Kapitel 5

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Als wir angekommen waren mussten wir noch auf das Schiff warten. Ich vertrieb mir die Zeit indem ich etwas am Strand entlang ging und die frische Meeresbrise einatmete. Irgendwie hoffte ich, ich könnte somit diese Bilder und Gedanken des Vormittags vertreiben. Funktionieren tat es aber nicht wirklich. Dann spürte ich etwas weiches an meinem Bein. Blade hatte ihren schwarzen Kopf an meinem Bein gerieben. "Ist das jetzt eine Entschuldigung?" Fragte ich sie genervt. Sie schaute zu mir auf. Ganz eindeutig eine Entschuldigung aber ich würde sie nicht annehnem, so viel war sicher. Ich zog mein Bein weg und ging schneller. Da merkte ich, wie eine Hand mich festhält. "Was soll das?" Sie zieht mich hinter einen Busch und hält mich dort fest. Ähnlich wie heute Morgen, doch diesmal liegt keine Gewalt in dieser Berührung. "Ja es tut mir leid. Ich hätte nicht so reagieren sollen. Hab ich dir sehr wehgetan?" Was sollte jetzt auf einmal diese Sorge? Um nicht darüber nachdenken zu müssen entgegnete ich forsch. "Ja. Du hast mich fast erwürgt verdammt. Und jetzt lass los." Ich wand mich und versuchte mich zu befreien, sie trat zurück hielt aber immernoch mein Handgelenk fest. "Das wollte ich nicht. Und ehrlich gesagt ich..." "Was?" Hakte ich nach. Sie seuftze auf. " Mich regt dieses ganze Getue zwischen uns auf. Können wir nicht versuchen normal zu reden?" Sie sah mich bittend an. "Wenn dich dieses ganze Geute zwischen uns aufregt," stellte ich klar "dann gib mir gefälligst keinen Grund dazu." Sie blickte beschämt zu Boden. In diesem Moment hörte ich das Schiffshorn eines Frachtschiffes. Schnell lief ich los und zog Blade dadurch mit, weil sie immer noch mein Handgelenk festhielt. Als der Frachter anlegt, klettern wir in einen der noch offenen Container die aufgeladen wurden. Wir wurden hochgehoben und mit einem Rumpeln auf dem Bug des Schiffs abgesetzt. Wir hatten es geschafft. Jetzt mussten wir nur noch solange still sein, bis der Frachter wieder ablegte. Das war auch nach guten 30 Minuten der Fall. "Wir haben es geschafft. Danke dir." Ich reichte Blade die Hand. "Gerne." Erwiderte sie. "Du weißt, du wärst nun aus dem Handel entlassen." "Ich weiß aber... ich glaube es gefällt mir ganz gut. Also wenn du damit einverstanden wärst, mich noch dabeizuhaben." Täuschte ich mich oder errötete sie bei diesen Worten ein bisschen. Mir gefiel diese Verlegenheit bei ihr. Also nickte ich. "Natürlich. Kein Problem." Ich lächelte leicht als ich erkannte was das bedeutete. Denn als ich sie heute im Bad gesehen hatte, war mir etwas an ihr aufgefallen was mich...faszinierte. Vielleicht könnten wir doch freundlicher miteinander umgehen. Als sich der Tag dem Ende zuneigte, wurde es immer dunkler und kälter in dem Container. Fröstelnd drückte ich mich in eine Ecke und zog die Beine an. Ich konnte  die Hand schon bald nicht mehr vor Augen sehen. Ich zitterte und meine Zähne klapperten von der Kälte. Ich sah mich um. Aber ich sah nichts außer diese Dunkelheit. Langsam wurde mir etwas unwohl. Nicht dass ich die Dunkelheit nicht mochte, aber ich sehnte mich nach etwas Licht und Wärme. Ich tastete auf dem Boden herum, bis ich etwas fand, was  wie eine kleine rechteckige Schachtel  anmutete. Ich fuhr über die Seiten und an einer Seite, wurde der glatte Karton von einer raureren abgelöst. Eine Streichholzschatel! Schnell nahm ich ein Streichholz heraus und versuchte es anzuzünden. Es klappte nach drei Versuchen, da meine Hände zitterten. Der Raum wurde erhellt und ich sah, dass hier drin allerhand Decken, Essen und Holz gelagert wurde. Aber ich würde hier drin kein großes Feuer anzünden. Schließlich war ein Brand oder eine Rauchvergiftung nun wirklich nicht so spaßig. Also schnappte ich mir eine der Decken, wickelte mich darin ein und ließ Streichholz um Streichholz abrennen um mich zu wärmen. Aber leider waren sie viel zu schnell leer und somit senkte sich die Kälte um mich. Ich war neidisch auf Blade. Sie konnte sich ganz einfach durch Magie warm halten und schlief vermutlich tief und fest. Seufzend legte ich den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Irgendwann musste ich wohl etwas eingedämmert sein, denn im Halbschlaf nahm ich etwas warmes weiches wahr und kuschelte mich dagegen. Aber erst als dieses etwas sich zu bewegen beginnt, realisiere ich. Ich war mit einem Schlag hellwach und sah, dass ich neben Blade lag. Ich sah unter die Decke. Wir beide waren bekleidet. Trotzdem rückte ich weiter von ihr weg. Es war wieder Tag, da durch die kleine Ritze an der Decke, Sonnenlicht fiel. Ich starrte sie an. Schlafend sah sie schon fast friedlich und richtig süß aus. Sie war wirklich schön. Ihre Lippen waren ähnlich wie meine, nur sahen sie weicher aus. Wie es sich wohl anfühlen würde diese Lippen zu küssen... langsam, ganz langsam beugte ich mich vor und wenige Zentimeter vor ihrem Gesicht verharrte ich so. Da bewegte sie sich plötzlich und zur Tarnung wich ich wieder von ihr weg und setzte einen wütenden Gesichtsausdruck auf. "Was ist?" Fragte sie zögernd "Warum liegen wir beide nebeneinander?" "Naja ich ähm... ich habe mitbekommen, dass du gefroren hast und da...da dachte ich wärme dich..." "Indem du mit mir kuschelst?!" Ich lachte freudlos auf, aber das war nur teilweise gespielt. Denn ich fand das irgendwie süß von ihr. "Es tut mir leid. Ich hätte mir was anderes überlegen sollen. Ich dachte nur, sowas wäre naja...in Ordung." Sie kaute verlegen auf der Lippe herum. "Du hättest mich auch einfach fragen können." Erwidere ich etwas sanfter. Sie nickt stumm. Warum schaffte ich es eigentlich immer sie vor den Kopf zu stoßen. Ich war ein jämmerlicher Fall was Freundschaft angeht. Gut vielleicht auch Liebe aber so bin ich halt. Scharfzünglig, arrogant, misstrauisch... ich hasste diese Sachen so sehr an mir, aber ich wusste ich konnte sie nicht ändern. Frustiert fuhr ich mir durch die Haare und kroch wieder in die hintetste Ecke, von welcher ich Blade musterte. Und wenn schon. Für sie ist diese ganze Sache doch nur eine einmalige Sache. Sobald sie kann wird sie wiederzurückkehren und sich nicht mehr für mich interessieren. Ja und dieses mal war es mir vollkommen egal ob sie diese Gedanken mitbekam oder nicht. Mir war es noch nichtmal peinlich. Vielleicht würde sie ja dann einfach gehen und ich könnte meinen eigenen Plan weiterverfolgen. Wenn du willst, dass ich gehe, dann sag es mir und ich werde es tun. Blade starrte mich an und ihre Augen glitzerten. Nein, nicht ihre Augen, sondern die Tränen darin. Sie hielt sie zurück aber bei mir rollte eine lautlose Träne nach unten. Was war los mit mir? Müsste ich sie eigentlich nicht weiterhin verabscheuen? Wir sind Patner in dieser Sache. Keine Freunde. Kam mir das Gespräch von vor zwei Tagen wieder in den Sinn. Ja wir waren Patner. Aber in welche Richtung?

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