Teil 16: Sammy's Nummer

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Sein Blick ist glasig, voller Frust und doch so gefühlvoll intensiv auf mich gerichtet, dass es mir fast die Socken auszieht. Wie in einen Bann gezogen, kann ich gar nicht mehr aufhören in seinen tiefen Augen zu versinken. Da sind sie wieder. All die ehrlichen und echten Gefühle, die zeigen was für ein vollkommen normaler Mensch er ist und mich so tief im Herzen treffen, dass mein Atem stockt.

"Hey Lilly, alles in Ordnung?" höre ich auf einmal Sammy's Stimme hinter mir.

Hastig löse ich mich aus dem Blick meines Bosses und wende mich zu ihm.

"Ja, ich denke schon."

Er sieht mich verwundert an und zieht eine Augenbraue in die Höhe.

"Dein nicht so netter Boss?"

Ich nicke beschämt.

"So bin ich eben", rechtfertige ich mich mit einem selbst tadelnden Unterton und sehe wie Sammy darauf trotzdem liebevoll lächelt.

"Schon ok. Kann ich helfen?" fragt er.

Es ist wirklich nett, dass er seine Hilfe anbietet.
Im selben Moment hält eines der Taxis direkt vor uns.

"Du könntest mir helfen, ihn in das Taxi rein zu bekommen."

"Geht klar", antwortet er ohne mit der Wimper zu zucken und packt meinen Boss fix an seiner noch freien Seite.

Dieser sieht auf einmal aus als würde es ihm gar nicht gefallen von einer fremden Person so angepackt zu werden. Er versucht sich mit seinen Händen zu wehren und fuchtelt wild mit ihnen in der Luft herum. Doch sein Bemühen ist zwecklos. Gegen Sammy's wirklich beeindruckende Arme hat er keine Chance. Er muss für solche Muskeln bestimmt täglich im Fitnessstudio trainieren. Fix landet mein Boss auf der Rückbank des Wagens und ich nenne dem Fahrer, durch das offene Beifahrerfenster, rasch die Adresse. Wie gut, dass ich auf dem Weg zu ihm vor dem Villabesuch auf das Navi des Fahrers geschielt habe. Dadurch weiß ich die Adresse, ohne meinen Boss jetzt hierfür ausquetschen zu müssen. Ich möchte lieber nicht wissen, was in seinem Zustand für ein Humbug heraus kommen würde.
Als ich wieder von der Tür des Wagens wegtreten will, sieht der Fahrer mich kritisch an.

"Er fährt doch nicht alleine mit?" und zeigt dabei auf die Rückbank.

"Doch", antworte ich mit einer leichten Irritation in der Stimme.

"Ne Leute, dass geht nicht. Ihr habt ihn zu zweit gerade so ins Auto bekommen. Ich helfe ihm bestimmt nicht auszusteigen. Entweder einer von euch fährt mit, oder er muss wieder aussteigen."

Er klingt dabei ziemlich angepisst und keineswegs so, als ob man mit ihm noch verhandeln könnte.

"Ähm...", unsicher schaue ich zu Sammy.

"Eigentlich wollte ich jetzt nicht mitfahren..."

"Dann raus mit euch!"

Der Taxifahrer wird immer schroffer.

"Meine Zeit ist kostbar."

Mit leichten Schweißperlen auf der Stirn schaue ich zwischen Sammy und meinem Boss hin und her und weiß nicht was ich machen soll. Einerseits möchte ich ungern, dass der Abend jetzt schon endet, andererseits kann ich meinen Boss nicht auf dem Gehweg liegen lassen und riskieren, dass er noch etwas Dummes anstellt.
Verdammt!
Was soll ich tun?

Sammy scheint mir meinen inneren Kampf anzusehen, denn er lächelt mir verständnissvoll zu.

"Ist schon ok, Lilly. Fahr ruhig mit. Es gibt für uns bestimmt eine Gelegenheit diesen Abend nachzuholen."

Dieser Mann muss ein Geschenk des Himmels sein. Wärme breitet sich in meiner Brust aus. Dann zwinkert er mir zu und sucht in seiner Tasche nach etwas. Er zieht eine Visitenkarte hervor.

Bitter Sweet LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt