1. Kapitel Wiedersehen

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Harley

Die zweite Woche in der neuen Wohnung liegt hinter uns.

In der Früh machen meine Eltern und ich uns fertig. Heute macht unser eigenes Café auf. Freunde, Bekannte und Verwandte werden dort arbeiten. Auch ich. Darauf freue ich mich schon sehr. Es lässt sogar den unguten Geschmack meiner Vergangenheit hier, verblassen.

"Hast du gut geschlafen?" fragt mein Vater. "Ja. Und ihr?" "Auch. Hat Chiara durchgeschlafen?" will meine Mutter wissen. Ich nicke. "Ja. Sie hat diese Nacht überraschend ruhig geschlafen."

Chiara ist meine zweijährige Tochter. Mit siebzehn habe ich sie bekommen. Nun bin ich neunzehn. Von Chiaras Erzeuger will ich nicht sprechen, da er sowieso nur ein ignorantes und arrogantes Arschloch ist.

Meine Tochter hat meine dunkelblonden Haare und seine grünblauen Augen. Im Allgemeinen verstehen wir uns ziemlich gut, doch bemerke ich immer mehr, dass sie langsam in die Trotzphase kommt, in der sie meine Geduld austestet.

Gegen halb acht gehe ich meine kleine Prinzessin wecken.

"Hey, Schatz. Aufwachen." sage ich liebevoll und streiche ihr über die Arme und über den Rücken. Sie brummt und öffnet blinzelnd die Augen. Als sie mich sieht, umklammert sie sofort meinen Oberkörper mit ihren kleinen Händen.

"Mama." flüstert sie müde. "Ja?" "Ich hab dich lieb." Ich lächle sie an und fahre ihr sanft durchs Haar. "Ich liebe dich auch mein Engel." sage ich und küsse sie auf die Wange. "Es ist Zeit zum Aufstehen." "Aber zu früh." brabbelt sie und kuschelt sich mehr in meine Bettdecke. Ich lächle.

"Und wenn ich dir einen Kakao mache und ein ganz leckeres Frühstück?" frage ich scheinheilig. Sofort ist Chiara hellwach. "Kakao, Kakao!" ruft sie freudig. Ich hebe sie aus dem Bett und ziehe ihr zu aller erst ihre Pyjama Hose an, auf der Einhörner abgebildet sind.

Sie liebt Einhörner über alles!

In der Küche wird sie von ihren Großeltern einmal ordentlich durchgeknuddelt, während ich ihr Frühstück mache.

Chiara liebt Kakao und Naturjoghurt mit Obst.

In eine Schüssel, auf der Bibi und Tina und natürlich ihre Pferde abgebildet sind, gebe ich ein paar Löffel Joghurt und anschließend Bananen-, Apfel-, Kivi-, und Orangenstücke rein. Dies noch einmal umrühren und fertig.

Vor Chiara setze ich die Schüssel ab und gebe ihr den Löffel, an dessen Griff Biene Maja eingeritzt ist. Auch der Kakao ist fertig.

Während meine Mutter zusammen mit Chiara isst, mache ich meiner Prinzessin ein Jausenbrot und lege in die Jausenbox noch vier Butterkekse in Formen von Tieren dazu. Auch einen Himbeersaft mache ich ihr und fertig. Alles in den kleinen, weiß/violetten Rucksack, auf dessen Klappe sich ein Einhorn abbildet und fertig.

Ich trinke ebenfalls schnell einen Kakao, mache mich selbst und Chiara fertig und keine halbe Stunde später fahre ich sie zu der Kita.

"Freust du dich schon auf Ida?" frage ich lächelnd.

Ida ist die beste Freundin von meiner Tochter. Ihre Mutter ist vierundzwanzig und sehr nett. Sie und ihre Tochter waren bereits zweimal bei uns.

"Ja! Spielen mit Ida! Sie ist lieb und beste Freundin!" ruft Chiara aufgeregt und rutscht ungeduldig in ihrem Kindersitz umher, was mich zum Lachen bringt.

Ich bin wirklich froh, dass Chiara ein Kind ist, das gerne in die Kita geht und sich nicht weinend an mich klammert.

Ich verabschiede mich von meiner Tochter mit einer langen Umarmung. "Oma und Opa kommen dich dann abholen, ja?" Sie nickt und als sie Ida entdeckt, rauscht sie auch schon davon, zu ihrer besten Freundin.

Gegen halb zehn komme ich bei unserem Familien Café an. Wir haben es Snyders Café genannt, da unser Nachname Snyder ist.

Um zehn Uhr wird es geöffnet. Einige Mitarbeiter sind bereits hier und machen ihren Job.

Ich gehe mich schnell umziehen, überprüfe nochmals, ob ich auch wirklich alles habe und kontrolliere, ob die Sitzplätze alle schön sauber sind. Anschließend öffne ich die Eingangstür und hänge ein Schild mit drei Herzen neben die Eingangstür, auf dem in schöner Schrift Open steht.

In den Vitrinen sind alle Mehlspeisen, Kuchen, Muffins und Donuts gelagert. Bereits fünf Minuten nach der Öffnung, befinden sich mehrere Leute im Laden. Ich nehme die Bestellungen auf und leite diese weiter. Mein Vater steht hinter den Vitrinen mit den Speisen, mein Cousin ist bei den Getränken und meine Tante sowie meine Mutter sind in den Hinterräumen und backen unsere selbstgemachten Kuchen. Ab Morgen gibt es auch Frühstück-Menüs. Beispielsweise Pancakes, ein Wiener Frühstück oder das Snyders Frühstück.

Vieles davon machen wir selbst, wie die Pancakes oder auch ein spezielles Brot nach Familienrezept.

Gegen zwei Uhr nachmittags ist der Laden bereits bis in jede Ecke gefüllt. Vor allem Familien mit Kindern sind hier, wie mir auffällt.

Gerade nehme ich eine Bestellung auf, als ich aus dem Augenwinkel wahrnehme, wie wieder Leute in den Laden kommen. Nachdem die Bestellung vollständig ist, drehe ich mich und erstarre für zwei Sekunden.

Das kann nicht sein!

Die junge Männergruppe, die herein kommt, kommt mir sehr bekannt vor.

Das sind doch die Badboys meiner alten Schule! Und Arian!

Okay, reiß dich zusammen Harley! Du wirst dir nichts anmerken lassen! Einfach so tun, als würdest du sie nicht kennen

Ich gebe die Bestellung der vorherigen Personen ab und gehe nach kurzem Zögern Richtung der Jungs. Als ich aufschaue, zu ihnen, bohren sich sofort grünblaue Augen in meine. Arian.

Er sieht mich überrascht an, ehe er badboymäßig zu grinsen beginnt.

Er hat sich in all dieser Zeit also nicht verändert.

"Hallo. Kann ich schon eure Bestellung aufnehmen?" komme ich sofort zum Punkt. Nun scheinen mich auch die anderen seiner Freunde zu erkennen. "Harley? Du bist wieder hier?" fragt Kian verwirrt. "Scheint so. Also? Was wollt ihr?" lenke ich aufs Thema zurück. Während die Jungs bestellen und ich alles mitschreibe, kommen erneut Leute in den Laden.

Bald haben wir gar keine freien Plätze mehr!

Der letzte, der bestellt, ist Arian. "Ein Nougatcroissant und...ein Kakao." Er fixiert mit leichter Verwirrung im Gesicht etwas hinter mir. "Mama, ich will auch einen Kakao!"

Oh scheiße!

Sofort zuckt Arians Blick zu mir. Ich drehe mich und sehe Chiara, die auf mich zu rennt. Hinter ihr meine Mutter, die entschuldigend mit den Schultern zuckt.

Meine Aufmerksamkeit gleitet wieder zu meiner Tochter, die sich inzwischen an meine Beine geklammert hat. Liebevoll fahre ich ihr durch die Haare, während sie mich mit großen Augen strahlend ansieht. "Mäuschen, ich arbeite gerade, aber ich bin mir sicher, Oma macht dir auch einen Kakao." Breit lächelnd und sich darüber freuend, rennt sie zu meiner Mutter, die sie in den Personal-Bereich führt.

Ich atmet leise durch und drehe mich wieder zu den Jungs, wobei ich Arians Blick streife.

Der Mund des Badboys ist aufgeklappt. "War es das?" frage ich einigermaßen gefasst. Ich bekomme von den geschockten Gesichtern nur ein Nicken. So drehe ich mich um und gebe die Bestellung auf, doch bin mir ziemlich sicher, dass es nicht das letzte Mal war, dass ich von Arian gehört habe.

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