After Party - Neuer Morgen

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Kedall's Sicht:

Ist es schamlos eine Situation auszunutzen, wenn eine Person total betrunken ist? Ich sag jetzt einfach mal Nein, damit ich mein Gewissen beruhigen kann!

Aber als ich sie hab tanzen sehen, konnte ich einfach nicht widerstehen. Ihren Vodka-Becher hoch in die Luft haltend, die Augen geschlossen, ihre Klamotten fast durchsichtig an ihrem Körper klebend. Da konnte ich nicht anders und mich zu ihr gesellen. Ihre Freundin mit der sie vorher wie wild getanzt hat, schaut nun total verdutzt zu uns herüber. Plötzlich stöhnt Alex auch noch und drückt sich dichter an mich. Ich kann nicht anders und muss laut lachen, auch auf die Gefahr hin, dass sie ihre Augen öffnet. Aber das tut sie nicht. Sie dreht sich zu mir um, legt ihre Arme wie automatisch um meinen Hals und legt ihren Kopf an meine Brust.

Damit hätte ich nicht gerechnet...

Aber ich wäre ja nicht ich, wenn ich nicht trotzdem reagieren würde. Ich ziehe sie hoch und nehme sie auf meine Arme. Halb tanzend, halb gehend versuche ich aus diesem nun total heißen Haus an die frische Luft zu kommen. Während ich das weite suche, merke ich wie mein Bruder mich hasserfüllt anschaut. Aber es ist mir wie immer egal. Ich habe nur noch eines im Kopf: Diese heiße Frau in meinen Armen und dass wir ganz schnell einen Ort zum Abkühlen brauchen.

Als ob sie weiß, was ich vorhabe fängt sie an ihre Hände über meinen Rücken zu streichen. Diese Frau macht mich wahnsinnig! Mit dem Versuch mich nicht auf die Schnauze zu packen und schon ziemlich torkelnd vor Lust habe ich es endlich nach draußen geschafft. Ich wohne nicht weit von der Hausparty entfernt vielleicht ein- oder zweihundert Meter. Aber das muss man erstmal schaffen, wenn man ein so heißes Klammeräffchen an sich zu hängen hat. So schnell, wie es geht mache ich mich auf den Weg. Unsere Eltern sind zum Glück nicht zuhause und mein Bruder wird sich nach diesem Anblick nicht trauen nach Hause zu kommen. Aber alle, die uns jetzt gesehen haben, wissen gar nicht was ich vorhabe.

Vor der Haustür zeige ich meinen Arm, nachdem ich Alex abgestellt hatte. Sie hat nun die Augen auf, scheint aber trotzdem nicht ganz zu merken, was hier überhaupt los ist. Ich schmeiße sie auf mein Bett und ziehe sie aus, was nicht wirklich ein Problem ist, da sie ziemlich leicht ist. Ich lache innerlich. Ich ziehe sie komplett aus, bis sie nackt vor mir liegt. Der Anblick fällt mir schwer. Ihre kleinen Brüste, die zarten Beine und doch diesen außergewöhnlichen Körper mit diesen wundervollen Kurven. Ich spüre ein Ziehen zwischen meinen Beinen, muss es aber unterdrücken. Heute Nacht wird nicht gefickt, auch wenn es mir bei diesem Anblick sichtlich schwer fällt.

Auch ich ziehe mich nun aus und lege mich zu ihr ins Bett.

Alex' Sicht:

Kein Piepen, kein Klingeln. Keine Autos. Ein Schnarchen.

Schnarchen?

Man kann es nicht wirklich als Schnarchen bezeichnen. Es ist eher ein Schnorcheln. Klingt niedlicher. Aber das bin doch nicht ich, oder?

Ich mache meine Augen auf, das Schnorcheln ist noch da. Ich bin es nicht. Das ist auch nicht mein Zimmer. Es ist ziemlich männlich und dunkel eingerichtet und riecht eindeutig nach Mann. Das könnte das Schnorcheln erklären. Aber was zur Hölle ist denn bitte gestern Nacht passiert, dass ich nicht zu Hause, sondern bei einem Mann bin?

Alkohol.

Tut mir eindeutig nicht gut. Werde ich nie wieder anrühren. Verursacht Kopfschmerzen. Höllische Kopfschmerzen.

Ich traue mich gar nicht mich jetzt umzudrehen. Will ich wissen, wer da neben mir liegt?

Ja...

oder nein. DOCH!

Aber irgendwie spüre ich die Seidendecke zu nah an meiner Haut. An einer bestimmten Stelle, wo die Decke einfach nicht sein sollte. Ich sehe meine Sachen. Meine Panty quer über eine Anlage liegend, bekomme ich Panik. Ich hebe die Decke nur einen kleinen Spalt an, lasse sie aber sofort wieder fallen, weil mir das, was ich gesehen habe überhaupt nicht gefällt. Ich bin nackt, bis auf eine Socke. Komplett nackt. Als ich das Bein von dem Mann neben mir spüre, wird mir klar, dass ich mich langsam mal erkunden muss, wer nun neben mir liegt.

Aber halt. Nochmal kurze Pause. Bevor ich mich umdrehe...

Kann ein Bein in dieser Höhe sein? - Ich hoffe, dass er laaaaange Beine hat. Sehr lange Beine.

Jetzt aber. Jetzt drehe ich mich um und egal, wer neben mir liegt, ich fange nicht, nochmal deutlich betonen, NICHT an zu schreien!

Ganz langsam und Stück für Stück, mit geschlossenen Augen und angespannten Gliedern drehe ich mich zu ihm um. Vorsichtig mache ich erst das eine, dann das andere Auge auf.

Eine Frage kann ich beantworten: Er hat keine langen Beine...

Ich schreie, halte mir den Mund zu und schreie trotzdem weiter. Ich flüchte aus dem Bett und stehe nun wie angewurzelt in SEINEM Zimmer.

Er streckt sich und wacht mit einem höhnischen Grinsen im Gesicht auf.

„Du! Du Arschloch! Du Wichser! Warum bin ich nackt? Warum bist du nackt? Warum hast du keine langen Beine!?“

Das letzte kam wohl eher aus Versehen, als mit Absicht. Aber Kendall liegt immer noch schmunzelnd im Bett und klopft mit der einen Hand neben sich.

„Beruhige dich, Süße und leg dich wieder hin. Es ist halb sieben morgens. Ob wir diese Diskussion nun halb sieben oder um elf führen, ist doch egal, oder?“

„Haben wir...?“, setze ich zitternd an.

Er zuckt mit den Schultern und legt sich auf seinen Rücken. Er sieht verdammt heiß aus.

Würde ich es eigentlich wirklich bereuen mit ihm geschlafen zu haben, wenn es so wäre? Was heißt, wenn es so wäre. Man sieht doch wohl, was hier gestern gelaufen ist. Ich spüre meinen Kopf und merke, dass ich eindeutig noch nicht die mentale Stärke für einen geistigen Konflikt besitze. Ich lege mich tatsächlich wieder zu ihm und lege mich so weit an die Kantenschutz des Bettes, wie ich nur kann. Ich höre ein leises Kichern.

„Weißt du eigentlich, wie wunderschön du bist?“, flüstert er.

Er will gar keine Antwort darauf. Dies war eindeutig ein Kompliment. Aber eins von Kendall? Ziemlich ungewöhnlich für einen Macho seiner Art. Aber dafür kenne ich ihn noch nicht lange genug.
Ich sage nichts, schließe nur meine Augen und hoffe, dass meine Kopfschmerzen bald weg gehen. Aber egal, wie sehr ich mich gegen dieses Gefühl wehre: Ich fühle mich wohl in seiner Gegenwart. Warum?

Die Geschehnisse von heute Nacht sind noch lange nicht vom Tisch! Darauf kann er sich verlassen.

Changings - So spielt das LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt