2. Kapitel Wieso?

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Harley

Inzwischen sind fünf Tage vergangen, seitdem Arian im Café war. Seitdem habe ich ihn nicht wieder gesehen. Anscheinend hat er wirklich kein Interesse daran, Chiara kennen zu lernen. Aber selbst wenn, würde ich es höchst wahrscheinlich erst gar nicht zulassen!

Er hat mich im Stich gelassen, er wollte, dass ich abtreibe. Da hat er kein Recht darauf, Chiara kennen zu lernen.

Momentan befinden wir uns in der Stadt, da ich meiner Süßen versprochen habe, einkaufen zu gehen.

"Chiara! Gefällt dir das?" Ich halte ihr einen Hoddie mit bunten, verwaschenen Farben hin, auf dem in schwarzer Schrift Happy steht. "Was steht da?" "Happy." "Und was heißt das?" "Glücklich." "Ja! Meins!" ruft sie freudig und nimmt mir den Hoodie aus der Hand. Schmunzelnd beobachte ich sie dabei. "Weiße Hose." meint sie und hüpft munter davon. Ich folge ihr. Nach einer Weile hat sie sich für eine weiße Leggings, die am Ende mit Spitze besetzt ist, entschieden.

"Mama?" "Ja?" "Spielzeug Geschäft." Ich schmunzel. "Na gut." Ich halte ihr meine Hand hin und wir spazieren zu dem Spielzeug Laden in der Nähe.

In diesem läuft Chiara sofort zu den Schleich Artikeln. "Mama, Baby Einhorn." Sie zeigt in dem Regal nach oben. Ich folge ihrem Blick und nehme das Einhornfohlen, um es ihr zu geben.

Es hat eine Regenbogen-Mähne, ist sonst weiß und hat am Hinterteil einen Hufabdruck, ebenfalls in Regenbogenfarben.

"Meins!" sagt Chiara und läuft weiter, zum Spielzeug für draußen. Dort entdeckt sie XXL Bausteine. "Mama, das!" Ich gucke auf den Preis. 100 Euro! "Tut mir leid Baby, aber das ist viel zu teuer." "Bitte Mama! Meins!" Sie versucht den etwas größeren Karton heraus zu ziehen. Ich hocke mich vor sie hin. "Schau Schatz. Die kosten hundert Euro. Mama hat nicht so viel Geld." "Aber Mama." Ihre Augen füllen sich mit Tränen.

Jemand hinter mir nimmt einen der XXL Baustein-Kartons heraus, doch lasse ich mich davon nicht beirren.

"Ich habe eine Idee Mäuschen. Wünsch dir das zu deinem Geburtstag, zu Weihnachten oder Ostern." schlage ich vor. "Ich will jetzt." Beleidigt verschränkt sie die Arme. "Chiara, es läuft nicht alles so, wie du willst. Du hast jetzt dein Gewand bekommen und das Einhorn Baby kaufe ich dir auch." "Aber ich will das." Sie zeigt erneut auf die Bausteine. Ich seufze und grübel, wie ich sie von den Bausteinen ablenken kann, als auf einmal jemand einen Karton von genau diesen Bausteinen neben uns abstellt. Ich sehe hoch und traue meinen Augen nicht. Arian.

Ich richte mich auf.

"Was machst du hier?" frage ich kühl und ziehe Chiara instinktiv näher zu mir, als ob von ihm eine mögliche Bedrohung ausgehen könnte.

Schweigend hält er mir eine Rechnung hin.

Er hat die Bausteine gekauft! Ich glaub, ich spinne!

"Was soll das? Ist das jetzt ein Ich kann mir mehr leisten als du Macho Gehabe?" frage ich gereizt. Er sieht mich verdutzt an. "Was? Natürlich nicht!" faucht er ebenso gereizt zurück. "Was soll das dann?" Er schluckt und wirkt auf einmal verlegen. Sein Blick wandert zu Chiara, was mir ganz und gar nicht passt.

Auf einmal hockt er sich hin und lächelt meine Tochter an. Ich habe ihn zuvor noch nie so lächeln sehen, wie er es gerade tut.

"Hallo. Ich bin Arian. Wie heißt du?" will er wissen. "Chiara." "Das ist ein schöner Name." "Ich weiß." Er schmunzelt. "Du willst die Bausteine haben, oder?" Sofort nickt sie wild und sein Lächeln wird breiter. Nicht mit mir!

Ich stelle mich vor Chiara. Er sieht zu mir hoch.

"Was soll der Mist? Du warst nie da also musst du uns jetzt auch nicht in den Arsch kriechen." Er richtet sich auf. Ich nehme Chiara und ziehe sie mit mir, ehe Arian auch nur noch ein Wort sagen hätte können.

Bereits nach drei Schritten werde ich allerdings am Unterarm fest gehalten. Ich sehe ihn wütend an.

Es fühlt sich so an, als würde er versuchen, mir Chiara wegzunehmen!

Er zögert und seine Augen huschen im Laden unsicher umher, bis sie schließlich wieder meine erreichen.

"Das, was ich damals gesagt habe, ich weiß, dass das nicht richtig war. Genauso wenig, wie das hier richtig ist, aber...aber i-ich...ich will...sie kennenlernen. Also, ich meine, wenn es für dich okay ist." meint er unsicher und zögerlich, als würden ihm diese Worte unheimlich schwer fallen.

Der hat höchstens ein schlechtes Gewissen und macht es deshalb! An Chiara ist er nicht interessiert. Hat er damals doch schon gesagt!

Ich lache unecht. "Wirklich Respekt, dass du dich das nach beinahe drei Jahren zu sagen getraust." Er sieht beschämt auf den Boden. "Ich weiß, du denkst nicht gut über mich, aber du hast mir auch verschwiegen, dass du sie behalten hast." "War doch gut so, oder? Du warst doch derjenige, der damals gemeint hat, es wäre besser für uns beide, wenn ich abtreibe. Aber weißt du was? Du hast nie an mich gedacht. Nur an dich selbst. Für dich wäre es besser, wenn ich abgetrieben hätte. Also habe ich dich im Glauben lassen, ich hätte es gemacht." Fake lächel ich ihn an.

"Mama? Bekomme ich die Bausteine?" meldet sich Chiara. "Ja." "Nein." sagen Arian und ich zugleich. "Du" Ich sehe ihn gereizt an. "hast kein Recht darauf, zu entscheiden, haben wir uns verstanden?" "Sie ist meine Tochter." "Sie ist nicht deine Tochter!" sage ich etwas lauter, sodass uns einige anschauen, doch das ist mir egal. "N-Nicht?" fragt er verwirrt und...traurig zugleich. "Du bist nicht ihr Vater und sie nicht deine Tochter. Du bist bloß ihr Erzeuger, nichts weiteres." "Also ist sie doch meine Tochter." "Nein." "Lass sie mich kennenlernen. Ich flehe dich an." Einen Moment überlege ich. Dann frage ich ihn: "Wieso jetzt? Wieso kommst du jetzt? Wieso willst du sie plötzlich doch?" "Ich bin älter und reifer geworden. Damals war ich einfach überfordert. Ich bin gerade erst achtzehn geworden und...und ich konnte mir nicht vorstellen, Vater zu werden. I-Ich...hatte Panik. Ich wusste es einfach nicht besser. Du willst es vielleicht nicht hören, aber es tut mir leid, wie ich damals reagiert habe."

"Mama?" Ich sehe Chiara fragend an. "Wer ist das?" fragt sie und zeigt auf Arian. "Er... Er ist.."

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