Teil 29: Spektakel

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Nein. Nein. Nein!
Ich möchte nicht, dass sie in meinem Kopf ist. Nicht in so einer Situation. Doch je mehr ich mich dagegen wehre, desto lauter wird sie.

Ich beiße kräftig die Zähne zusammen und schreie einmal laut auf.

"Alles ok Abraham?" höre ich Luzi's Stimme über mir und ich knirsche mit den Zähnen.

"Ja und wehe du wirst langsamer", brülle ich ihr entgegen.

"Habe ich nicht vor", ruft sie laut, hörbar außer Atem und wirft frech ein paar Kieselsteine auf mich herunter.

Immer diese Provokationen. Bestimmt hat sie auch nur gefragt, ob bei mir alles in Ordnung ist, weil sie sich vergewissern wollte, dass ich eventuell schon aufgebe und sie damit den Wettkampf gewonnen hat. Den Gefallen werde ich ihr aber nicht tun. Ich werde niemals aufgeben!

"Lass das!" brülle ich ihr gereizt entgegen, doch sie ist bereits ein ganzes Stück weiter geklettert und kann es bestimmt schon nicht mehr hören.

Lilly

Eine halbe Stunde später ist Jimmy endlich aus dem Vordach befreit und ich habe heimlich so viele Fotos gemacht, wie ich nur konnte. Dieser Moment muss einfach für die Ewigkeit fest gehalten werden.

"Hättet ihr nicht auch ohne Sirene her kommen können? Das macht das ganze nämlich noch viel peinlicher, als es eh schon ist" blafft Jimmy den Chef der Feuerwehrmänner ziemlich unverschämt an.

Dieser sieht erst etwas sprachlos aus, wird dann aber so wütend, dass ihm fast der Kragen platzt.

"Oh, dem werten Herren ist das peinlich. Weißt du was noch viel peinlicher ist Kleiner?"

Er tritt so nah an Jimmy heran, dass ihn ein paar Speichelspritzer im Gesicht treffen. Jimmy zuckt angeekelt zusammen und fragt dann ziemlich kleinlaut:

"Was denn?"

"DAS WIR ÜBERHAUPT HIER HER KOMMEN MUSSTEN!"

Er schreit dabei so laut, dass sich alle Personen in der näheren Umgebung nach ihnen umdrehen. Selbst ein paar Schaulustige, die sich auf der Straße versammelt haben, sehen neugierig her.

"Denn du warst bestimmt nicht da oben um das Dach zu reparieren."

Der Feuerwehrmann knirscht laut mit den Zähnen und es grenzt an ein Wunder, dass er dabei keinen Zahn verliert.

Ich schäme mich so für Jimmy, dass ich am Liebsten im Boden versinken würde. Wieso kann er nicht einfach danke sagen und das ganze gut sein lassen?

"Ent...ent...entschuldigung...", fügt Jimmy mit zittriger Stimme hinzu und sieht aus wie ein Welpe, der vor Angst kurz davor ist auf den Boden zu pinkeln.

"Das hört sich schon viel besser an, junger Mann."

Er klopft Jimmy anerkennend auf die Schulter.

"Jetzt nur noch ein freundliches Danke und wir ziehen so schnell wie möglich wieder ab."

Jimmy sieht ihn zögernd an und erhält eine Geste, die ihm zeigen soll, dass der Mann nicht Ewig Zeit hat.

"D...danke", kommt es ihm Gott sei Dank über die Lippen und ich bin froh, dass ich nicht einschreiten musste.

"Gern geschehen", erwidert der Feuerwehrmann, macht einen sarkastischen Knicks und läuft dann zufrieden zu seinen Kollegen.

Da ich mir wirklich große Sorgen um Jimmy gemacht habe, laufe ich zu ihm um ihn in den Arm zu nehmen. Mama und Paps folgen mir.

"Man Jimmy, hast du uns einen Schrecken eingejagt. Geht's dir gut?" sage ich und breite meine Arme vor ihm aus.

Er sieht mich mit geröteten Augen an und ich kann nicht genau erkennen, ob sie vor Trauer oder vor Wut so rot sind.

Bitter Sweet LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt