Changings - So spielt das Leben

Erstmal wach werden

Alex' Sicht:

Es klingelt. 

ES KLINGELT! Ich springe auf und suche in meiner Tasche nach meinem Handy. Amira. Wer auch sonst?

" Ja?", flüstere ich, weil ich weiß, dass Kendall noch schläft.

"Wo bist du?", flüstert sie. "Und warum flüstern wir?"

"Du musst nicht flüstern. Ich schon. Ich bin bei Kendall." 

"DER KENDALL!?", brüllt sie ins Telefon. 

"Pssssscht! Du musst schon nicht flüstern, aber schreien darfst du nicht! Und ja bei dem Kendall..."

Ich höre einen stockenden Atem, dann einen Seufzer, dann ein Kichern und dann prustet sie in den Hörer. "Habt ihr?", fragt sie dann auf einmal ziemlich ernst. Amira ist zwar schon immer diejenige von uns gewesen, die irgendwie immer einen Freund hat, aber wenn es um das Thema Sex geht, ist sie da noch nicht ganz so weit. Sie würde gerne, das ist nicht das Problem, aber sie hat höllische Angst sich zu blamieren und dann auf Ewig an einen Typen gebunden zu sein. Aber das würde sie selbst nie zugeben. Deswegen halten bei ihr auch nur Fernbeziehungen. 

"Ich weiß es nicht genau.", gestehe ich kleinlaut. 

"Der Alkohol?"

"Ja." Ich lasse meinen Kopf hängen. Ich bin schon lange nicht mehr in Kendalls Zimmer, sondern stehe jetzt auf einer Art Flur oder Durchgang, wie man es auch immer nennen will. 

"Du, ich muss schlussmachen. Ich bin hier total fremd. Mir geht es gut und das ist doch die Hauptsache." Ohne eine Antwort abzuwarten, lege ich auf und versuche heruaszufinden, wo das Bad ist. Blaue Tür, Grüne Tür, Weiße Tür, Holztür. 

Ich entscheide mich für die weiße Tür und -siehe da- es ist das Badezimmer. Angenehm und nicht zu männlich eingerichtet. Jedoch riecht man das überwiegende Geschlecht . 

Ich schaue mich im Spiegel an. Meine Augen sind rot und verquollen, meine Nase ist auch rot. Ich habe tiefsitzende Augenringe und über meine Haare will ich gar nicht erst reden. Ich drehe den Wasserhahn auf und spritze mir kaltes Wasser ins Gesicht. Inzwischen bin ich auch schon wieder angezogen, meinem Kopf geht es einigermaßen besser und von dem Schock habe ich mich auch halbwegs erholt.

Aber jetzt noch einmal: Habe ich mit ihm geschlafen?

Wenn ja, wäre das ein totales Desaster. Warum? Weil ich dann von meinem ersten Mal nichts mitbekommen hätte und davon auch nichts mehr weiß.
Schon alleine bei diesem Gedanken läuft es mir kalt den Rücken runter.
Aber wenn wir doch miteinander geschlafen haben, dann hätte Kendall ja eigentlich genau das bekommen, was er wollte. Oder etwa nicht? Er hätte es geschafft mich in sein Bett zu bekommen, hat sich als Player ausgetobt und wird mich dann auch endlich in Ruhe lassen.
Umso länger ich über diese Tatsache nachdenke, desto trauriger werde ich und ich weiß nicht mal, warum mich dieser Gedanke so deprimiert.
Mir läuft eine einzelne Träne über meine Wange.
Ich sehe aber sowieso schon schrecklich genug aus, da muss ich nicht auch noch anfangen zu weinen.

Kendall's Sicht:

Durch ein lautes Schreien wache ich auf. Schon das zweite mal heute...
Ich höre, wie Alex sich mit jemandem am Handy unterhält, sich anzieht und dann das Zimmer mit dem Handy verlässt. Ich würde gerne aufstehen und hinterher laufen, aber ich bin noch zu benebelt, um mich zu bewegen. Wenn Sie abhaut, dann ist das halt so.
Aber einschlafen funktionierten mir auch nicht mehr, da ich über die letzte Nacht nachdenke. Was sage ich ihr, wenn sie mich noch einmal darauf anspricht, was gestern passiert ist?
Ich will ihr nicht die Wahrheit sagen. Im Gegenteil. Ich halte einfach meine große Klappe zu dem Thema. Was sie nicht weiß, macht sie heiß.
Und genau das versuche ich zu erreichen. Ich will sie immer noch genau so. Vielleicht sogar noch mehr jetzt, weil ich sie nackt gesehen habe. Ich stelle mich mental ein, dass ich aufstehen werde. Kurz danach tue ich es.
Mir ist es ein bisschen schwummrig im Kopf, obwohl ich gestern nur sehr wenig getrunken hatte.
Ich habe keine Ahnung, wo Alex ist und was sie gerade macht, aber ich muss pissen.  Schlurfend, halbwegs schlafend und nackt begebe ich mich in die Richtung vom Badezimmer.