Kapitel 2 - Werke der Nacht

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Elias Sicht:

Die Nacht war still und dunkel, nur der Nebel hinterließ seinen trostlosen grauen Schleier. Menschen hätten dieses Bild was mir bot als Magisch empfunden.

Ein dunkler Wald mit großen knurrigen alten Bäumen, die hoch in den Himmel wuchsen und der Nebel, der sich zwischen die Bäume schlich und durch das fahle Mondlicht weiß schimmerte.

Mich kümmerte es recht wenig, all meine Gedanken kreisten um Morgen. Sobald die nächste Nacht anbrach, sollte es soweit sein.

Bereit war ich nicht, andererseits konnte man je bereit dafür sein?

Ein kleiner Ast durchbrach meine Gedanken, als er unter den Gewicht meiner Wolfspfote zerbrach. Meine Ohren richteten sich aufgeregt in jede Richtung, sie wollten erhaschen was der Wald ihnen zuflüsterte. Der Wind fuhr rauschend durch die Bäume, welche ein unruhiges Knarzen von sich gaben. Der Wald er weint, meine Pfoten kribbelten und meine Sinne waren betäubt, die Trauer betrübte meine Seele.

Ich schien weit genug vom Lager entfernt zu sein, denn die alltäglichen Gespräche meines Rudels waren nicht mehr zu hören. Ungern wollte ich zugeben wie erleichtert ich darüber war, aber man merkte es mir dennoch an. Mein gesamter Körper entspannte sich.

Ab und an beneidete ich meinen Zwillingsbruder Levi, das er die Stimmen nicht ständig zu ertragen hatte.

Es war ein Fluch aber auch ein Segen, das Alphagen im Blut zu haben. Jeder erwartete von mir, das ich das Rudel genauso gut kannte und leitete wie mein Vater. Wer war ich, der sein Rudel nicht auswendig kannte! Immer noch verwirrten mich die Gerüche mancher unserer Kameraden, immer noch, wusste ich nicht zu unterscheiden zwischen Freund und Feind.

Als ich in Lehre meines Mentors stand (dem ältesten des Rudels), war ich noch jung und abgelenkt, meine Gedanken waren nie bei den wichtigen. Sie kreisten immer um Dinge die um mich passierten, so wie jetzt auch.

Die Natur war mein Begleiter als ich durch den Wald rannte, über umgefallene Eichen sprang und unter den tief hängenden Ästen kroch.

An vielen anderen Bewohnern des Waldes sauste ich vorbei, ohne ihnen Beachtung zu schenken und ich erschreckte dabei Krähen, die sich mit lauten Beschwerden in den Himmel begaben.

Ich rannte und rannte, bis ich an einer kleinen Lichtung ankam mit einem riesigen Stein, auf dem sich die Flora des Mooses ein zu Hause machte.

Mein Atmen war schwer und hinterließ kleine Wölkchen, die im eisigen Wind verwehten.
Mein Körper entspannte sich wieder, langsam begannen meine Knochen sich wieder zu verformen. Sie passten sich meines Menschlichen Skelettes an, dabei knackten sie fürchterlich.

Es schmerzte nicht sich zu verwandeln, doch die Geräusche dabei waren einfach nur grausam.

Meiner Schnauze wich ein Mund und eine schmale Nase, die sonst so orangen Augen wurden wieder zu ihrer Natürlichen Farbe und das Fell wich meiner glatten Karamell Haut.

Völlig Nackt und der Kälte ausgesetzt, legte ich mich auf den moosigen Stein. Mein Blick glitt an den Bäumen entlang, hoch in den Himmel wo der Mond heute Nacht sein fahles Licht auf mich fallen ließ.

Ich schloss meine Augen und gab meinen Sinnen die Erlaubnis zu streifen, sie wogen sich mit dem Wind und tanzten mit den Ästen.

Ich konnte spüren wie die Nacht ihr Werk vollbrachte, den Tau auf die Blätter malte und kleine Sprösslinge zum wachsen anregte.
Es tat gut einfach hier zu liegen, ohne daran zu denken was morgen passierte.

Je länger ich da lag, desto mehr kroch die Kälte in meine Knochen und langsam begann ich zu frieren.
Kurz zögerte ich noch, dann richtete ich mich auf und sprang vom Stein, auf dem ich eben lag.

Who will be KingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt