Kapitel 3

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Ich duckte mich, doch ich war nicht schnellgenug. Ich wurde von der Wucht des Schusses nach hinten gerissen. Mein Herzwurde zwar nicht getroffen, dafür aber meine linke Schulter. Der Schmerz traf mich wie ein Schlag, auch wenn ich mir hätte denken können, dass es nicht gerade angenehm war, angeschossen zu werden. Ich wimmerte, wobei mir Tränen des Schmerzes die Wange runterliefen. Das schwarze Kleid, was ich heute wegen Brooke's Beerdigung getragen hatte, zog das Blut langsam auf. Zumindest dachte ich das, denn ich traute mich immer noch nicht, auf meine Wunde zu schauen. Ich hörte Schritte auf mich zukommen, Jace's Schritte. Er beugte sich über mich. „Wir haben leider nur noch kurz Zeit, weshalb es schnell gehen muss" sagte er mit einer seltsamen Mischung aus Zufriedenheit und Enttäuschung in der Stimme. „Was meinst du?" fragte ich leise, da ich bemüht war überhaupt etwas Sinnvolles zu sagen. Er sagte nichts, sondern lehnte sich nur mit einem spöttischen Lächeln vor und drückte seine Hand auf meine Wunde. Ich schrie, hatte noch nie solche Schmerzen wie in diesem Moment erlitten. Er nahm seine Hand runter und sagte: „Ich dachte du bist schlauer. Es ist schon fast enttäuschend, wie einfach du es mir gemacht hast. Aber nur fast." Er grinste und legte dann wieder seine Hand auf die Wunde, diesmal noch fester. Ich schrie wieder. „Brooke hat dich sogar gewarnt, und trotzdem bist du hergekommen, ohne dir auch nur irgendwas dabei zu denken" sagte er dann. Ich dachte an die Nachricht, die ich damals nur als einfache Beschwerde abgetan hatte. „Erinnerungen sind nur beim ersten Mal schön" hatte sie geschrieben. Jetzt verstand ich was sie meinte. Jace hatte sie in einer ihrer Erinnerungen umgebracht, und dasselbe hatte er jetzt auch mit ihr vor. „Du warst das" stellte ich fest. „Du hast sie getötet". „Richtig" stimmte er mir zu. „Warum hast du..." fing ich an, doch erdrückte wieder seine Hand auf meine Wunde. „Leb wohl Olivia" sagte er, bevor er eine Pistole aus seiner Hosentasche holte. Wie konnte sie mir nicht aufgefallen sein? Jace legte die Waffe an mein Herz und drückte ab. Ein paar Sekundenspürte ich einen noch schlimmeren Schmerz als davor, dann wurden meine Gliederschlaff und ich merkte gar nichts mehr. Es war, als hätte mich jemand betäubt. Ich war tot, das wusste ich, doch irgendwie hatte ich das Gefühl, ich würde noch leben. Ich konnte mich nicht bewegen, meine Augen nicht öffnen und auch nichts fühlen, aber ich konnte hören und auf irgendeine Art auch atmen. Ich weiß nicht wie lange ich so da lag, darüber nachdachte was geschehen ist und der Umgebung lauschte, bis ich beerdigt wurde. Ich hörte meine Eltern, Verwandte, Freunde und irgendwelche, die ich erst 1-2 Mal gesehen hatte. Wie zu erwarten, war Jace nicht darunter. Aber es hätte ihn auch nicht zu einem besseren Menschengemacht, wenn er auf der Beerdigung von jemandem, den er umgebracht hatte, wäre. Ich wurde in dem Sarg, in dem ich lag unter die Erde gelassen. Als alle sich verabschiedet hatten und ich jetzt alleine in einem Umkreis von ungefähr 5 km war, konnte ich langsam immer mehr meiner Muskeln bewegen. Zuerst die Finger, dann die Arme und letztendlich meine Nackenmuskeln. Ich war so fasziniert, dass ich mich wieder bewegen konnte, dass ich das Geräusch erst hörte, als irgendwas über den Sarg strich. Es klang wie eine Harke oder eine Schaufel? Derjenige, der über den Sarg gestrichen hatte, öffnete ihn jetzt. Ich schaute in klare, blaue Augen. Diese Augen konnten nur einer Person gehören. Ich war so überrascht, dass ich sie bei unserer Umarmung fast mit in den Sarg zog. „Komm, wir laufen ein Stück" forderte Brooke mich auf. Ich nickte. Brooke half mir aus dem Loch, das sie gegraben hatte, heraus. Schweigend liefen wir nebeneinander. „Die einzige lebende Person, die uns jetzt noch sehen kann, ist Jace. Immer die Person, die einen getötet hat. Wenn du normal gestorben bist, dann bist du einfach tot" erklärte sie mir. „Wenn wir nicht verblassen wollen, bis uns letztendlich nicht einmal eine andere tote Person mehr sehen kann, dann müssen wir mit der Person, die uns getötet hat, in unserem Fall Jace, dasselbe tun, was sie mit uns getan hat." Wir schwiegen eine kurze Zeit, ehe ich fragte: „Das heißt, wir müssen Jace umbringen, damit wir selbst richtig tot sein können?". Ich hatte ja keine Ahnung, dass der Tod so kompliziert sein konnte. „Ja, es sei denn, du willst warten, dass die nächste Person, die Jace umbringen wird, das für uns erledigt". „Wie lange haben wir Zeit?" fragte ich. „Solange, bis er natürlich stirbt" erklärte sie. „Wenn ich es heute machen würde, dann wären wir also spätestens morgen wie jeder normaler Mensch tot?" „So wurde es mir erzählt, ob es nun stimmt weiß ich nicht, schließlich lebt Jace ja noch." Während sie das sagte, blieb sie stehen und drehte sich zu mir um. „Aber Fakt ist, dass wir es versuchen müssen". Ich nickte, sie hatte Recht, wir müssen es versuchen. Allerdings werde ich es Brooke nicht antun, dass sie es macht. „Ich werde es machen, heute Nacht, alleine." sagte ich entschlossen. „Bist du dir sicher?" fragte sie mich. „Ja, ich weiß zwar noch nicht wie ich das anstellen will, aber falls etwas passiert, wirst du schon etwas merken". Ich klang zuversichtlicher als ich mich fühlte, doch ich war froh darüber. „Ok". Sie sah einen Moment zweifelnd aus, doch dann nickte sie. „Leb wohl Olivia". Sie umarmte mich noch einmal, dann drehte sie sich um und lief davon. „Ja, leb wohl" stimmte ich ihr zu, obwohl ich mir ziemlich sicher war, dass sie das nicht mehr hörte. 3 Stunden später wusste ich was ich tun musste. Ich lief zu Jace's Haus und schaute mich nach einemoffenen Fenster oder einer nicht abgeschlossenen Tür um. Ich fand nichts, also setzte ich mich auf die Treppe und wartete bis jemand nach Hause kam. Zum Glück war es noch nicht so spät, dass niemand mehr herauskam. Ich wusste nicht wie lange ich so dasaß und versuchte nicht an das zu denken was ich vorhatte, als ich ein Auto sah. Es war das Auto von Jace's Vater. Als er die Tür öffnete, ging ich mit ins Haus und daraufhin in die Küche. Ich suchte nach den Messern, die nicht nur so groß wie ein Brotmesser waren. Ich nahm das größte und schärfste was ich fand. Ich ging in Jace's Zimmer, dabei passte ich auf, nicht zufällig in ihn reinzurennen. Ich stellte mich in die dunkelste Ecke des Zimmersund wartete. Ich sah zu, wie die Zeiger seiner Uhr sich immer wieder um sich drehten. 1x, 2x, 3x, bis er letztendlich um 00:37 Uhr war. Als er in seinem Bett lag und so friedlich schlief, hätte man nicht gedacht, dass es sich hierum einen Mörder handelte. Ich überlegte sogar für einen Moment, ob ich das Zimmer wieder verlassen und ihn einfach alleine lassen sollte. Doch dann dachte ich an Brooke, wie ihre Augen für einen Moment Angst widerspiegelten, während sie darüber sprach, was mit uns passieren würde, wenn Jace nicht starb, also blieb ich im Zimmer. 

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