3. Kapitel "Papa!"

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"Mama?" Ich sehe Chiara fragend an. "Wer ist das?" fragt sie und zeigt auf Arian. "Er... Er ist.."

~

Harley

Was soll ich sagen? Ihr Vater? Ein alter Freund? Ein ehemaliger Schulkollege?

Ich will Chiara nicht anlügen. Bisher ist zum Glück nie die Frage gefallen, wo Papa oder wer Papa ist, aber das wird noch kommen, ich weiß das.

"Er ist ein ehemaliger Schulkollege von mir."

Dennoch ist es nicht der richtige Zeitpunkt, geschweige denn, der richtige Ort, um ihr zu sagen, wer er wirklich ist.

Ich sehe die Enttäuschung in Arians Gesicht, als er dieses zu Boden senkt.

"Ich mag ihn." sagt Chiara süß zu mir hoch grinsend. Arians Blick fliegt sofort zu meiner Tochter. "Ja?" fragt er zögerlich. Sie nickt. "Mama, Bausteine mitnehmen!" Ich zögere und sehe Arian an. Dieser wagt ein vorsichtiges Anheben seiner Mundwinkel. Ich atme aus und senke ergebend die Schultern. "Okay." Nun lächelt Chiara und umarmt Arian auf einmal. Dieser sieht sie perplex an. "Danke Ari!" grinst sie. Er lächelt breit und ich kann nicht anderes, als dieses Bild, das sich mir zeigt, irgendwie süß zu finden.

Arian streicht Chiara durch die Haare. "Gerne Süße." grinst er und ich glaube zu sehen, wie seine Augen kurz feucht werden.

Bei mir zu Hause angekommen, rennt Chiara sofort in den Garten, der zu der Wohnung dazu gehört. "Mama, Bausteine!" ruft sie aufgeregt.

Im Garten öffne ich den Karton und lasse Chiara mit den Bausteinen spielen. Ich setzte mich inzwischen auf einen der Terassenstühle. Arian macht es mir gleich.

Richtig gehört. Ich habe Arian erlaubt, mit zu mir zu kommen. Wir sitzen schweigend nebeneinander und beobachten meine...unsere Tochter.

Verdammt, ja. Arian ist der Vater und Chiara ist seine Tochter. Egal, wie lange er nicht für sie da war. Er konnte ja nicht wissen, dass er ein Kind hat. Es war auch egoistisch von mir, ihm kein Wort darüber zu sagen, nicht abgetrieben zu haben.

Was ich damit sagen will ist, dass ich nicht warten will, bis Chiara mal nach ihrem Papa fragt. Ich werde ihr es sagen. Vielleicht nicht heute, aber die nächsten Tage. Wenn sie und Arian sich etwas besser kennen. Außerdem hat Chiara ein Recht darauf zu wissen, wer ihr Vater ist und überhaupt einen Vater zu haben.

"Schloss bauen." ruft sie aufgeregt und zieht uns hinter sich her. Arian und ich bauen also zusammen mit ihr ein Schloss. Sie wirkt so glücklich. Wird sie das auch sein, nachdem sie erfahren hat, wer Arian wirklich ist?

~

Heute ist Sonntag. Vier Tage, nachdem Chiara Arian kennengelernt hat. Er war vorgestern und gestern da und ich muss sagen, es erwärmt auf eine verkorkste Art und Weise mein Herz, zu sehen, wie gerne er mit Chiara spielt und wie einfühlsam und sanft er mit ihr umgeht. Ob er heute auch kommt, kann ich nicht sagen. Er ruft mich immer spontan an und fragt, ob wir zu Hause sind.

Ja, ich habe ihm meine Nummer gegeben.

"Mami?" Chiara tapst mit ihrem großen Eisbären Stofftier in die Küche. "Ja?" Sie streckt die Arme nach mir aus. Ich nehme sie hoch. Sofort schmiegt sie sich an mich und legt ihren Kopf auf meiner Schulter ab.

Ich fasse mir ein Herz und beschließe, ihr nun die Wahrheit über Arian zu erzählen.

Im Wohnzimmer setze ich mich auf die Couch.

"Chiara, ich muss dir etwas sagen." Sie richtet sich auf und sieht mich neugierig an. "Was?" "Vielleicht hast du dich schonmal gefragt, wo dein Papa ist. Oder wer dein Papa ist." Sie schüttelt allerdings verneinend den Kopf. "Wer und wo Papa?" fragt sie dann doch mit purer Neugier und...und sowas wie Hoffnung in ihren Augen. "Dein Papa Chiara, ist Arian." sage ich ruhig und erwarte alle Reaktionen, die man haben kann. "A-Arian ist mein Papa?" fragt sie leicht verwirrt. "Ja mein Schatz. Arian ist dein Papa. Arian und ich kennen uns von der Schule." erkläre ich nochmal.

Ihre Lippen verziehen sich zu einem stolzen Grinsen. "Ich habe Papa!" ruft sie, springt auf und rennt aufgeregt durch das Wohnzimmer. "Ich hab Papa!" ruft sie dabei immer wieder, ehe sie sich langsam beruhigt. "Wann kommt Papa wieder?" "Ich weiß nicht." "Er jetzt kommen!" Sie sieht mich durch große Augen an. "Ich rufe ihn an und frage ihn, ja?" Sofort nickt sie wild mit dem Kopf.

Beinahe sofort hebt Arian ab. "Harley? Was gibt's?" fragt er. "Hey. Chiara will dich sehen." Kurzes Schweigen. "Okay, ich komme." Mit diesen Worten legt er auf.

Er hat sich glücklich angehört.

"Und? Kommt Papa?" fragt meine Süße sofort aufgeregt. "Er kommt." bestätige ich ihr. Übermütig springt Chiara in der Wohnung herum.

Ich hoffe, es war die Richtige Entscheidung, ihr zu erzählen, wer Arian ist. Und hoffentlich hat er nichts dagegen, dass ich es ihr ohne seine Zustimmung und Anwesenheit gesagt habe.

Etwa eine viertel Stunde später klingelt es. Ich gehe zur Tür und öffne diese. Arian steht grinsend davor.

"Hey." "Hey. Komm rein." Gerade als ich die Tür schließe, rennt Chiara in den Flur. "Papa!" schreit sie und springt Arian in die Arme. Dieser fängt sie mit Leichtigkeit und sieht sie mit offen stehendem Mund an. Dann wirbelt er mit ihr in seinen Armen, zu mir herum. "Du... Du hast es ihr...erzählt?" fragt er paff, doch sehe das Schimmern in seinen Augen.

Aus welchem Grund auch immer, ist mir die Situation ein wenig peinlich und meine Wangen röten sich.

"Ja. Sie hat ein Recht darauf zu wissen, wer du bist und ich wollte es ihr lieber von mir aus sagen, bevor sie eines Tages nachgefragt hätte." erkläre ich. Er nickt, geht die zwei Schritte zu mir und zieht mich plötzlich an sich. Zögerlich umarme ich ihn und gleichzeitig auch Chiara zurück.

"Danke. Du weißt gar nicht, wie viel mir das bedeutet."

Wenn mich nicht alles täuscht, schwingt in der Stimme des Badboys ein Zittern mit.

Als er sich von mir löst, sehe ich nur zu deutlich, wie nah er den Tränen ist. Das finde ich irgendwie total süß und es zeigt, dass selbst der härteste Kerl, Emotion empfindet und Gefühle hat!

"Schau mich nicht so an. Ich hab nur was im Auge." meint er ausredend, was mich zum Lachen bringt.

Chiara umarmt ihren Vater und vergräbt ihren Kopf an seinem Hals. Ein leises Ich hab dich lieb, Papa ist von ihr zu hören, was Arian überglücklich zum Lächeln bringt.

"Ich liebe dich auch, mein Schatz." gibt er zurück und küsst Chiara auf die Haare.

Er ist ein toller Vater! Er wird Chiara vor allem und jedem beschützen! Er kann ihr alles geben, was sie braucht! Ich bereue es in diesem Moment so sehr, dass ich Arian ganze zwei Jahre lang Chiara vorenthalten habe!

Vielleicht werden wir nie die "perfekte" Familie sein, aber wir sind vereint und glücklich und Chiara weiß nun, wer ihr Vater ist. Nur das zählt.

Ende

Baby from the Badboy ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt