stand mir deutlich ins Gesicht geschrieben.

,,Genau. Ich helfe dir, dich in Liyue einzuleben und einen angemessenen Job zu finden. Ich lehre dir die Bräuche Liyues und helfe dir, deine Erinnerungen zurückzuerlangen.
Im Gegenzug lässt du mich deine Hotelkosten übernehmen und befolgst alles, was ich dir sage. Einverstanden?"

,,Ich soll alles befolgen, was du sagst? Was, wenn du ein Perverser bist und mir an die Wäsche willst?"
,,Sehe ich etwa aus wie ein Perverser?" Entgeistert sah er mich an.

Ich zuckte mit den Schultern und er seufzte.
,,Würde ich dir an die Wäsche wollen, hätte ich das schon längst getan. Außerdem ist es meine Wäsche, die du da trägst."

Augenblicklich errötete ich. ,,Na schön, ist ja gut. Ich bin einverstanden."

Zufrieden hält mir der Braunhaarige seine Hand hin und ich schüttelte sie widerwillig.

,,Du und ich, wir befinden uns nun in einem Vertrag. Ich werde mein Wort halten, wie sieht es mit dir aus?"
Er sah mir intensiv in die Augen.
Ich hielt seinem Blick entschlossen stand.
,,Verlass dich drauf."

Fortsetzung folgt...

Memories | Zhongli x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt